Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
was man über ein Baby so alles wissen muss. Und dann können du und ich deiner Tante gemeinsam helfen, wenn ihr Baby erst einmal da ist.“
„Ja! Ich werde ganz viel helfen!“
„Das glaube ich ganz bestimmt.“ Hope richtete sich wieder auf. „Aber jetzt müssen wir deinen Papa losschicken. Er und Phineas müssen heute richtig hart arbeiten.“
Auf dem Weg zur Nachbarfarm dachte Jakob darüber nach, wie Hope die Dinge für Emmy-Lou immer wieder ins Lot brachte. Sie hatte es geschafft, Emmy-Lous Enttäuschung in Freude zu verwandeln. Aber Hope würde nicht immer da sein, um Emmy-Lou abzulenken und zu ermutigen. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis sie sich von Hope verabschieden mussten.
Vor diesem Abschied würde er seine Tochter nicht beschützen können. Im Laufe der Zeit würde Emmy-Lou sich von immer mehr Dingen verabschieden und immer mehr Sachen aufgeben müssen.
Warum, Gott? Warum nur?
Überall im Hof bei den Smiths standen die Männer und aßen hartgekochte Eier und Frühstückskuchen. Die fröhlichen Unterhaltungen verstummten sofort, als Jakob auf den Hof geritten kam. Daisy griff nach dem Arm ihres Mannes und Großmama rief: „Phineas hat uns gestern in der Kirche gesagt, dass wir für Emmy-Lou beten sollen. Wie geht es ihr?“ Tausend Antworten schossen Jakob durch den Kopf. Bisher war es ihm noch nicht in den Sinn gekommen, dass seine Nachbarn sich nach seiner Tochter erkundigen würden. In Zukunft brauchte Emmy-Lou sicher manchmal ihre Hilfe. Dieser Hilfe sollte sein Stolz auf keinen Fall im Weg stehen. Aber der Arzt hatte ihn vor den schrecklichen Auswirkungen von Mitleid gewarnt. Schließlich räusperte er sich. „Sie hat ein Problem mit ihren Augen. Ich habe ihr eine Brille gekauft, aber meine Emmy-Lou kann damit trotzdem nicht so gut sehen wie wir.“
Mr Toomel klopfte sich auf die Bügel seiner eigenen Brille. „Wenn ich die nicht hätte, wäre ich so blind wie ein Maulwurf.“
Das Lachen um ihn herum war für Jakob wie ein Peitschenhieb. „Blindheit ist nicht lustig.“ Seine Stimme bebte vor Zorn.
Großmama unterbrach das betroffene Schweigen. „Jakob, wird Emmy-Lou langsam blind?“
„Das konnte der Arzt nicht genau sagen.“
„Wir passen heute besonders gut auf dein kleines Mädchen auf“ – Mitleid schwang in Daisys Stimme – „und auch in Zukunft.“
„Vielen Dank, aber Emmy-Lou geht heute mit ihrer Tante zur Forsaken-Ranch. Ich denke, so ist es besser.“
Zu Beginn des Arbeitstages und später beim Mittagessen betete Smith. Er betete auch für Emmy-Lou. Als das Mittagessen vorbei war und die Männer sich wieder auf den Weg zu den Feldern machten, rannte ihnen ein Schwarm kleiner Mädchen nach. Lottie Richardson warf sich einen Zopf über die Schulter und fragte: „Bringen Sie Emmy-Lou morgen mit zu unserer Farm, damit wir spielen können?“
Bevor er antworten konnte, kam Großmama mit einem leeren Ku-chenteller an ihm vorbei. „Natürlich wird er das. Ihr Mädchen lasst jetzt die Männer in Ruhe und helft mir. Ich habe extra für euch einen kleinen Kuchen gebacken, damit ihr nachher euer eigenes Kaffeekränzchen machen könnt.“
Jakob sah den Mädchen nach, wie sie hinter Großmama her ins Haus hüpften. Großmama war zu weit gegangen. Wer war sie, dass sie entscheiden konnte, wohin Emmy-Lou morgen ging? Emmy-Lou musste immer unter Aufsicht sein. Aber trotzdem war Jakob mit dem Gedanken nicht zufrieden. Warum macht es mich dann so traurig, dass Emmy-Lou jetzt nicht hier ist und mit den anderen spielen und Kaffeekränzchen machen kann?
* * *
Emmy-Lou plapperte ununterbrochen, als sie sich an den Abendbrottisch setzte. „Babys schreien immerzu, die ganze Zeit. Mrs Sandersons kleines Mädchen krabbelt ganz schnell. Ich bin ihr heute hinterhergerannt, Papa. Ich allein. Und ich habe sie gerade noch gekriegt, bevor sie die Treppe hochkrabbeln konnte, nicht wahr Tante Annie?“
„Ja. Und es war gut, dass du schnell genug warst.“
„Das hört sich ja an, als wäre heute alles gut gegangen?“ Jakob schaute seine Schwester an, neigte den Kopf aber in Richtung seiner Tochter.
„Ja.“ Annie legte sich die Serviette auf den Schoß, als wäre die Frage und Antwort nichts weiter als eine harmlose Unterhaltung.
Frustriert wie er war, wollte er nicht beten. „Phineas, sprichst du heute das Tischgebet?“
Als Annie ihm den Teller mit dem Fleisch reichte, sagte Phineas: „Marcella hat heute wieder ihren Pflaumenkuchen mitgebracht, und ich hoffe, sie
Weitere Kostenlose Bücher