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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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dieses Jahr in Frankreich gesprochen? Du hast gesagt, du würdest es tun.« Er sah sie vorwurfsvoll an. Sie schnitt eine zaghafte Grimasse.
    »Ich weiß, was ich gesagt habe, aber ich muss den richtigen Augenblick abwarten! Daddy ist auf meiner Seite, aber Mum geht es nicht gut. Ich hab es dir erzählt. Sie regt sich so leicht auf.« Joshs hageres Gesicht lief rot an. Er beugte sich über den Tisch.
    »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, sie macht das mit Absicht, damit du tust, was sie von dir verlangt und sie ihren Willen bekommt! Jedes Mal, wenn du anderer Meinung bist als sie, fängt sie mit ihrer hysterischen Tour an, und du gibst klein bei! Dein Vater ist keine Hilfe, weil er auch keine Lust hat, mit ihr zu streiten!«
    »Mum ist krank!«, beharrte Katie starrköpfig.
    »Der Doktor kommt regelmäßig vorbei! Es hat alles etwas mit meiner Geburt zu tun und den Depressionen, die sie hinterher bekommen und von denen sie sich nicht mehr erholt hat! Du weißt nicht das Geringste darüber, Josh.«
    »Manchmal sehen andere Menschen mehr als Familienmitglieder, Kate. Du siehst es nicht, weil du ihr zu nahe stehst. Du bist sechzehn Jahre alt, und sie hat genügend Zeit gehabt, wieder zu sich zu finden! Sie will überhaupt nicht! Und ich glaube, du benutzt es auch als eine Entschuldigung für dich! Du bist genauso schlimm wie deine Mutter! In Wirklichkeit willst du nämlich nach Frankreich, aber du gestehst es dir nicht ein. Ständig verschiebst du deinen Plan, mit ihr zu reden, und am Ende gehst du doch!«
    »Das ist Unsinn!«, begehrte Katie temperamentvoll auf.
    »Ich werde nicht hier sitzen bleiben und mir anhören, wie du an mir und meiner Mutter herumnörgelst! Niemand sagt mir, was ich zu tun und zu lassen habe, und das schließt dich mit ein, Josh Sanderson!« Sie packte ihre Schultasche und stürmte nach draußen, ohne ihren Milchshake auszutrinken und ohne sich umzudrehen, obwohl Josh ihr hinterherrief. Wenigstens schien der Nebel draußen dünner geworden zu sein. Die Straßenlaternen brannten. Katie ging zum Taxistand. Er war leer. Sie seufzte und sah zu der öffentlichen Telefonzelle auf der anderen Straßenseite. Sie konnte Prue anrufen, aber Prue hatte wahrscheinlich zu tun. Adeline musste gerade aus ihrem Mittagsschlaf erwacht sein. Ihr blieb also nichts anderes übrig, als auf ein Taxi zu warten. Es konnte ja nicht lange dauern. Es war kalt und zugig auf dem leeren Platz, und sie war noch immer verärgert wegen ihres Streits mit Josh – und wegen der Erkenntnis, dass er irgendwie Recht hatte. Sie schob die endgültige Konfrontation mit ihrer Mutter tatsächlich vor sich her. Und ihr Vater, auch wenn er immer wieder beteuerte, dass sie nicht nach Paris gehen müsste, wenn sie nicht wollte, würde letztendlich wirklich keine Unterstützung sein, wenn es hart auf hart käme. Er hatte Angst, seine Frau aufzuregen, und am Ende gab er immer ihren Wünschen nach. Heiße Wut stieg in ihr auf und entflammte ihren Widerspruchsgeist. Es war einfach nicht fair! Und sie würde nicht hier herumstehen und auf ein verdammtes Taxi warten! Sie würde zu Fuß nach Hause laufen! Sie war im Sommer häufig zu Fuß gegangen, und es war überhaupt nicht so weit! Entschlossen machte Katie sich auf den Weg. Das Stück durch die Stadt war kein Problem. Doch als sie beim Silver Bells angekommen war, war es bereits sehr dunkel. Und nachdem sie das Neubaugebiet hinter sich gelassen hatte, wanderte sie ganz allein über eine nächtliche, von finsteren alten Bäumen gesäumte Landstraße, die keinen Bürgersteig besaß. Sie summte leise vor sich hin, um sich selbst Mut zu machen, doch ihre Stimme klang so dünn und hoch in der umgebenden Stille, dass sie bald wieder damit aufhörte. Sie drückte ihre Schultasche an sich und schöpfte ein wenig Trost aus dem Gefühl, das der vertraute Gegenstand vermittelte. Der Boden unter ihren Füßen knirschte laut bei jedem Schritt, und sie war überzeugt, dass jeder, der irgendwo dort draußen lauerte, sie schon meilenweit entfernt hören konnte. Im Unterholz raschelte und knackte es ununterbrochen. Die Lichter der Stadt lagen weit hinter ihr, und vor ihr erstreckte sich ein leerer, finsterer und scheinbar endloser, von Bäumen gesäumter Tunnel. Bis nach Hause war es bestimmt noch eine weitere Meile! Wirklich dumm von ihr, die Strecke um diese Jahreszeit zu Fuß zu laufen! Unfairerweise gab sie Josh die Schuld an ihrer falschen Entscheidung. Er hatte sie böse gemacht, und das zu einem

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