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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Bestenfalls würde sie in einem Wohnheim enden, und wir wissen zu gut, wie es dort ist. Wahrscheinlicher noch würde sie unter den Brücken enden – und so gut wie sicher auf dem Straßenstrich, um Geld zu verdienen.« Markby schlug ärgerlich mit der Hand auf einen Aktenstapel.
    »Ich gestehe, dass ich meine Zweifel hatte, als Barney Crouch erzählte, Lynne ginge seiner Meinung nach für Geld mit Männern aus. Ich hatte Zweifel, weil sie noch so jung war. Aber nach dem, was Sie mir jetzt berichtet haben, müssen wir tatsächlich vom Schlimmsten ausgehen, darin stimme ich Ihnen zu. Der Gedanke entsetzt mich. Wem würde es anders ergehen? Immerhin sprechen wir hier von Schulmädchen! Die Vorstellung, dass es hier in Bamford passiert, unter unseren Augen, und wir haben nichts von alledem bemerkt …!«
    »Keinem von uns gefällt diese Vorstellung, Sir! Aber ich möchte Nikki helfen. Ich möchte verhindern, dass sie – falls es überhaupt stimmt, was wir gehört haben! – am Ende zu einer Professionellen wird. Es ist nur ein kleiner Schritt dorthin, aber das ist ihr wahrscheinlich überhaupt nicht bewusst.«
    »Sie scheinen echtes Interesse für dieses Mädchen zu entwickeln, wie?« Markby schüttelte den Kopf.
    »Ein persönliches Interesse kann manchmal zu Konflikten und falschen Entscheidungen führen. Ganz gleich, was wir empfinden, wir müssen nüchtern bleiben und versuchen, unparteiisch zu urteilen.« Helen verschränkte die Hände.
    »Das erste Revier, auf dem ich gearbeitet habe, besaß einen berüchtigten Rotlichtdistrikt, bei den Docks. Fast all unsere Arbeit hatte irgendwie mit Sittenverstößen zu tun, direkt oder indirekt. Ich war wirklich erschüttert, als ich sah, wie jung die Mädchen waren. Fast alle erzählten uns, dass sie sich nur vorübergehend prostituierten. Einige hatten sogar ihre Familien angelogen und erzählt, dass sie in Krankenhäusern oder Fabriken regelmäßige Nachtschichten leisteten. Es gab junge, verheiratete Frauen, die ihre Ehemänner belogen, womit sie ihr Geld verdienten. Einige redeten sich ein, dass ihre Arbeit im öffentlichen Interesse sei, fast gemeinnützig! Die meisten glaubten, dass sie einfach aufhören könnten, wenn sie die Nase voll oder genug Geld verdient oder eine richtige Arbeit gefunden hätten. Ein paar hatten bereits auf die harte Tour erfahren, dass es nicht so einfach ist, und die anderen kamen auch bald dahinter.« Die Muskeln in ihrem bleichen Gesicht wurden hart.

    »Sie wurden von ihren Zuhältern und ihren Freiern verprügelt, sie wurden drogenabhängig gemacht, zu Pornofilmen und zu unglaublich erniedrigenden Dingen gezwungen, zu denen sie sich wahrscheinlich niemals hergegeben hätten, wären sie nicht bis zum Hals mit Drogen vollgepumpt gewesen. Und vom Gesundheitsrisiko gar nicht erst zu reden! Immer wieder zogen wir ihre Leichen aus dem Wasser.
    Wir alle wissen, dass es Edelnutten gibt und teure Bordelle, die den kapitalkräftigen Markt bedienen. Aber die wenigsten Mädchen schaffen es bis dorthin. Ja, sie haben Recht, Sir. Ich will verhindern, dass Nikki dieses Schicksal erleidet. Sie ist ein hübsches Mädchen. Noch. Ich hasse die Vorstellung, wie sie in zwanzig Jahren aussehen wird – wenn die Dinge so weiterlaufen, wie sie angefangen haben.«
    Markby schwieg eine Weile. Dann sagte er:
    »Also schön, ich gebe Ihnen freie Hand. Fürs Erste. Nicht zuletzt deswegen, wie ich gestehen muss, weil wir jede Information benötigen, die das Mädchen uns geben kann, und ich will nicht, dass irgendwelche Sozialarbeiter sie uns abspenstig machen. Und während Sie sich auf die Arnolds konzentrieren, werde ich Mr. und Mrs. Reeves einen weiteren Besuch abstatten.«
    KAPITEL 11 Viel früher als erwartet, erhielt Markby eine Gelegenheit, Helen Turners Informationen bezüglich des jungen Dom Harris nachzuprüfen.
    Es war am nächsten Morgen, kurz nach dem Frühstück, und Markby war auf dem Weg zum Silver Bells. Er hatte sich entschlossen, zu Fuß zu gehen. Als er über die vom nächtlichen Frost noch immer rutschigen Gehwege marschierte, kam er an einem Zeitungsgeschäft vorbei, und aus der Tür trat Maria Lewis, ein ganzes Bündel Zeitungen und Magazine auf dem Arm. Sie trug kniehohe weiße Stiefel und einen sehr schicken Mantel aus künstlichem hellblauen Fell. Mit dem langen blonden Haar und dem bleichen Teint sah sie aus wie ein wandelnder Eiszapfen. Doch an diesem Morgen schien der Eiszapfen zu tauen.

    »Na«, sagte sie und schlug die langen getuschten

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