Ein schwarzer Vogel
fand das alles nicht besonders aufregend.
Es war quälend heiß und
drückend. Ich hatte das Gefühl, als ob eine Million Insekten über meine Haut
krabbelten. Der holzköpfige Fahrer, der anscheinend auch als Leibwache
fungierte, stolperte geduldig hinter uns her. An seiner Hüfte baumelte ein
sechsschüssiger Revolver. Der Bursche wurde mir langsam unbehaglich.
Als wir zum Verwaltungsbüro der
Mine zurückkehrten, kam ein klappriges Auto knatternd und keuchend über die
Straße gerasselt. Ich ahnte gleich, daß es eine wenig angenehme Überraschung
mit sich bringen würde.
Quietschend hielt der Wagen.
Ein nicht zu beschreibender Eingeborener stieg aus und ging gemächlich um den
Wagen herum. Im Innern des Wagens erkannte ich eine Bewegung; jemand bemühte
sich, auszusteigen: es war Bertha Cool. Beim Anblick ihres geröteten,
schweißüberströmten Gesichtes wurde mir auch nicht gerade wohler.
Der Fahrer redete auf spanisch
auf sie ein.
»Bleiben Sie mir mit Ihrem
verdammten Knoblauchgestank vom Leibe und machen Sie endlich die Tür auf«,
krächzte Bertha heiser.
Dazu machte der Mann jedoch
keinerlei Anstalten, sondern überschüttete Bertha weiter mit spanischen Worten.
Bertha hielt einen
spanisch-englischen Sprachführer in den Händen, wie man ihn an jedem
Zeitungsstand südlich der Grenze der Vereinigten Staaten kaufen kann, und
blätterte darin herum, während der Mann immer eindringlicher wurde, mit Händen,
Armen und Schultern gestikulierte und Bertha mit Spanisch eindeckte.
Señor Maranilla blickte erst
Bertha und dann mich an. »Ist die Señora eine Bekannte von Ihnen?« fragte er.
»Ja«, antwortete ich und lief
zu dem Wagen.
Bertha schrie mir entgegen:
»Mach um Himmels willen diese verdammte Tür auf. Ich komme hier um vor Hitze,
und dieser... dieser Mistkerl hat mich eingeschlossen.«
Sie hatte das Fenster
heruntergedreht und streckte mir ihren Kopf entgegen. Es sah beinahe so aus,
als wollte sie versuchen, durch das Fenster herauszuklettern.
»Sieh mal einer an«, begrüßte
ich sie. »Da kommt ja meine Freundin Bertha Cool. Welche Überraschung, dich
hier zu sehen.«
»Das kann ich mir denken, daß
du überrascht bist«, entgegnete Bertha grimmig.
Ich fuhr schnell fort: »Ich
sehe mir hier diesen Betrieb an, weil ich die Absicht habe, mein Geld in
Bergwerken anzulegen. Mein Freund, Señor Maranilla von der kolumbianischen
Polizei, war so freundlich, mich hierherzubringen. Meines Wissens gehört die Doppelklee-Mine den Herren Sharples und Cameron.«
»Quatsch nicht so viel«, sagte
Bertha ärgerlich, »sondern mach mir diese verfluchte Tür auf.«
Maranilla machte eine tiefe
Verbeugung vor Bertha. »Ich bitte die Señora um Vergebung. Vielleicht kann ich
ihr als Dolmetscher behilflich sein?«
»Ich brauche keinen
Dolmetscher«, fauchte Bertha ihn an.
Señor Maranilla zeigte kein
Lächeln. »Der Fahrer erklärt aber, daß Sie ihm noch fünf Pesos schuldig sind.«
»Er lügt. Ich habe seinen Wagen
für die ganze Fahrt gemietet, und er wußte genau, wohin ich wollte. Ich habe
den vereinbarten Preis bezahlt, und damit ist der Fall für mich erledigt.«
»Aber er behauptet, daß er Sie
bis zur kleinen Stadt bringen sollte, die etwa zwölf Kilometer von hier
entfernt liegt.«
»Mir hat man gesagt, daß die
Mine in der Stadt liegt«, erwiderte Bertha patzig.
»Aber es ist ein Unterschied
von zwölf Kilometern«, erklärte Maranilla, und nun lächelte er doch.
Der Fahrer des fragwürdigen
Fahrzeuges nickte nachdrücklich mit dem Kopf.
»Fünf Pesos sind zuviel für
zwölf Kilometer«, protestierte Bertha.
»Der Fahrer will Sie
zufriedenstellen«, sagte Maranilla ernst. »Er erklärt, wenn Sie ihn nicht dafür
bezahlen wollen, daß er Sie hierherbrachte, dann will er Sie die zwölf
Kilometer zu der kleinen Stadt zurückbringen, wie es vereinbart war. Er sagt,
Sie seien eine vornehme Dame, und Ihre Wünsche müßten erfüllt werden.«
»Zum Teufel mit ihm. Ich bin
keine vornehme Dame und werde diesen alten Klapperkasten in Stücke schlagen,
wenn er mich nicht hinausläßt. Ich bleibe hier.«
Der Fahrer brach von neuem in
wortreiches Spanisch aus.
Señor Maranilla verhielt sich
völlig unparteiisch und betrachtete die Situation mit Humor.
Wenn der Fahrer auch nur die
geringste Chance gehabt hätte, Bertha in die Stadt zurückzubringen, und sein
Auto dabei heilgeblieben wäre, hätte ich mir nichts Besseres wünschen können.
Aber ich wußte, wozu Bertha in ihrer Wut fähig war, und
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