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Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Titel: Ein Schuss Liebe kann nicht schaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake
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würde, dann halte ich den Mund.“
    „So ist es eben.“
    Phineas straffte die Schultern. „So.“
    „Ja.“ Jakob wiederholte das kurze Wort, das die Sache ein für alle Mal beendete: „So.“
    Sie blieben im Stall und arbeiteten schweigend nebeneinander. Tausend Sachen mussten im Stall getan werden – ein weiterer Nagel an manchen Stellen, ein zusätzlicher Haken für die Stricke und Halfter. Sie füllten die Haferkiste, feilten und raspelten raue Oberflächen und spitze Kanten und ölten Scharniere. Phineas holte die Sattelseife und sie putzten alles Leder, das sie finden konnten.
    Jakob legte sich einen Sattel zurecht und erinnerte sich daran, als Naomi seine Kinder geboren hatte. Ihre Mutter war gekommen, um ihr zu helfen, so wie Velma jetzt bei Annie. Damals hatte er Naomis Schreie in der Stille der Nacht gehört, doch von Annie war kein Laut zu vernehmen. Sobald das Baby auf der Welt gewesen war, hatte er Naomi und ihr Neugeborenes in den Arm genommen und dem Herrn gedankt. Die Erinnerung daran hätte ihn noch vor ein paar Monaten schmerzhaft durchzuckt, doch jetzt war es ein wunderbarer Moment in seiner Vergangenheit. So will ich es auch bei meiner Schwester machen – damit sie weiß, dass ich in ihr und dem Baby einen Segen Gottes sehe.
    Sein Magen knurrte laut.
    „Ich habe auch Hunger.“ Die Männer gingen zum Haus. Überrascht stellte Jakob fest, dass Hope an der Spüle stand.
    „Ist denn das zu glauben?“ Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Ihre Schürze saß irgendwie schief, und sie pumpte Wasser in ein Glas – jedenfalls versuchte sie es. Sie war so nervös, dass ihre Hand zitterte und nur ein Teil des Wasserstrahls das Glas traf. „Da koche ich das ganze Wasser, und was will Annie? Ein Glas kaltes Wasser!“
    Sie hat Angst . Sofort war Jakob an ihrer Seite. Er legte seine Hand fest um ihre zitternden Finger, um das Glas ruhig zu halten. „Wenn wir eine ganze Schüssel füllen, könntest du ihr mit einem Lappen die Stirn kühlen. Naomi hat es bei ihren Geburten immer gutgetan.“
    „Das ist eine gute Idee!“ Zusammen pumpten sie kaltes Wasser in eine Tonschüssel. Dabei zitterten Hopes Hände ununterbrochen. Kaum hatten sie es endlich geschafft, rannte Hope nach oben und vergaß dabei die Schüssel.
    „Willst du ihnen das Wasser hochtragen?“ Phineas schaute sich auf der Suche nach etwas Essbarem in der Küche um.
    „Nein.“
    „Nein?“
    „Dann hat Hope eine Entschuldigung, noch einmal nach unten zu kommen. Sie ist ganz schön durcheinander.“
    Phineas schaute Jakob erschrocken an. „Hope ist nie durcheinander. Vielleicht stimmt etwas nicht.“
    Hope ist nicht die Einzige, die durcheinander ist. „Hör auf, dir Sorgen zu machen wie eine alte Glucke. Wenn etwas nicht in Ordnung wäre, hätte Velma längst nach uns gerufen.“
    Jemand kam die Treppe herunter. Hope murmelte: „Vier Beine, Gott. Ich dachte, wir beide hätten eine Abmachung. Ich helfe nur bei Geburten, wenn –“ Ihre Augen weiteten sich, als sie die Männer sah. Erschrocken blieb sie stehen.
    „Du kommst bestimmt, um die Schüssel zu holen.“ Jakob reichte sie ihr.
    „Wenn ich ganz ehrlich bin, dann würde ich jetzt am liebsten durch die Hintertür nach draußen rennen. Ich würde laufen, bis ich nicht mehr kann. Wenn Annie und Velma mich nicht so sehr brauchen würden, dann könnte mich jetzt keiner aufhalten, so wahr ich Hope heiße!“
    „Hope –“
    „Ich bin ein Feigling.“ Sie ließ den Kopf hängen. „Ich zittere schon vor Angst. Wahrscheinlich habt ihr noch nie in eurem Leben einen solchen Hasenfuß gesehen.“
    „Jetzt übertreibst du aber, Hope.“ Phineas stand selbst kurz davor, wegzurennen.
    Hope seufzte tief. „Du weißt nicht, wie es ist. Du kannst es gar nicht verstehen. Deshalb sage ich jetzt auch nichts mehr, sonst bereue ich es hinterher noch. Wir machen uns beide Sorgen um Annie. Du bist auch schon ganz grün um die Nase. Schau nur mal in den Spiegel da drüben, dann weißt du, was ich meine.“ Hope drehte sich schnell um und verschwand mit der Wasserschüssel.
    Jakob schaute Phineas prüfend an. „Sie hat recht, du bist tatsächlich ganz grün um die Nase.“
    „Solange ich nicht blau anlaufe.“ Phineas griff nach der Keksdose.
    Sie setzten sich auf die Veranda und aßen alle Kekse auf. Die Stunden vergingen, aber keiner der beiden Männer rührte sich. Schließlich hörten sie den Schrei eines Neugeborenen in der kühlen Nachtluft. Grinsend sahen Jakob und Phineas sich an.

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