Ein schwarzer Vogel
die Tür und hielt sie für Bertha offen.
»Ich kenne den Mann seit vielen Jahren. Er hat an den Türen seines Wagens Schlösser angebracht, damit seine Fahrgäste nicht aussteigen können, ehe die Frage des Fahrgeldes zu seiner Zufriedenheit geregelt ist«, erklärte Maranilla. »Ich hoffe sehr, daß Ihre Bekannte sich dadurch nicht behelligt fühlt«, fügte er mit kaum merklicher Ironie hinzu.
Berthas Gesichtsausdruck war beredter als alle Worte.
Meiner Ansicht nach hatte ihre Ankunft die Situation nicht nur erschwert, sondern völlig verfahren.
Wir gingen alle zum Verwaltungsgebäude der Mine zurück. Murindo schöpfte Wasser aus einem Tonkrug, dessen feucht glänzende Oberfläche die Illusion einer kühlen Oase schuf. Aber in der schwülen Luft dauerte die Verdunstung zu lange, um das Wasser im Krug kühl zu halten.
Dennoch trank Bertha zwei große Gläser, stieß einen Seufzer aus und sagte: »Jetzt ist mir etwas wohler, wenn auch nicht viel«, und ließ sich in einen Stuhl fallen. »Mein Gott, was für eine Gegend«, stöhnte sie.
»Ich fürchte, daß ich den Zweck Ihres Besuches nicht verstehe«, wandte sich Rodolfo Maranilla an Bertha Cool.
Bertha starrte ihn mit ihren kleinen, argwöhnischen Augen an, die sich kalt wie Eis aus ihrem vor Hitze roten und schweißbedeckten Gesicht abhoben. »Das glaube ich gern, wenn Sie nicht gerade Gedankenleser sind.«
Maranilla betrachtete sie nachdenklich. Plötzlich sagte er: »Warten Sie hier auf mich.« Er nickte seinem Chauffeur zu, und beide gingen hinaus. Einen Augenblick später hörte ich den Motor seines Wagens brummen.
»Versteht der Kerl Englisch?« fragte Bertha und deutete mit dem Kopf auf Murindo.
»Anscheinend nicht. Aber man kann hier niemandem trauen. Es kann nichts schaden, wesentliche Dinge etwas zu umschreiben.«
»Also los, dann umschreibe mal«, antwortete Bertha ärgerlich.
»Bei der Darstellung des Zieles, das meinem Ortswechsel zugrunde liegt, bin ich davon ausgegangen, daß ich mich für die gewinnbringende Seite der praktischen Metallurgie interessiere.«
»Und ich treibe mich nicht in fremden Ländern herum, um mit dem Geld um mich zu werfen«, erwiderte Bertha. »Wenn ich reise, muß ich meine Ausgaben belegen.«
»Sicher auf Grund einer angemessenen Vorauszahlung?« fragte ich.
»Er ist mir gut dafür«, erwiderte Bertha.
»Ohne einen Namen zu nennen, handelt es sich vielleicht um jemand, der schon einmal den Wunsch geäußert hatte, daß wir für ihn tätig seien? «
Bertha musterte mich: »Ich wüßte nicht, warum ich dir alles auf die Nase binden soll. Du bist einfach auf und davon geflogen. Wer weiß, was du hier im Schilde führst. Ich vermute, daß irgendeine Schlampe dahintersteckt. Du bist doch bis jetzt auf jedes Mädchen hereingefallen.«
Mir war es zu heiß, um darauf zu antworten.
»Warum hast du bei diesen beiden Pavianen so gebremst?« fragte sie dann.
»Der eine von ihnen hat Köpfchen, vielleicht sogar beide. Jedenfalls ist es angebracht, daß du die lokalen Sicherheitsbehörden nicht auf einen Widerspruch bezüglich der Gründe meines Hierseins hinweist.«
»Blödsinn. Wenn man mit den Kerlen hier redet, starren sie einen nur dumm an. Wir sind nur ein paar Flugstunden von den Vereinigten Staaten entfernt, und man sollte doch annehmen, daß dieses Volk hier endlich aufgewacht wäre und inzwischen Englisch gelernt hätte. Aber nichts dergleichen.«
»Du bist in den Vereinigten Staaten auch nur ein paar Flugstunden von hier entfernt, aber wieviel Spanisch kannst du selbst?« erwiderte ich.
Bertha ergriff eine alte Zeitung und fächelte sich damit. »Rede doch nicht so dummes Zeug«, sagte sie.
Eine Weile herrschte Schweigen, in dem nur das Summen der Fliegen zu hören war. Felipe Murindo hatte sich gesetzt, drehte sich eine Zigarette, entzündete sie und lächelte uns freundlich und aufmunternd an.
Bertha nahm ihr Spanischbuch, schlug nach und buchstabierte mühsam: » I-ä-loh.« Sie blätterte weiter, suchte mit den Fingern auf der Seite und buchstabierte dann: »Sähr-weh-sah?«
Murindo schüttelte den Kopf und antwortete auf spanisch. Er sprach langsam und begleitete seine Worte mit vielsagenden Gesten.
Bertha sah mich fragend an. »Verstehst du ein Wort davon?«
»Hin und wieder, ja. Ich verstehe jedenfalls, was er meint. Es gibt hier kein eisgekühltes Bier. Wenn du welches haben willst, mußt du in die Stadt fahren, aber auch dort ist es nur lauwarm.«
»Lauwarmes Bier, pfui Teufel«, sagte
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