Ein Schöner Ort Zum Sterben
Ihnen gesprochen«, begrüßte sie Meredith. Ihre Stimme war klar und besaß ein hohes, kindliches Timbre.
»Sie haben in diesem Jugendclub einen Vortrag gehalten. Ich wollte nie, dass Katie dort hingeht!«
Es war kein ermutigender Anfang.
»Es tut mir so Leid für Sie. Der Verlust muss schrecklich sein«, sagte Meredith.
»Sie war so eine charmante, intelligente junge Frau.«
»Sie war eine Devaux!«, rief Adeline mit nervenzermürbender Schärfe, und die fette Katze legte die Ohren an.
»Sie war keine Conway. In ihr war überhaupt nichts von den Conways! Sie war meine Tochter, eine Devaux!«
Dieser Besuch stellte sich als zunehmend schwierigere Aufgabe heraus. Meredith blickte sich in Adelines Zimmer um, auf der Suche nach etwas, das die entstandene Stille überbrücken und ein wenig Spannung aus der Atmosphäre nehmen konnte. Auf einem Stuhl lag eine halbfertige Stickerei in einem Spannrahmen.
»Das ist sehr hübsch«, sagte sie.
»Ich wünschte, ich hätte ein wenig Geschick dafür. Aber ich habe zwei linke Hände, was die Arbeit mit Nadel und Faden betrifft.«
Adeline blickte flüchtig auf ihre Stickerei.
»Ich habe es von meiner Mutter gelernt. Sie war sehr gut darin. Ich habe versucht, es Katie beizubringen, als sie jünger war, aber sie hatte keine Geduld. Ich habe schließlich nachgegeben. Ich habe immer wieder nachgegeben. Jetzt zahle ich den Preis dafür. Ich hätte hart bleiben sollen, hätte darauf bestehen sollen, dass sie ein gutes Internat besucht, sie daran hindern müssen, immer wieder nach Bamford zu fahren …« Sie schloss kurz die Augen.
»Jetzt ist es zu spät dazu.«
»Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte Meredith sanft.
»Sie wollten Ihr Kind schützen, aber Sie konnten nicht ihr Leben für sie leben. Was geschehen ist, ist eine schreckliche Tragödie. Doch sie hätte sich überall ereignen können.«
»Sie hat sich aber nicht überall ereignet, sondern hier!« Adeline starrte Meredith kalt an. Dann entspannte sie sich ein wenig und winkte Meredith mit ihrer langen, knochigen Hand zu sich. Das Licht fing sich glitzernd in den Ringen. Meredith ging zu ihr, und die Katze sprang vom Sims und schlich davon.
»Sehen Sie das da, dort drüben?« Adeline deutete auf eine Baumgruppe am Rand des Parks. Über den Wipfeln waren zwei Türme zu sehen, die wie Pfefferstreuer geformt waren.
Das Mausoleum, dachte Meredith. Vielleicht nicht gerade der erbaulichste Anblick, den ein Schlafzimmerfenster bieten konnte. Es muss ein seltsames Gefühl sein, wenn dich die Ruhestätte deiner Familie jeden Morgen begrüßt und daran erinnert, wo du enden wirst.
Doch in Adelines Stimme schwang Stolz.
»Das ist die Familiengruft.«
»Das dachte ich mir …« Meredith verstummte unsicher. Sie war nicht sicher, wie viel Adeline wusste – sie hätte Prue nach weiteren Details fragen sollen, bevor sie zu Mrs. Conway ins Zimmer gegangen war.
»Irgendetwas ist dort drüben geschehen«, sagte Adeline.
»Ich weiß nicht, was es war. Es hat keinen Sinn zu fragen. Sie belügen mich alle. Nichts als Lügen, das ist alles, was ich höre. Aber ich bin nicht dumm. Ich habe die Lichter gesehen!«
»Was für Lichter?«, fragte Meredith schärfer, als sie eigentlich beabsichtigt hatte.
»In der Nacht. Um die Zeit, zu der ich mich gewöhnlich schlafen lege. Manchmal ein wenig später. Ich habe Lichter gesehen, dort drüben. Sie haben sich bewegt. Vielleicht war es ein Auto. Wenn es eines war, dann dürfte es eigentlich nicht dort sein, denn es ist unser Land, ein Teil des Parks, auch wenn er auf der anderen Seite der Mauer liegt. Matthew kümmert sich nicht um das Mausoleum. Er sieht nie nach. Er überlässt einfach alles dem armen treuen Mutchings.«
»Erinnern Sie sich noch, in welchen Nächten Sie die Lichter gesehen haben, Adeline?«, fragte Meredith. Doch Adeline lächelte sie nur traurig an.
»Natürlich nicht, meine Liebe. Für mich ist ein Tag wie der andere, und das Gleiche gilt für die Nächte. Ich verlasse nie das Haus, verstehen Sie? Ich gehe nicht nach draußen. Hier drin bin ich sicher. Es ist mein Haus, und niemand kann mir etwas tun, solange ich hier bin. Wenn ich jemals von hier wegginge, würde ich nicht wieder zurückkommen. Das ist der Grund, warum alle wollen, dass ich gehe.«
»Alle?«
»Matthew und diese … diese Frau. Aber ich lasse mich nicht vertreiben!«, sagte Adeline mit beinahe sarkastischer Entschlossenheit. Vielleicht hatte sie es selbst bemerkt, denn sie schüttelte sich und
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