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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sechsschüssiger Revolver. Der Bursche wurde mir langsam unbehaglich.
    Als wir zum Verwaltungsbüro der Mine zurückkehrten, kam ein klappriges Auto knatternd und keuchend über die Straße gerasselt. Ich ahnte gleich, daß es eine wenig angenehme Überraschung mit sich bringen würde.
    Quietschend hielt der Wagen. Ein nicht zu beschreibender Eingeborener stieg aus und ging gemächlich um den Wagen herum. Im Innern des Wagens erkannte ich eine Bewegung; jemand bemühte sich, auszusteigen: es war Bertha Cool. Beim Anblick ihres geröteten, schweißüberströmten Gesichtes wurde mir auch nicht gerade wohler.
    Der Fahrer redete auf spanisch auf sie ein.
    »Bleiben Sie mir mit Ihrem verdammten Knoblauchgestank vom Leibe und machen Sie endlich die Tür auf«, krächzte Bertha heiser.
    Dazu machte der Mann jedoch keinerlei Anstalten, sondern überschüttete Bertha weiter mit spanischen Worten.
    Bertha hielt einen spanisch-englischen Sprachführer in den Händen, wie man ihn an jedem Zeitungsstand südlich der Grenze der Vereinigten Staaten kaufen kann, und blätterte darin herum, während der Mann immer eindringlicher wurde, mit Händen, Armen und Schultern gestikulierte und Bertha mit Spanisch eindeckte.
    Señor Maranilla blickte erst Bertha und dann mich an. »Ist die Señora eine Bekannte von Ihnen?« fragte er.
    »Ja«, antwortete ich und lief zu dem Wagen.
    Bertha schrie mir entgegen: »Mach um Himmels willen diese verdämmte Tür auf. Ich komme hier um vor Hitze, und dieser... dieser Mistkerl hat mich eingeschlossen.«
    Sie hatte das Fenster heruntergedreht und streckte mir ihren Kopf entgegen. Es sah beinahe so aus, als wollte sie versuchen, durch das Fenster herauszuklettern.
    »Sieh mal einer an«, begrüßte ich sie. »Da kommt ja meine Freundin Bertha Cool. Welche Überraschung, dich hier zu sehen.«
    »Das kann ich mir denken, daß du überrascht bist«, entgegnete Bertha grimmig.
    Ich fuhr schnell fort: »Ich sehe mir hier diesen Betrieb an, weil ich die Absicht habe, mein Geld in Bergwerken anzulegen. Mein Freund, Señor Maranilla von der kolumbianischen Polizei, war so freundlich, mich hierherzubringen. Meines Wissens gehört die Doppelklee-Mine den Herren Sharpies und Cameron.«
    »Quatsch nicht so viel«, sagte Bertha ärgerlich, »sondern mach mir diese verfluchte Tür auf.«
    Maranilla machte eine tiefe Verbeugung vor Bertha. »Ich bitte die Señora um Vergebung. Vielleicht kann ich ihr als Dolmetscher behilflich sein?«
    »Ich brauche keinen Dolmetscher«, fauchte Bertha ihn an.
    Señor Maranilla zeigte kein Lächeln. »Der Fahrer erklärt aber, daß Sie ihm noch fünf Pesos schuldig sind.«
    »Er lügt. Ich habe seinen Wagen für die ganze Fahrt gemietet, und er wußte genau, wohin ich wollte. Ich habe den vereinbarten Preis bezahlt, und damit ist der Fall für mich erledigt.«
    »Aber er behauptet, daß er Sie bis zur kleinen Stadt bringen sollte, die etwa zwölf Kilometer von hier entfernt liegt.«
    »Mir hat man gesagt, daß die Mine in der Stadt liegt«, erwiderte Bertha patzig.
    »Aber es ist ein Unterschied von zwölf Kilometern«, erklärte Maranilla, und nun lächelte er doch.
    Der Fahrer des fragwürdigen Fahrzeuges nickte nachdrücklich mit dem Kopf.
    »Fünf Pesos sind zuviel für zwölf Kilometer«, protestierte Bertha.
    »Der Fahrer will Sie zufriedenstellen«, sagte Maranilla ernst. »Er erklärt, wenn Sie ihn nicht dafür bezahlen wollen, daß er Sie hierherbrachte, dann will er Sie die zwölf Kilometer zu der kleinen Stadt zurückbringen, wie es vereinbart war. Er sagt, Sie seien eine vornehme Dame, und Ihre Wünsche müßten erfüllt werden.«
    »Zum Teufel mit ihm. Ich bin keine vornehme Dame und werde diesen alten Klapperkasten in Stücke schlagen, wenn er mich nicht hinausläßt. Ich bleibe hier.«
    Der Fahrer brach von neuem in wortreiches Spanisch aus.
    Señor Maranilla verhielt sich völlig unparteiisch und betrachtete die Situation mit Humor.
    Wenn der Fahrer auch nur die geringste Chance gehabt hätte, Bertha in die Stadt zurückzubringen, und sein Auto dabei heilgeblieben wäre, hätte ich mir nichts Besseres wünschen können. Aber ich wußte, wozu Bertha in ihrer Wut fähig war, und bezweifelte stark, daß der Wagen ihren Gewaltausbrüchen standhalten würde. Darum sagte ich: »Ich werde ihm das Geld geben. Die Dame ist eine Bekannte von mir.« Ich zog meine Brieftasche und gab dem Fahrer seine fünf Pesos. Er floß vor Dankesbezeigungen über, öffnete mit einem Schlüssel

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