Ein Schuss Liebe kann nicht schaden

Titel: Ein Schuss Liebe kann nicht schaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake

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Gott sagt: ‚Mein ist die Rache.‘“
    „Wir sollen keine Rache üben – aber was ist mit Gerechtigkeit? Wenn es Annie und das Baby nicht in Gefahr bringen würde, hätte ich schon längst etwas unternommen.“
    Langsam öffnete er die Fäuste. „Ich bin nicht hierhergekommen, um über meine Schwester zu reden. Ich wollte nur wissen ...“
    Hope schaute ihn erstaunt an, als er abbrach und stattdessen genau ihr Gesicht erforschte. „Sie haben sich wegen mir Sorgen gemacht? Dass ich vielleicht auch vor einem brutalen Ehemann weggelaufen bin? Mr Stauffer, Sie sind wirklich der netteste Mann, den ich je getroffen habe. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich war nie verheiratet.“
    Er hob eine Augenbraue. „Willst du auch nicht heiraten?“
    „Noch nicht. Gott hat noch nicht den Richtigen vorbeigeschickt. König Salomon hat gesagt, dass alles seine Zeit hat. Im Moment ist es meine Aufgabe, das zu tun, was ich tue. Wenn Gott etwas anderes mit mir vorhat, denke ich, wird er es mir schon irgendwie zeigen. Im Moment bin ich so wie das Getreide auf dem Feld.“
    „Das ist aber nicht wirklich beruhigend. Wir schneiden es doch gerade ab.“
    Sie bückte sich, um die Eimer wieder aufzuheben. „Ich meinte eigentlich den Bibelvers über den Weizen auf dem Feld. Er arbeitet nicht und spinnt auch nicht, und unser himmlischer Vater kleidet ihn doch in ein goldenes Kleid.“
    „Das steht bei Matthäus. Ich weiß leider nicht in welchem Kapitel. ‚Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.‘“
    „Oh, ist das nicht wunderschön – den Tag mit einem Wort des Herrn zu beginnen?“ Und war es nicht besonders nett von Ihnen, dass Sie einfach nur den Vers gesagt haben, ohne sich über mich lustig zu machen, weil ich ihn falsch in Erinnerung hatte? Hope schaute auf den Löwenzahnstiel in ihrer Hand und sah dann wieder zu Jakob. „Ihre Schwester und all die Frauen, die gestern hier waren – das sind alles Lilien, die hier tief verwurzelt sind und ihre Blüten entfalten, um den Herrn zu loben. Und ihre Emmy-Lou? Ich denke, dass sie wie ein ganzer Strauß voller Gänseblümchen ist – fröhlich und frisch. Und ich? Ich bin wie ein Löwenzahnsternchen, das immer weitergeblasen wird – immer dahin, wo Gott will und wo ich ihm dienen kann. Gott sei Dank, dass er eine so große Fantasie besitzt, in der jeder seinen Platz hat.“
    „Gott ist nicht der Einzige, der Fantasie hat.“
    Hope drehte sich um und ging auf das Brunnenhaus zu. Dann rief sie über ihre Schulter hinweg: „Er hat uns nach seinem Bild geschaffen. Wir müssen also auch Fantasie haben!“
    Hope stellte das Essen auf das Regal und machte sich auf den Weg zurück zum Haus, wo Emmy-Lou schon auf der Verandatreppe saß und auf sie wartete. Hope drückte sie kurz an sich. „Süße, deine Tante passt heute auf einer anderen Farm auf die kleinen Babys auf. Ich weiß nicht, ob du mit ihr gehst oder hier bei mir bleibst.“
    Emmy-Lou schaute Hope erschrocken an. Ihre kleinen Hände klammerten sich an ihren Ärmel. „Tante Annie geht doch nicht weg, so wie Tante Miriam, oder?“
    „Nein, nein, nein.“ Hope überlegte kurz. „Dein Papa hat mir gesagt, dass deine Tante für immer hierbleibt.“
    Emmy-Lou ließ Hopes Ärmel nicht los. „Und du bleibst auch da!“
    Hope suchte den Boden ab. Löwenzahn waren auf keiner Farm beliebt – aber es war müßig zu hoffen, dass man sie jemals loswerden würde. Zum zweiten Mal an diesem Morgen pflückte sie eine Löwenzahnblume. Dann setzte sie sich neben Emmy-Lou und zog sie auf ihren Schoß. Bei allen Kindern, um die sich Hope in ihrem Leben gekümmert hatte, wusste sie doch immer, dass sie nur für kurze Zeit Teil ihres jungen Lebens war – aber die kurze Zeit hatte sie immer sehr genossen. In der Vergangenheit, wenn sich eins dieser Kleinen beim Abschied an sie klammerte, hatte sie es immer geschafft, sie noch einmal zum Lachen zu bringen, bevor Hattie sich mit dem Karren in Bewegung setzte.
    Doch jetzt spürte Hope zum ersten Mal einen Stich im Herzen bei dem Gedanken, dass sie sich bald von Annie und Emmy-Lou verabschieden musste. Und auch von Mr Stauffer. Denn obwohl seine Sorgen ihn wie eine große Last niederdrückten, besaß er eine Freundlichkeit, die sie bewunderte. Es würde schwierig für sie werden, ihn zurückzulassen. Normalerweise freute sie sich auf