Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Die Bibel sagt uns, dass wir den Tag des Herrn feiern sollen. Wir haben zwei Möglichkeiten. Auf der einen Seite könnten wir zu Hause bleiben und in der Bibel lesen. Ich bleibe gern mit dir zu Hause und höre dir zu. Du liest immer sehr gut vor. Auf der anderen Seite könnten wir einfach früher in die Kirche fahren und als Erste dort sein. Dann setzten wir uns in die vorderste Reihe und warten am Ende, bis alle gegangen sind. Außerdem, Leopold Volkner hat doch nur Augen für seine Marcella. Ich wette, er würde noch nicht einmal eine Schlange sehen, selbst wenn sie ihn ins Knie beißt.“
Jakob und Annie schauten sich an.
Dann begann Annie zu kichern.
Wie ein starker Wind, der durch ein Weizenfeld fegte und den Weizen schimmern ließ, erfüllte Hopes Fröhlichkeit und Wärme die Küche. Jakob schloss die Augen und spürte, wie er Hopes Lachen genoss.
* * *
Guten Morgen, Herr Jesus. Deine Welt sieht heute wunderschön aus. Überall singen die Vögel zu deiner Ehre, und die Bäume winken mit ihren Ästen im Takt. Heute haben wir viel zu tun, Vater. Stärke –
„Hope.“
„Mr Stauffer.“
Er blickte sich kurz um, ob sie allein waren, dann kam er zu ihr. Er sah aus wie ein Mann, der etwas auf dem Herzen hatte. Deshalb drehte sie sich um und kam ihm entgegen, um ihm den Weg zu sparen. Sie trafen sich zwischen dem Brunnenhaus und dem Hof vor der Scheune.
Mit gerunzelter Stirn räusperte er sich. „Ich muss dich etwas fragen.“
„Sicher.“
Seine Augen trafen ihren Blick. Entschlossenheit und noch etwas anderes lag in seinen blauen Augen. „Bist du ... ähm ... warst du schon einmal verheiratet?“
„Ich? Verheiratet? Gute Güte, nein!“
Sein Gesicht entspannte sich etwas. Er nickte.
„Wie kommen Sie denn auf den Gedanken?“
Er zuckte leicht mit den Schultern, so als wollte er irgendetwas abschütteln. „Ich habe nur gemerkt, dass ich dich hier angestellt habe, ohne etwas über dich zu wissen. Woher du kommst, zum Beispiel.“
„Ich bin in Kansas geboren, aber eigentlich bin ich hier in Texas aufgewachsen.“ Sie stellte die Eimer, die sie immer noch in der Hand gehalten hatte, ab und pflückte eine Löwenzahnblüte. Sie hielt die Blume hoch und lächelte. „Ich bin so wie diese Blume. Gott pflanzt mich für eine Zeit an einen Ort, dann gräbt er mich wieder aus. Wohin er mich bläst, da gehe ich hin.“ Bei diesen Worten blies sie in den weißen Wattebausch der Blume, und die weichen, weißen Sternchen flogen im Morgenwind davon.
Beide sahen den fliegenden Sternchen eine Weile nach. „Als ich noch ein kleiner Dreikäsehoch war, haben wir sie immer Wunschblume genannt. So als würde jedes der kleinen Sternchen einen Wunsch von uns in die Welt tragen. Ist das nicht schön? Selbst jetzt denke ich, dass das ein guter Name für diese Blume ist. Der allmächtige, liebende Vater trägt mich dahin, wo er will.“
„Hast du denn keine Familie?“
„Ja und nein. Ich habe keine Blutsverwandten mehr, aber ich habe eine große Familie in Jesus Christus.“
Er rieb sich den Hinterkopf. „Wie kannst du nur so leben – so ohne Sicherheiten und ohne zu wissen, was morgen sein wird?“
„Keiner weiß, was morgen sein wird, und meine Sicherheit – wenn mir irgendjemand was tun will, dann weiß ich, dass Gott auf meiner Seite ist.“
„Gott hat Annie nicht geholfen.“
Hope hörte den Schmerz in seiner Stimme. Sie wartete einen Moment. Herr, ich habe einen Fehler gemacht. Ich dachte, er trauert nur um seine verstorbene Frau und seinen Sohn. Aber er hat noch mehr Kummer . Langsam schüttelte sie den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Hier bin ich anderer Meinung, Mr Stauffer. Gott hat Sie geschickt, damit Sie Annie in Sicherheit bringen. Sie haben sie hierhergebracht. Vom ersten Morgen an, als ich mit Hattie hier ankam, habe ich gesehen, wie Sie mit ihr umgehen. Gott hat Annie einen Schutzengel gegeben, aber hier auf der Erde hat sie in Ihnen einen starken Kämpfer, der sie beschützt. Ich weiß, es tut uns beiden schrecklich leid, wie ihr Mann mit ihr umgegangen ist. Es gibt keine Frau auf der Welt, die einen Mann mit einem grausamen Temperament verdient hätte.
Ein Teil von mir würde am liebsten sofort losstürmen und dem Mann mit der schwersten Bratpfanne, die ich finden kann, eins über den Kopf ziehen. Ich schätze, Sie haben das auch oft gedacht – na ja, vielleicht nicht das mit der Bratpfanne.“ Sie senkte den Blick und sah, dass er die Hände zu Fäusten geballt hatte. „Aber
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