Ein Schöner Ort Zum Sterben
wirklich zurückgeblieben, der gute Winston, aber er hat seine Grenzen, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Sie schob den beiden einen Teller mit Teekuchen hin, doch als niemand Zugriff, seufzte sie und trank ihren Tee ziemlich lautstark aus.
»Sie haben immer in der Familie geheiratet, Vettern und Basen!«, sagte Barney unerwartet.
»Generationen von ihnen! Das ist es, was schief gelaufen ist bei den Devaux! Sie haben es getan, um das Land und das Geld in der Familie zu halten, aber bei ihren Erfahrungen mit Zuchttieren sollte man wirklich meinen, sie hätten es besser gewusst!«
»Was für eine Ausdrucksweise!«, tadelte Mrs. Pride schockiert.
»Miss Adeline war schon als Mädchen sehr nervös, zugegeben. Sie hatte eine Gouvernante, weil sie nicht zur Schule gehen konnte. Und ihr Vater, Sir Reginald, fuhr immer wieder wegen seiner Gesundheit in die Schweiz, also schätze ich mal, dass sie es von ihm geerbt haben muss.« Barney und Meredith wechselten bedeutungsvolle Blicke. Barney hob die Hand, um sich an die Stirn zu tippen, doch dann, aus Furcht vor neuerlichem Tadel, besann er sich eines Besseren.
»Der alte Sir Rupert«, erinnerte sich Mrs. Pride,
»hatte ein sehr unberechenbares Temperament. Er konnte jederzeit wegen der kleinsten Kleinigkeit aufbrausen. Das hätte ihm sicherlich zahlreiche Schwierigkeiten beschert, wäre er nicht selbst der Friedensrichter gewesen!«
»Was du damit zum Ausdruck bringst, Doris«, sagte Barney,
»ist doch nur, dass es ein Gesetz für die Reichen und eines für die Armen gibt! Die Armen sind verrückt, und die Reichen haben ein Nervenleiden. Ich frage mich, ob Conway wusste, worauf er sich einließ, als er Adeline heiratete? Ich wage es zu bezweifeln. Über so etwas bewahrt man Stillschweigen. Erbschaden, nennt man es, nicht wahr?«
»Nervenleiden«, sagte Mrs. Pride majestätisch,
»ziehen sich nun einmal durch ganze Familien. Aber glücklicherweise nicht durch meine. Und ich werde nicht länger hier sitzen und darüber reden.« Damit war dieses Thema beendet. Doch es hatte seinen Zweck erfüllt und Crouch aus seiner Lethargie geweckt. Er hämmerte mit der Faust auf den Kaffeetisch, dass der Deckel von Mrs. Prides Anne-Hathaway-Kanne klapperte.
»Nein, zum Teufel! Das werde ich auch nicht! Ich werde etwas dagegen unternehmen! Dieses erste Mädchen, Lynne Wieauchimmer, ich habe gesehen, wie sie das Pub mit einem Mann verlassen hat! Ich würde diesen Burschen wiedererkennen! Er kehrt bestimmt nicht mehr ins Silver Bells zurück, aber ich wette meinen letzten Penny, dass er in irgendeinem anderen Pub in der Umgebung auftaucht!«
»Es gibt Dutzende davon!«, sagte Mrs. Pride missbilligend.
»Selbst du kannst nicht alle abklappern, Barney!«
»Und ob ich kann!«, entgegnete er.
»Ich gehe jeden Abend in ein anderes. Ich setze mich den ganzen Abend in eine Ecke mit meinem Pint und beobachte die Gäste. Früher oder später werde ich ihn finden!« Er mühte sich aus seinem Sitz.
»Ich fange gleich heute damit an! Wird sowieso Zeit für ein oder zwei Pints.«
»Das ist doch nur eine Entschuldigung dafür, dass du wieder durch die Kneipen ziehst!«, erklärte Mrs. Pride.
»Du könntest monatelang herumziehen, ohne ihn zu finden, Barney Crouch! Und bis dahin wirst du zu einem Alkoholikerwrack, schlimmer noch als jetzt!«
»Ich bin kein Alkoholiker, Doris Pride! Ich bin ein Mann, der hin und wieder einen Drink genießt. Ich kann einen ganzen Abend lang bei einem, nein, bei zwei Pint verbringen!«
»Nicht, wenn niemand auf dich aufpasst! Und du brauchst gar nicht erst zu denken, dass ich mit dir durch die Pubs ziehen werde!«, gab Mrs. Pride zurück.
»Dann mache ich es«, sagte Meredith.
»Vielleicht nicht jeden Abend, aber es würde mir nichts ausmachen, hin und wieder mit Ihnen in die Pubs zu gehen, Barney. Es wäre vielleicht gar nicht schlecht, wenn wir zu zweit sind. Wenn Sie ihn sehen, könnten Sie ihm folgen, während ich die Polizei rufe. Aber heute Abend komme ich noch nicht mit. Es ist ein wenig zu spät, um jetzt noch auszugehen.«
»So etwas habe ich ja noch nie gehört!«, rief Mrs. Pride und drückte Anne Hathaways Cottage an ihre Brust.
»Was würde der Chief Inspector nur dazu sagen, Meredith?«
»Oh, Alan muss es nicht erfahren«, sagte Meredith unbekümmert.
»Er ist viel zu sehr mit seinen Ermittlungen beschäftigt, um sich Gedanken darüber zu machen, was ich tue.«
Doch auch Meredith hatte andere Dinge zu tun. Die Küche war neu gestrichen,
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