Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
macht das jetzt jeden Tag. Volkner hat vorher immer ein großes Stück von deinem Pfirsichkuchen genommen, aber jetzt isst er den Pflaumenkuchen und ich bekomme mehr von deinem.“
„Weiß sie denn jetzt, dass ihr Liebster Leopold heißt?“ Annie nahm sich einen kleinen Löffel Erbsen.
„Gute Güte, ja.“ Hope löffelte erst etwas auf Emmy-Lous Teller, dann auf ihren eigenen, bevor sie die Schüssel an Jakob weiterreichte. „Alles, was sie sagt, fängt mit ‚Leopold‘ an. Wenn es nicht so viel Spaß machen würde, den beiden Turteltauben zuzuschauen, dann könnte einem das schon ganz schön auf die Nerven gehen. Man kann es ihr aber auch nicht übelnehmen. Das Mädel ist ganz schrecklich verliebt.“
„Sie sollte sich jetzt auch genug um ihn kümmern.“ Jakob aß einen Bissen. „Morgen und am Mittwoch ernten wir die Felder ihres Vaters, dann muss Leopold weiterziehen. Seine Familie braucht das Geld.“
„Ich wette, er bleibt so lange bei den Richardsons, bis auch das letzte Feld in der Umgebung abgeerntet ist.“ Hope schob Emmy-Lous Tasse zur Seite.
Jakob starrte auf die Tasse. Wie oft hatte Hope die Tasse schon zurückgeschoben? Fast bei jedem Essen, seitdem sie hier war. Und davor – wenn niemand schnell genug war – hatte Emmy-Lou die Milch immer verschüttet. Ich war so ein Dummkopf, dass ich es nicht schon viel früher bemerkt habe.
Phineas führte die Gabel zum Mund, hielt aber inne. „Patterson hat sich heute gefragt, ob Richardsons sogenannte Neffen noch eine Weile bleiben, oder ob wir wieder mit zwei Maschinen arbeiten müssen, wenn wir zu seiner Farm kommen.“
„Lena hat heute beim Mittagessen gefragt. Einer der Jungs geht zurück auf die Farm seines Vaters, aber der andere wird bis zum Ende der Ernte bleiben. Ich habe ein bisschen Angst, dass es Linette das Herz bricht. Sie hat so gehofft, dass der eine, der sich nicht mit Kathleen verlobt hat, um ihre Hand anhalten würde. Aber ich habe heute gesehen, wie er einem anderen Mädchen zugelächelt hat.“
„Das Leben gibt einem nicht immer, was man will.“
Hope ignorierte Jakobs sauren Ton und Annies Seufzer und sagte: „Ich hätte gerne eine Prise Salz. Könnte ich den Salzstreuer haben, bitte?“
Sofort griff Jakob nach dem Salz. Sein Ausbruch tat ihm leid. „Hier.“
Nachdenklich streute Hope Salz auf ihren Reis. Dann wechselte sie das Thema. „Annie hat heute einiges auf Sydney Creightons neumodischer Maschine genäht. Es verschreckt einem die Sprache, wenn man sieht, wie viel man in so kurzer Zeit darauf nähen kann.“
„Verschlägt, nicht verschreckt.“ Sobald er das gesagt hatte, tat es Jakob auch schon leid. Er wollte Hope nicht korrigieren. Ich sollte meinen Mund halten.
„Wenn man etwas verschreckt, dann ist es still und oft ist es dann auch ganz weg. Das kann ich mir vorstellen. Aber wie kann man denn Worte oder eine Sprache schlagen?“
„Ja, Papa. Wie geht denn das?“
Es wäre unhöflich, wenn er nicht antworten würde – selbst wenn er gerade beschlossen hatte, den Mund zu halten. „Das ist nur so ein Sprichwort. Es bedeutet letztlich dasselbe – nämlich in die Flucht schlagen. Es hat nichts mit prügeln oder zuschlagen zu tun.“ Sprichwörter durcheinanderzubringen ist nicht nur eine Marotte, die Hope hat. Wenn Emmy-Lou nicht lesen lernt, wird sie es bestimmt später genauso machen.
„Hört sich überzeugend an, obwohl ich es mir immer noch nicht wirklich vorstellen kann. Komm, Emmy-Lou, ich zeig dir mal einen Trick.“ Hope legte ihre Hand auf Emmy-Lous und drückte mit der Gabel auf den Reis. „So klebt der Reis besser zusammen. Und jetzt nimmst du dein Brot und machst damit eine Wand, dann kannst du den Reis auf die Gabel schieben und schaffst es bis in den Mund. So.“
„Ich hab’s geschafft!“
„Ja, das hast du!“
Emmy-Lou kaute ihren Bissen und drückte dabei den Rest von ihrem Reis platt. „Phineas, ich lerne gerade zählen. Ich komme schon gaaaaaaanz weit. Hopes besonderer Quilt hat so viele Sterne. Ich und sie und Tante Annie haben ihn noch nicht ganz ausgebreitet, so weiß ich auch nicht, wie viele noch drauf sind. Aber ich habe schon achtzehn gefunden.“
„Achtzehn.“ Phineas nickte ernst.
„Gott hat ganz viele Sterne am Himmel gemacht. Wir können sie auch nicht alle sehen. Ich hab auch die Decken für Tante Annies Baby gezählt. Sie hat schon sieben Stück, aber sie wird sie nicht immer alle gleichzeitig nehmen.“
„Dann hat sie ja genug, habe ich recht, Jakob?
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