Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
einer Farm, auf der ich geholfen habe, war in Chicago, um ihre Verwandten zu besuchen, und die hat eine Kiste mitgebracht, in der die Küken waren. Sie hat erzählt, dass die armen Dinger fast verdurstet waren, als sie ankamen. Sie musste ihre Schnäbel ins Wasser tauchen, damit sie überhaupt tranken. Aber sie haben alle überlebt. Kaum zu glauben, oder?“ Sie lachte. „Jetzt schaut euch das an. Vor lauter erzählen bin ich jetzt bis zum Hühnerhaus mitgelaufen. Da kann ich auch gleich die Hennen füttern. Sie haben wirklich eine stattliche Schar.“
„Wir haben hundert Hühner.“ Emmy-Lou hockte sich hin und streichelte eine der schwarz-weiß gefiederten Hennen. „Auf keiner anderen Farm gibt es solche Hühner. Mrs Creightons sind fast alle weiß. Die Eier da sind viel leichter zu finden, weil die auch weiß sind.“
„Aber denk doch nur, wie viel mehr Spaß das Eiersuchen bei uns macht!“ Hope drückte Emmy-Lou einen Eierkorb in die Hand. „Eine Henne arbeitet hart beim Eierlegen. Dann versteckt sie die Eier auch noch. Es wäre doch nicht fair, wenn man sie dann so leicht findet. Ein bisschen Suchen – wie bei einem Spiel. Du schaust einfach auf den Boden und suchst da unten, und deine Tante sucht weiter oben. So denken die Hennen gleich, sie haben gute Arbeit geleistet. Ich wette, dann sind sie so glücklich, dass sie morgen gleich wieder ein Ei legen. Es gibt viele Hennen, die nicht jeden Tag ein Ei legen, weißt du das?“
„Unsere tun das.“
Hope schaute Mrs Erickson fragend an. „Gestern war Donnerstag, und keiner von Ihnen ist auf den Markt gefahren. Normalerweise ist doch immer donnerstags Markt. Wann gehen Sie denn?“
„Phineas hat alles am Mittwoch weggebracht. Er fährt die Eier, Butter, das Obst und Gemüse zu Mr Clark, damit sie im Laden sind, wenn die Frauen am nächsten Tag zum Einkaufen kommen. Manchmal fährt auch Jakob. Wenn ich irgendetwas brauche, bringen sie es mir mit.“
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es etwas gibt, was Sie hier nicht haben. Diese Farm ist wie eine Ecke vom Paradies. Deshalb sollte ich jetzt auch endlich aufhören zu quatschen und anfangen zu arbeiten.“
Hope machte sich auf den Weg zum Garten, der fast überquoll mit reifem Gemüse. Wenn sie heute alle Schoten von den Stangenbohnen aberntete, dann würden die Pflanzen neu ansetzen. Schon nach kurzer Zeit lag ein ganzer Scheffel Bohnen am Ende der Reihe. Ein weiterer mit reifen Tomaten lag bald daneben.
„Miss Hope, ich habe ganz viele Eier gefunden!“
Hope drehte sich um. „ Sehr gut, Emmy-Lou. Deine Eier nehmen wir nachher zum Nudelmachen. Willst du mir dabei helfen?“
„Darf ich den Teig ausrollen?“ Emmy-Lou rannte auf Hope zu und stolperte über einen Kohlkopf.
Hope fing sie auf. „Immer langsam.“
Die äußeren Blätter des Kohlkopfs waren zertreten. „Daraus machen wir Krautsalat. Für das Mittagessen heute brauchen wir noch eine Zwiebel. Wie wäre es, wenn du eine suchst und sie aus der Erde ziehst?“
„Emmy-Lou!“ Hope hörte die Panik in Mrs Ericksons Stimme. „Emmy-Lou!“
„Hier. Ich bin hier drüben!“ Emmy-Lou winkte ihrer Tante. „Miss Hope hat gesagt, ich darf eine Zwiebel rausziehen und die Nudeln machen.“
Ihre Tante kam, so schnell sie konnte, auf Emmy-Lou zu. Der Korb mit den Eiern schwankte heftig hin und her. „Du darfst nicht einfach alleine weggehen!“
„Tut mir leid.“ Emmy-Lou ließ den Kopf sinken.
„Ein braves Mädchen geht nur dahin, wo man es hinschickt.“ Mrs Erickson legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Nichte. „Du darfst nicht alleine hier herumlaufen, bitte denke das nächste Mal daran.“
„Okay.“
„Bring die Eier ins Haus, dann kannst du die Zwiebel suchen. Ich helfe hier im Garten.“
Obwohl Hope gerne noch mehr Gemüse geerntet hätte, wollte sie nicht, dass die schwangere Frau sich ständig bückte. „Haben Sie wirklich schon alle Eier in die Kartons verpackt?“
„Jakob bringt sie gerade ins Brunnenhaus.“
„Könnten Sie kurz Ihre Schürze aufhalten?“ Hope schnitt noch zwei Kohlköpfe ab und legte alle drei in Annies Schürze. „Es ist fast so, als hätten wir uns abgesprochen. Sie sind gerade richtig gekommen. Wenn Sie die jetzt in die Küche bringen, dann trage ich in der Zeit die Tomaten hinein.“
Als sie auf das Haus zugingen, kam Emmy-Lou ihnen entgegen. Hope stellte die Tomaten wieder ab. „Gehen Sie nur schon rein, Mrs Erickson. Ich gieße einfach den Garten ein bisschen, dann ist Emmy-Lou
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