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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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heraus und reichte es
mir. Es war ein von ihr unterschriebener Scheck, der ein Datum der vergangenen
Woche trug und auf den Namen Robert Hockley ausgestellt war. Er lautete über
zweitausend Dollars, war von ihm gegengezeichnet und von der Bank mit dem Stempel
»Bezahlt« versehen.
    Sie streckte ihre Hand aus, und
ich gab ihr den Scheck zurück.
    »Donald, warum sagen Sie
nichts?«
    »Was soll ich dazu sagen?«
    »Wollen Sie nicht wissen, warum
ich ihm das Geld gegeben habe?«
    »Ist der Grund so wichtig?«
    »Er war in Bedrängnis und
verbittert. Oh, so unglücklich. Er tat mir unendlich leid. Zuerst wies ich ihn
ab. Er verlangte, ich solle für mich selber tausend Dollars monatlich mehr
verlangen, damit er dann den gleichen Betrag bekäme.«
    »Und das lehnten Sie ab?«
    »Ja. Ich wollte Onkel Harry
nicht in Aufregung versetzen. Dann tat mir aber Robert leid, und ich brachte
ihm diesen Scheck.«
    »Als Darlehen?«
    »Nein, als Geschenk.«
    Aus der Küche rief Juanita
Grafton: »Wo ist die chinesische Teekanne?«
    Ungeduldig antwortete Shirley:
»Ich weiß es nicht, störe mich damit nicht. Wenn du sie nicht findest, dann
nimm eine andere.«
    Sie wandte sich mir wieder zu,
und ihre Stimme klang sanft und einschmeichelnd: »Ich muß mich beeilen, denn
Juanita ist eine neugierige, alte Klatschbase. Donald, ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Wofür? Warum?«
    »Ich habe Onkel Harry furchtbar
gern, und ich bin in Ängsten um ihn.«
    »Weshalb nur?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht
ist es nur so eine Ahnung. Ich werde das Gefühl nicht los, daß er in Gefahr
ist.«
    »Und was soll ich nun tun?«
    »Sie sollen bei ihm bleiben und
ihn beschützen. Sie werden es doch tun? Bitte, übernehmen Sie es.«
    »Zum Leibwächter anderer Leute
tauge ich nicht besonders.«
    »O doch, diese Fähigkeiten
besitzen Sie durchaus. Sie sind klug. Sie erkennen Gefahren augenblicklich, wo...
ich meine, Sie können Leute auf ihre Absichten hin durchschauen. Ihr Beruf
verlangt eine gute Menschenkenntnis.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Wissen Sie nicht, warum Harry
in Gefahr ist?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Muß ich noch Namen nennen?«
    »Bitte, warum nicht?«
    »Es ist diese
Nachlaßverwaltung«, sagte sie zögernd. »Es gibt jemanden, der profitieren
würde, wenn — wenn Harry aus dem Wege geräumt wäre.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß
Cameron getötet wurde, weil...«
    »Nein, nein. Das nicht.«
    »Was denn?«
    »Nur, daß er jetzt tot ist.«
    »Das scheint ganz außer Frage
zu stehen.«
    »Nehmen Sie einmal an, Onkel
Harry würde auch etwas zustoßen.«
    »Dann würden Sie doch eine
Riesensumme Geld in die Hand bekommen.«
    »Ich?« fragte sie, herzhaft
lachend.
    »Ja, Sie! Oder etwa nicht?«
    Sie sah mich mit ihren dunklen
Augen an. »Ja, natürlich. Muß ich Ihnen denn noch mehr erklären?«
    »Sie denken an Robert Hockley?«
    »Ich denke an gar nichts. Nur
daran, daß Sie Onkel Harry beschützen sollen.«
    »Das liegt nicht auf meiner
Linie.«
    »Ich werde Sie gut bezahlen.
Geld habe ich genug.«
    »Und wie soll ich ihm erklären,
daß Sie mich damit beauftragt haben?«
    »Sie brauchen ihm gar nichts zu
erklären. Sie würden einfach bei ihm sein, und er würde Sie bezahlen. Und von
mir erhielten Sie außerdem auch noch ein Honorar. Onkel Harry hält Sie für
umsichtig und zuverlässig. Er möchte gern, daß Sie für eine Zeitlang ständig
bei ihm sind, Tag und Nacht.«
    »Und nehmen wir nun einmal an,
ich entdeckte dann etwas, von dem Onkel Harry nicht will, daß ich es weiß? Was
dann?«
    Sie lachte. »Sie brauchen ja
nicht alles weiterzusagen, was Sie dabei herausbekommen. «
    »Wenn ich Sachen erfahre, von
denen mein Auftraggeber nicht will, daß ich sie weiß, dann bin ich mit ihm
nicht gern Tag und Nacht zusammen. Für irgend jemand kann das nämlich auch
Unglück bedeuten.«
    Während dieser Unterhaltung
hatte sie mit ihren Fingern unaufhörlich den Rücken meiner Hand gestreichelt.
Nun hörte sie damit plötzlich auf, und ich bemerkte, wie sie angestrengt
nachdachte. Ihre Stimme klang vorsichtig, sie setzte ihre Worte gleichmäßig und
ohne besondere Betonung, als sie sagte: »Das möchte ich bitte noch einmal von
Ihnen hören, Donald.«
    Gerade in diesem Moment schob
Juanita Grafton einen Teewagen aus der Küche in das Zimmer.
    Shirley sah zu ihr auf, und
einen Augenblick schien sie völlig verzweifelt zu sein. Aber sie faßte sich
sofort wieder und goß uns beiden mit der Geste einer vollendeten Gastgeberin
Tee

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