Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
erfüllt.“
„Lionel Volkner – Leopolds Bruder – hat in seinem Empfehlungsschreiben geschrieben, dass er noch nie vorher eine Frau gesehen hat, die so hart arbeitet wie du. Ich stimme ihm vollkommen zu. Was du hier geschafft hast, ist unglaublich.“ Es fiel ihm nicht leicht, sich zu entschuldigen, aber er musste es tun. Wenigstens das schuldete er ihr. „In meinem Zorn habe ich Dinge gesagt, die ich niemals hätte sagen dürfen.“
„Sie waren wütend. Ich habe diesen Ärger wahrscheinlich auch verdient, aber es war mehr dahinter als nur Ärger. Jedenfalls denke ich das. Sie lieben Ihre Tochter und Ihre Schwester. Auf Ihrem Ritt nach Hause wussten Sie ja gar nicht, was mit Emmy-Lou los war, deshalb haben Sie sich wahrscheinlich das Schlimmste ausgemalt. Da ich es Ihnen nicht erzählt habe, als wir noch bei den Smiths waren, konnten Sie ja auch gar nicht wissen, dass es nur ein aufgeschürftes Knie war. Aber wie dem auch sei, ich habe Ihr Vertrauen enttäuscht.“
„Das ist nicht wahr.“ Jakob stopfte die Hände in die Taschen, um nicht etwas Dummes zu tun. Am liebsten wollte er ihr den Mund zuhalten, damit er endlich seine Entschuldigung loswerden konnte, oder er wollte sie an den Schultern packen und schütteln, damit sie endlich verstand, was er meinte. Doch das würde er nie tun. Eine Frau würde er nie grob anfassen. Wenn er sie jetzt packte, dann würde er sie –
In diesem Moment sah er sie schockiert über seine Selbsterkenntnis an. Ich würde sie packen und küssen.
Diese Erkenntnis verblüffte ihn. Sein ganzes Leben lang hatte es nur Naomi gegeben. Nie hatte er auch nur mit einem anderen Mädchen am Sonntag einen Spaziergang gemacht. Doch jetzt stand er hier, praktisch Nase an Nase mit einer Frau, deren Spontaneität ihn an den Rand des Wahnsinns brachte. Was ist denn daran so verrückt, dass ich etwas für sie empfinde? Sie verkörpert alles, was ich mir bei einer Frau wünsche. Sprachlos vor Verwunderung schaute er in das goldene Feuer ihrer haselnussbraunen Augen und auf die Sommersprossen auf ihrer Nase, die er plötzlich gerne zählen und küssen wollte.
Sie senkte den Blick, als er nichts weiter sagte. „Sie müssen auch gar nichts mehr sagen. Worte können sowieso nicht ändern, was passiert ist.“ Mit langsamen Schritten ging sie von ihm weg zum letzten sauberen Laken auf der Leine.
„Jetzt hör mir mal zu!“ Nachdem er die Worte gebrüllt hatte, stapfte Jakob auf sie zu.
Hope wirbelte herum. Ihre Augen sprühten und ihr Körper spannte sich wie bei einer Löwin kurz vor dem Sprung. Dann knurrte sie leise: „Senken Sie Ihre Stimme! Annie ist jetzt schon verrückt vor Angst.“
Wie konnte ich nur glauben, dass sie auch nur für einen Moment nicht an Annie und Emmy-Lou denken würde? Sie würde sie vor allem beschützen. Diese Frau hat Feuer und Temperament! Nun lebt sie schon so viele Tage unter meinem Dach und sitzt Tag für Tag neben mir am Tisch, und doch ist mir nie aufgefallen ...
„Über mich können Sie denken, was Sie wollen, aber denken Sie bitte an Ihre Schwester.“
Hope, wenn du wüsstest, was ich gerade gedacht habe ...
Ein langsamer, tiefer Atemzug hob und senkte ihre Schultern. Dann richtete sich Hope wieder zu ihrer normalen Ich-nehme-alles-auf-meine-Schultern-Haltung auf – nicht die gebückte Haltung einer erschöpften Frau.
Genauso wie sie Annie die ganze Last der Arbeit abgenommen hat, so hat sie mich nie wissen lassen, wie müde und erschöpft sie wirklich ist.
„Es ist nicht gut für Ihre Schwester, wenn wir uns streiten. Am Ende haben Sie doch recht.“ Hope drehte sich wieder zu dem Laken. „Es ist sicher das Beste, wenn ich mich wieder auf den Weg mache.“
„Was ist das nur mit mir und dir und dieser Wäscheleine?“ Völlig frustriert griff Jakob nach der Leine und zog daran. „Das letzte Mal, als wir hier standen, hast du gedacht, ich würde dich wegschicken, obwohl ich dich anstellen wollte. Jetzt will ich, dass du bleibst, und du –“
Sie wirbelte herum. „Tun Sie das nicht. Entscheiden Sie jetzt nicht, dass ich bleiben soll, bis Ihre Schwester nach der Geburt wieder auf den Beinen ist, weil ich es doch wieder vermasseln werde. Denn das tue ich, das verspreche ich Ihnen!“
Ein zögerndes Lächeln umspielte seinen Mund. Sein sonnenverbranntes Gesicht schmerzte dabei. „Dann sind wir schon zu zweit. Denn ich werde sicher auch alles vermasseln.“
Ihre Augen weiteten sich. Das Glühen in ihren braunen Augen wich langsam einem
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