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Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Vandalismus an, fürchte ich. Ich denke, allein unter diesem Gesichtspunkt hält Mr. Conway das Mausoleum für nicht geeignet.«
    »Wann hat er je gewusst, was für Katie gut war und was nicht? Nur ich wusste es! Aber er hat meine Pläne ständig hintertrieben! Ihre Schule – er bestand auf dieser Klosterschule, weil es eine Tagesschule war. Aber es hatte zur Folge, dass sie ihre freie Zeit in Bamford verbrachte und sich in Gott weiß für welche Gesellschaft begab! Ich wollte sie nach Paris schicken, aber er war auch dagegen!«
    »Vielleicht«, warf Meredith ein,
    »hatte Ihre Tochter eigene Vorstellungen, was Paris betrifft.« Die Worte stießen auf taube Ohren.
    »Ich bin sehr müde«, sagte Adeline unvermittelt und wandte sich vom Fenster ab.
    »Es war sehr freundlich von Ihnen, mich zu besuchen. Normalerweise bekomme ich keinen Besuch. Matthew erzählt allen Leuten, ich sei verrückt. Es ist nicht wahr, aber ihm würde es gefallen, damit er mich loswerden kann. Aber ich werde nicht von hier weggehen! Niemals!« In ihren Worten lag eine machtvolle Entschlossenheit. Doch dann änderte sich ihr Verhalten erneut, und zu Merediths Überraschung lächelte sie sehnsüchtig.
    »Sie müssen wiederkommen, meine Liebe. Bitte besuchen Sie mich wieder.« Sie streckte Meredith huldvoll die Hand hin. Meredith nahm sie.
    »Selbstverständlich werde ich wiederkommen!«, sagte sie impulsiv. Die große Katze saß wie ein Wächter an der Tür und beäugte misstrauisch Merediths Abgang. Meredith bückte sich, um ihr den Kopf zu streicheln, doch sie funkelte sie nur aus smaragdgrünen Augen an und peitschte mit dem aufgeplusterten Schwanz.
    »Bewachst wohl dein Frauchen, Miezekatze?«, murmelte Meredith. Sie stieg langsam die Treppe hinab und nahm sich Zeit, ihre Umgebung zu betrachten. Dieses Haus musste früher einmal ein richtiges Juwel gewesen sein. Zwar fehlte ihm die würdevolle Erhabenheit berühmterer Residenzen, doch alles war mit einer Sorgfalt eingerichtet worden, der man das Streben nach größtmöglicher Harmonie anmerkte. Das Haus war eindeutig immer nur im Besitz einer Familie gewesen. Die Porträts an den Wänden zeigten ausnahmslos Vorfahren von Adeline. Es waren solide Arbeiten, keines stammte von einem berühmten Künstler, und so wirkten die Porträtierten teilweise hölzern, und die feineren Details – wie zum Beispiel die Spitzen der Kleider, die sie trugen, waren nur grob ausgeführt. Doch gerade diese Zweitrangigkeit brachte sie dem Betrachter näher und machte sie irgendwie realer. Überall zogen sich Haarrisse durch den Putz, und im Stuck hing dicker Staub. Der Teppichbelag der Treppe war stellenweise abgenutzt bis auf die Fäden. Das Haus war wie ein geliebtes Kind, das nun verwaist war und langsam verwahrloste. Obwohl es in diesem Fall seine Bewohner waren, die einen schweren Verlust erlitten hatten. Unten in der Halle wurde Meredith bereits erwartet. Eine große Blondine in einem dunkelblauen, langärmeligen Kleid mit einem breiten Wildledergürtel, der ihre schlanke Figur betonte, musterte Meredith aus kühlen grauen Augen. Als sie die unterste Stufe erreicht hatte, trat die Blondine vor und streckte Meredith die manikürte Hand hin.
    »Mrs. Mitchell? Mein Name ist Maria Lewis, ich bin Mr. Conways persönliche Assistentin. Mr. Conway hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, wie dankbar er ist, dass Sie sich die Mühe gemacht haben und zu uns gekommen sind. Normalerweise hätte er Sie selbst begrüßt, aber Sie werden sicher verstehen, dass er sich im Augenblick sehr erschöpft fühlt.« Meredith schüttelte die Finger mit den rot lackierten Nägeln kurz.
    »Ich verstehe. Bitte richten Sie ihm aus, dass ich gerne helfe, wo ich nur kann. Sie sind Amerikanerin?« Dieses kleine Detail hatte Alan ihr nicht über die furchtbare Maria erzählt. Meredith musterte die Frau, die ihr gegenüberstand, mit einiger Neugier.
    »Tatsächlich bin ich in Kanada geboren, doch meine Mutter hat mich mit in die Staaten genommen, als ich noch ein Kind war. Ich bin dort aufgewachsen und zur Schule gegangen.« Die Antwort klang wie auswendig gelernt und legte die Vermutung nahe, dass die Sprecherin persönliche Fragen nicht mochte.
    »Welchen Eindruck hat Adeline auf Sie gemacht?«
    »Wenn man alles genau bedenkt, hält sie sich den Umständen entsprechend sehr tapfer.« Die Blondine lächelte beinahe.
    »Wenn man alles genau bedenkt? Das ist sehr wohlwollend ausgedrückt. Hat sie Ihnen von ihrer verrückten Idee erzählt, ihre

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