Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
die Kugel traf einen Balken.«
    Ich legte meine Stirn in tiefe
Falten, um Sellers zu zeigen, daß ich angestrengt nachdachte. Er wartete eine
Weile, da ich aber schwieg, fuhr er fort: »Sie können sich vorstellen, was
geschah. Cameron besaß die Waffe — es war zwar nur eine
Zweiundzwanziger-Pistole. Er wurde mit einem Messer getötet. Wenn Cameron
wirklich geschossen hat, ist es nur logisch, daß er auf die Person mit dem
Messer zielte. Das aber wäre dann ein Kampf gewesen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hätte er die Pistole
abgefeuert, dann wäre das geschehen, ehe er mit dem Messer angegriffen wurde.
Dem Obduktionsbefund zufolge wurde Cameron direkt ins Herz getroffen, und der
Arzt, der die Leiche untersuchte, erklärte, daß er sofort tot gewesen sein muß.
Wenn er nun derjenige gewesen war, der den Kampf mit der Pistole eröffnete, hat
die Person mit dem Messer in Notwehr gehandelt.«
    »Sie glauben also, daß der
Mörder den Schuß abgefeuert hat?«
    »Genau das«, sagte Sellers.
»Der Mörder muß Cameron gut gekannt haben. Es muß jemand sein, zu dem er
Vertrauen hatte. Cameron saß in seinem Stuhl und telefonierte, und der Mörder
stand dicht neben ihm. Vielleicht gefiel dem Mörder nicht, was Cameron am
Telefon sagte. Es kann auch sein, daß er nur auf den günstigsten Moment
wartete. Aber er zog das Messer und stieß im geeigneten Augenblick zu. Cameron
fiel aus dem Stuhl, und der Mörder öffnete in aller Ruhe die Schublade, in der
Cameron seine Pistole aufbewahrte, stellte sich genau hinter den am Boden
Liegenden, zielte auf das Ausflugsloch, drückte ab und legte die Waffe auf den
Tisch. Er hatte gehofft, daß die Kugel durch das Loch ‘geflogen war. Aber dazu
fehlte ein halber Zentimeter.«
    »Schoß er zu hoch oder zu
niedrig oder nach der Seite?«
    »Zu hoch.«
    »Sie glauben also, daß der
Mörder geschossen hat?«
    »Wir glauben, es war der Mann,
der den Mord beging.«
    »Oder die Frau?«
    Er sah mich an und sagte dann
langsam und voller Zweifel: »Oder die Frau, die den Mord beging.«
    »Und warum nehmen Sie das an?«
    »Wir fanden bei der
Paraffinprobe an Camerons Händen keine Pulverspüren.«
    »Wurden Fingerabdrücke
gefunden?«
    »Auch nicht.«
    »Und an der Pistole?«
    »Nur ein paar stark
verwischte.«
    »Sie meinen, die Pistole war
abgewischt worden?«
    »Jedenfalls wurde sie nicht
sauber genug abgewischt. Vielleicht hat der Mörder den Kolben mit dem
Taschentuch angefaßt, als er schoß. — Aber was wollen Sie nun wirklich, Donald?«
    »Nach Südamerika.«
    »Das möchte ich auch.«
    »Ich möchte sofort abreisen.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Sie sollen mir einen Paß
beschaffen.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Nein, das bin ich nicht. Sie
werden jetzt dieses Telefon nehmen und die Paßabteilung im Außenministerium
anrufen, dort sagen, wer Sie sind, und ihnen erklären, daß ich einen Mordfall
bearbeite, daß Sie mir völlig vertrauen und wünschen, daß mir sofort ein Paß
ausgehändigt wird.«
    »Sie sind völlig von Sinnen!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich könnte es nicht tun,
selbst wenn ich wollte. Es würde auch nichts helfen.«
    »Wenn Sie die richtige Stelle
anrufen, wird es schon hinhauen.«
    »Was sagt Bertha dazu?«
    »Sie weiß nichts davon.«
    »Wer schickt Sie nach
Südamerika?«
    »Niemand. Es ist mein eigener
Entschluß.«
    »Was gibt es denn da unten so
Wichtiges?«
    »Ich weiß es auch noch nicht.«
    »Warum wollen Sie dann da
hinunter?«
    »Robert Hockley geht hin. Er
ist einer der Erben von Cora Hendricks. Der größte Teil des Nachlasses besteht
aus Besitzungen in Kolumbien.«
    »Sie wollen ihn also
beschatten?«
    »Ich will nur nach Kolumbien
und sonst nichts.«
    »Und was geschieht mit mir? Ich
hole für Sie die Kastanien aus dem Feuer, und was dann?«
    »Sie bekommen eine
Extra-Kastanie.«
    »Um mir die Finger daran zu
verbrennen«, protestierte Sellers.
    »Sie können sich Ihre Pfötchen
abkühlen lassen, solange Sie wollen.«
    »Die Sache schmeckt mir nicht,
Donald. Ich soll mich für Sie stark machen, und geht etwas schief, dann bin ich
der Dumme.«
    »Es wird nichts schiefgehen.
Sie riskieren absolut nichts. Will die Polizei denn nicht wissen, was Hockley
in Kolumbien treibt?«
    »Und wenn Sie etwas
herausbekommen, werden Sie es mir dann erzählen, ohne etwas zu verschweigen?«
    Lächelnd nickte ich mit dem
Kopf.
    »Das will ich auch stark
hoffen.«
    »Wenn ich klären kann, wer Bob
Cameron ermordet hat, dann sage ich es Ihnen, und Sie können

Weitere Kostenlose Bücher