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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ich?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    Die Frage gefiel ihm nicht, und er drückte sich um die Antwort, indem er sagte: »In ein paar Stunden werden wir mehr über das Konfekt wissen. Vielleicht sprechen wir uns dann wieder.«
    »Jederzeit«, sagte ich, ging dann an dem Bungalow auf dem vorderen Teil des Grundstückes vorbei, stieg in den Wagen und fuhr davon.

Zwölftes Kapitel
    EIN PASS FÜR SÜDAMERIKA

    E lsie Brand winkte mir zu, als ich das Büro betrat. »Sie hat miserable Laune.«
    »Kann ihr nur gut tun. Das steigert die Temperatur, und dann wird sie ihr Gift ausschwitzen. Laß sie ruhig schmoren.«
    »Sie schmort nicht nur, sie kocht beinahe über.«
    »Hat sie Sie etwa schlecht behandelt?«
    »Sie starrt mich nur an, aber ich fürchte mich so vor ihr, Donald. Die Arbeitsvermittlung hat ein paar Mädchen hergeschickt, um sich vorzustellen, und die überzeugten nicht gerade sehr. Das letztemal, als Bertha ein Kraft einstellen mußte, waren Stellungen rar, und die, die was konnten, griffen sofort zu, ganz gleich, was es war — nur um Arbeit zu haben. Jetzt ist es genau umgekehrt. Die Mädchen, die heute hier waren, hatten gute Gehälter, ohne besonders viel zu können. Ich habe gesehen, wie sie ihre Probearbeit erledigten, es war ziemlich kläglich.«
    »Na schön, ich werde mal sehen, was sie auf dem Herzen hat.«
    »Donald, wenn Sie jetzt zu ihr gehen, bekommen Sie bestimmt Streit mit ihr. Sie ist in Weißglut.«
    »Das ist mir gerade recht, es wird Zeit, daß hier ein paar Dinge geändert werden.«
    »Donald, bitte nicht. Sie tun es doch nur für mich.«
    »Nicht ausschließlich. Bertha hat Ihnen lange genug Arbeit für zwei aufgehalst. Das meiste Zeug, das Sie da tippen müssen, ist sowieso Quatsch.«
    »Es gehört zu ihren Geschäftsmethoden. Sie hat die Vorstellung, daß es einen schlechten Eindruck macht, wenn die Leute die Tür zum Vorzimmer öffnen und sehen, daß ich gerade ein Magazin lese und sonst etwas tue, was nicht auf Anhieb nach emsiger Arbeit riecht. Die Besucher könnten dann meinen, wir hätten keine Aufträge. Darum will sie, daß ich wie wild auf der Schreibmaschine herumhämmere, besonders wenn jemand die Tür öffnet.«
    »Es wird höchste Zeit, daß hier eine ganze Menge geändert wird«, versicherte ich noch einmal und öffnete die Tür zu Berthas Arbeitszimmer.
    Bertha saß an ihrem Schreibtisch mit dem Kinn auf der Brust und schnaufte in stummer Verbissenheit vor sich hin. Als ich die Tür öffnete, blickte sie auf, und als sie mich sah, lief ihr Gesicht rot an. Sie riß den Kopf hoch, holte tief Luft, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schwieg aber.
    Ich trat in das Büro und ließ mich auf dem Besuchersessel nieder. Zehn oder fünfzehn Sekunden musterte sie mich mit verbissenem Schweigen. Ihr Drehstuhl gab ein schrilles Quietschen von sich, als sie sich vorlehnte und mich anschrie: »Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?«
    Ich zündete mir gelassen eine Zigarette an.
    »Ich habe es jetzt satt«, donnerte sie weiter. »Ich lasse mir eine ganze Menge bieten. Aber du scheinst verrückt geworden zu sein. Was denkst du dir eigentlich?«
    Ich stieß eine Rauchwolke aus und sagte: »Die meisten Mädchen, die soviel können wie Elsie Brand, verdienen heutzutage das Doppelte von dem, was wir ihr zahlen. Es ist verdammt schwer, für ein so niedriges Gehalt noch jemand zu finden. Neunzig Prozent der Arbeit, die sie macht, ist sinnlos. Du deckst sie damit nur ein, damit sie auf der Schreibmaschine herumhämmern muß, um bei einem Klienten, der sich zufällig hierher verläuft, Eindruck zu schinden.«
    »Und was ist schon dabei? Sie wird doch dafür bezahlt. Wenn sie nicht will, braucht sie hier nicht zu sitzen. Aber für ihr Gehalt ist sie auch verpflichtet, während der Bürozeit zu arbeiten. Und zwar acht Stunden am Tag, jede einzelne Minute. Achtmal sechzig Minuten. Das sind vierhundertachtzig Minuten am Tage. Ich verlange jede einzelne Sekunde Arbeit. In der Zeit, die wir ihr bezahlen, gehört sie uns.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Heutzutage hat man seinen Mitarbeitern gegenüber eine andere Einstellung. Außerdem hast du über Elsie Brand nicht mehr zu bestimmen. Sie ist von nun an meine Sekretärin. Setz dir eine neue Stenotypistin her, die kannst du mit so viel Arbeit eindecken, wie du willst, und die kann von mir aus ekstatisch auf die Tasten hämmern, wenn ein Klient in Sicht ist.«
    »Ich kriege ja keine, die richtig und flott schreiben kann«, gellte Bertha. »Die

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