Ein schwarzer Vogel
was weiter folgen würde, und Bertha fand einfach keine Worte. Auf ihrem Gesicht war nur ungläubige, sprachlose Überraschung zu lesen.
»Ferner«, fuhr der Chauffeur fort, »haben Sie, Mr. Lam, sowohl auf der Reise im Flugzeug als auch schon vorher in den Vereinigten Staaten auffallendes Interesse für Smaragde gezeigt. Dieses Interesse«, fügte er trocken hinzu, »interessiert wiederum uns.«
Mir schien, daß ein wenig spanische Höflichkeit im Moment sehr angebracht wäre. Ich verbeugte mich also und fragte: »Mit wem habe ich die Ehre?«
»Ich heiße Ramón Jurado«, antwortete der Chauffeur. v »Und welchen Titel haben Sie?«
»Ich habe keinen.«
»Señor Jurado gehört nicht der Polizei an«, erklärte Maranilla, »er steht noch darüber.«
Jurado hielt seine ausdruckslosen Augen auf mich gerichtet. Sie verrieten nicht den geringsten Schimmer von Intelligenz. »Ich handele im Auftrag der Regierung. Ich befasse mich mit allem, was mit Smaragden zu tun hat«, sagte er knapp.
»Ich glaube, ich beginne zu verstehen«, erwiderte ich.
Jurado wandte sich an Bertha. »Weshalb sind Sie hier, Mrs. Cool?«
»Das geht Sie nichts an.«
Er lächelte. »Das ist ausgezeichnet. Darf ich Ihnen gratulieren?«
»Was ist ausgezeichnet?« wollte Bertha wissen.
»Wenn das, was Sie hierherführt, mich nichts angeht«, erklärte Jurado.
Bertha preßte ihre Lippen fest zusammen.
»Vielleicht hilft es uns weiter, wenn wir mit den beiden anderen ein paar Worte wechseln«, meinte Jurado.
Maranilla rief auf spanisch etwas hinaus, worauf wir Schritte näher kommen hörten. Die Tür wurde aufgestoßen, und die Wachen schoben Hockley und Sharpies herein.
»Nehmen Sie Platz, meine Herren«, forderte Maranilla sie auf. Er hatte wieder die Führung übernommen, und Jurado war nichts weiter als ein Chauffeur.
»Wer von Ihnen ist für die Anwesenheit von Mrs. Cool in diesem Lande verantwortlich?« fragte Maranilla und deutete auf Bertha.
Sharpies betrachtete erst Hockley, dann mich und dann Bertha Cool. »Ich habe sie nie im Leben gesehen.«
Hockley zuckte nur mit den Achseln.
»Aber, aber, meine Herren«, sagte Maranilla ärgerlich. »Sie erschweren Ihre eigene Lage unnötig. Darf ich darauf hinweisen, daß es sich keiner von Ihnen leisten kann, uns unnötige Schwierigkeiten zu machen.«
»Ich weiß nicht, was Sie gegen den da haben, aber mir können Sie nichts vorwerfen«, sagte Hockley grob.
Sharpies feuchtete sich die Lippen an und warf mir einen hilfesuchenden Blick zu.
»Sie waren in Begleitung von Sharpies. Sie sind sein Komplice«, wies Maranilla Hockley zurecht.
»Unsinn. Ich habe für den alten Geizhals nicht das geringste übrig«, widersprach Hockley. »Ich wollte von dem alten Knaben nur Geld haben, das mir zusteht. Im übrigen weiß Lam alles, er kann es bezeugen.«
»So«, meinte Maranilla lächelnd, »Mr. Lam kann es also bezeugen.
Mr. Lam verbürgt sieh für Sie. Sie sagen für Mr. Sharpies gut, und Sharpies wiederum deckt Mr. Lam.«
»Was soll dieser Unsinn?« entgegnete Hockley. »Benehmen Sie sich doch wie ein erwachsener Mensch.«
Sharpies begann auf spanisch zu sprechen. »Sprechen Sie englisch, bitte«, unterbrach Maranilla ihn scharf.
»Ich weiß nicht, worum es geht«, sagte Sharpies. »Aber eines kann ich Ihnen versichern. Wenn Ihre Beamten in meinem Gepäck Schmuggelware gefunden haben, dann ist sie dort ohne mein Wissen hineingekommen.«
Maranilla warf Jurado einen Blick zu und schien in dessen stumpfen und ausdruckslosen Augen zu lesen. Er wandte sich mir zu: »Wir haben kürzlich über dieses Bergwerk einiges Sonderbare erfahren. Auch an anderen Orten haben wir seltsame Beobachtungen gemacht. Hinzu kommt: der Smaragdmarkt ist nicht normal. Es sind Steine aufgetaucht, die zwar aus Kolumbien stammen, die aber nicht von der kolumbianischen Regierung offiziell freigegeben worden sind.«
Offensichtlich verstand er meinen überraschten Gesichtsausdruck richtig, denn er fuhr in seinen Erklärungen fort: »In Kolumbien ist es für jedermann, mit Ausnahme eines kleinen Kreises von Beauftragten der Regierung, gesetzlich verboten, ungeschliffene Smaragde zu besitzen. Das Schleifen von Smaragden ist nur mit einer Lizenz der Regierung erlaubt. Ich kann Ihnen nicht alles erklären, was Sie vielleicht wissen möchten, aber so viel darf ich sagen: Die Smaragde, die unter der Kontrolle der Regierung geschliffen werden, haben gewisse Eigenheiten, die es uns ermöglichen, zu erkennen, wenn Steine ohne
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