Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
machen zu können. Emmy-Lou plapperte während des Essens die ganze Zeit. Phineas machte sie immer wieder neugierig, indem er von Milky sprach, aber Emmy-Lous Fragen nicht beantworten wollte. Miss Ladley sprang vom Tisch auf, um die Kaffeekanne zu holen und ihre Tassen neu zu füllen, und sie schob Emmy-Lous Tasse unbemerkt ein Stück zur Seite, damit sie nicht umgestoßen wurde. Plötzlich lachte sie auf. „Mr Phineas, jetzt bin ich schon genauso neugierig auf die kleinen Kätzchen wie Emmy-Lou.“
„Als dein Papa noch ein kleiner Junge war“, sagte Annie leise zu Emmy-Lou, „hatte er eine grau-gestreifte Katze, die ihm wie ein Hund nachlief.“
Ihre Bemerkung überraschte Jakob völlig. Ängstlich wie sie war, sagte sie nie mehr als unbedingt nötig. Redete sie jetzt, weil sie in Miss Ladleys Gegenwart nervös war, oder weil sie sich in ihrer Gegenwart ... sicher fühlte? Entspannter? Jakob lächelte seine Schwester an und nickte. „Das stimmt. Dieser Kater hat mich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht.“
„Wirklich?“ Emmy-Lou schaute ihn mit erstaunten Augen an.
„Neben unserem Haus stand eine große, alte Pappel. Im Sommer, wenn es heiß war, ließ ich mein Fenster nachts immer offen. Fleck – ich habe ihn so genannt, weil auf seinem Rücken ein schwarzer Fleck prangte – kletterte diesen Baum hoch, sprang dann durch mein offenes Fenster ins Haus und rollte sich auf meinem Bett zusammen. Mama und Papa fanden ihn dann dort und es gab Ärger.“ Er schüttelte den Kopf. „Sie sagten mir, selbst wenn der Kater es nicht besser wüsste, dann doch wenigstens ich.“
Phineas räusperte sich und schaute auf das Essen.
„Es tut mir leid. Ich hätte besser aufpassen müssen. Hier.“ Annie tat ihm schnell ein weiteres Stück auf den Teller und hielt dann den Löffel über das letzte Stück. „Jakob?“
Gern nahm er noch ein Stück.
Doch als er sich den ersten Bissen in den Mund schob, sagte Emmy-Lou weinerlich: „Jetzt ist alles weg, und ich wollte doch auch noch was.“
„Hier.“ Er schaufelte einen großen Bissen auf seine Gabel.
„Jetzt mal langsam mit den jungen Pferden.“ Miss Ladley beugte sich zu Emmy-Lou herunter und flüsterte laut: „Hast du daran gedacht, noch etwas Platz für den Keks zu lassen?
„Nein, das hab ich vergessen.“ Emmy-Lou richtete sich auf. „Papa, ich bin schon fast satt.“
Annie seufzte leise. „Nächstes Mal achte ich bestimmt besser auf dich und gebe dir mehr zu essen.“
„Okay.“ Emmy-Lou streckte zwei Finger in die Luft. „Papa, sie haben zwei davon gemacht. Ich habe geholfen, den anderen Shepherd’s Pie in das Brunnenhaus zu tragen, wo es kühler ist.“
Jakob lächelte seine Tochter an. „Das ist gut, auch, dass du geholfen hast.“
„Emmy-Lou kann auch gut Unkraut jäten.“ Miss Ladley nahm sich ein Stück Wassermelone. „Sie ist eine große Hilfe.“
Ein paar Minuten später schaute sich Jakob auf dem Tisch um. Jeder Teller war leer – sogar Annies, und das passierte nicht oft. Das war ein gutes Zeichen. Normalerweise aß sie nicht viel zu den Mahlzeiten, und soweit er das beurteilen konnte, naschte sie auch nicht den ganzen Tag, so wie Naomi das immer getan hatte, wenn sie schwanger war. Als Naomi im achten Monat gewesen war, musste sie mehrere Knöpfe ihres Kleides unter der Schürze offenlassen; Annies Bauch war auch rund, aber nicht so deutlich gewölbt, dass man darin ein gesundes, dickes Kind vermuten würde. Wenn er Miss Ladley anstellte, könnte sie Annie vielleicht dazu überreden, mehr zu essen.
„Jakob?“ Phineas schaute ihn fragend an.
Miss Ladley blickte über Emmy-Lous Kopf zu ihm. „In manchen Familien, wo ich war, haben sie nur vor dem Essen gebetet. In anderen haben sie davor und danach gebetet. Wie ist das bei Ihnen?“
„Davor und danach.“ Er senkte den Kopf und übersetzte das deutsche Gebet ins Englische, damit Miss Ladley es auch verstehen konnte. „Dankbar sind dir unsere Herzen, du hast uns satt gemacht. Lass uns in Arbeit, Freude und Schmerzen in deiner Liebe ruhen! Amen.“
Miss Ladley hatte den Kopf gesenkt und hielt die Augen geschlossen. Aber sie flüsterte: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre es mir lieber, Sie sagen das Gebet so wie sonst.“
„Ja, Papa hat heute komisch gebetet. So kenne ich das gar nicht“, piepste Emmy-Lou dazwischen.
Miss Ladley streckte die Hand aus und ergriff die Hand des Mädchens. „ Dankbar sind dir unsre Herzen ...“
Die anderen beendeten das Gebet mit
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