Ein seltsamer Ort zum Sterben

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Autoren: Derek B. Miller

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dies sehr.
    Bei seinem Vater musste Saul ein paar Stufen hinabsteigen, um den Laden durch eine vergitterte Tür zu betreten. Links war die Reparaturwerkstatt. Sheldon hatte einen großen Holztresen, und an der Wand dahinter waren Tausende – vielleicht Millionen – von winzig kleinen Regalen, jedes einzelne kleiner als ein Kästchen mit Karteikarten in einer Bibliothek, und auf jedem stand eine Nummer. Das Licht war gut hier drin, und Saul beobachtete die Leute‚ die hier aus und ein gingen, sie waren alle sehr nett zu seinem Vater.
    Bei Bill gab es ein riesiges Schaufenster, damit die Leute hereinsehen und all die seltsamen Dinge in der Auslage betrachten konnten. Einmal lehnte dort ein Wikingerschild mit Fell auf der Vorderseite. Dann wiederum waren Rock’em-Sock’em-Kampfroboter von Mattel ausgestellt, eine antike Pistole aus dem Wilden Westen, eine kaputte Schreibmaschine, ein Brieföffner aus Frankreich, eine Amphore mit Fischen als Griffen und ein von goldenen Blättern umrankter Spiegel.
    Bill trug keine Lederschürze wie Sheldon und auch keine Uhrmacherlupe, sodass im Vergleich immer noch etwas Besonderes an seinem Vater war. Der Schurz war ausgebleicht und zerknittert und eindeutig von Rittern getragen worden, als sie gegen Drachen kämpften. Saul wusste das, weil Sheldon es ihm erzählt hatte. Sheldon legte eigentlich nicht besonders viel Wert darauf, wie ein
horlogeur
aus der Alten Welt auszusehen, aber er musste zugeben, dass Schürzen ungemein praktisch waren, wenn ihm ein winziges Bauteil einer Uhr herunterfiel. Dank der Schürze hörte er, wenn die Teilchen auf das Leder purzelten, was ihn eben darauf hinwies, dass ihm wieder einmal etwas heruntergefallen war. Es war außerdem sehr praktisch, wie leicht man die Teilchen aus den Falten der Schürze klauben konnte. Und obwohl sie ursprünglich einem Flickschuster gehört hatte, war sie definitiv auch für einen Uhrmacher geeignet und hatte zudem noch dieses magische Drachenkampf-Potenzial. Was dazu führte, dass er sie gerne anzog und umso zögerlicher wieder ablegte.
    Als Bill an jenem Morgen hereinkam, hatte Sheldon eine Thermoskanne mit Kaffee auf der Werkbank stehen und setzte behutsam eine Unruhfeder in eine neue Ollech & Wajs-Taucheruhr ein.
    «Gratuliere», sagte Sheldon. «Jetzt hast du eine Armbanduhr.»
    «Was machst du gerade?», fragte Bill.
    «Etwas, das ich schon seit langem mal machen wollte.»
    «Was denn?»
    «Das würdest du doch nicht verstehen.»
    «Weil es kompliziert ist, was? Technisch? Das würde ich nicht begreifen.» Bill schüttelte den Kopf und pfiff durch die Zähne. «Ihr Juden. Ihr seid so schlau. Es gibt nichts, worauf ihr euch nicht versteht.»
    Sheldon ließ sich nicht provozieren. «Mal ein Fettnäpfchen auszulassen scheint nicht so dein Ding zu sein.»
    «Dann erzähl mir doch, was du da machst, Einstein.»
    Sheldon nahm die Lupe vom Auge und legte sie rechts von sich auf den Tisch. Er deutete auf das Uhrengehäuse zu seiner Linken.
    «Die gehörte Saul. Die haben sie seiner Leiche abgenommen und mir zusammen mit seiner persönlichen Habe geschickt.»
    «Und jetzt reparierst du sie.»
    «Nein, ich möchte sie nicht reparieren. Ich tue etwas anderes. Hast du schon mal was von Elinvar gehört?»
    «Nein.»
    «Das ist eine Metalllegierung, die unglaublich widerstandsfähig gegen Temperaturschwankungen ist. Das Wort kommt vom Französischen
elasticité invariable
, was zu Elinvar verkürzt wurde. Es wird für die Unruh einer mechanischen Uhr verwendet.»
    «Wertvoll?»
    «Nein. Das ist nur Eisen, Nickel und Chrom, aber man kann eine Menge nützlicher Dinge damit anstellen. Die Unruh ist ein sehr delikates Teil. Sie windet sich und windet sich. Wenn du eine Uhr aufziehst, spulst du die Unruh auf. Beim Abspulen beginnen sich die Teile der Uhr infolge der Anspannung zu bewegen und bringen das Ding zum Ticken. Die Unruhfeder ist das Herz einer Uhr.
    Allerdings gibt es nur wenige Firmen, die das Zeug herstellen; die meisten Unruhfedern stammen deshalb aus denselben wenigen Gießereien. Es ist, als hätten die Herzen alle ein und denselben Ursprung. So, als hätte jede Uhr eine Seele und wäre mit jeder anderen verbunden, weil sie alle dieselbe Heimat haben.
    Sauls Uhr ist eine einfache Ollech & Wajs. Hab ich in einer Zeitschrift bestellt. Nichts Besonderes. Schicke Leute tragen so was nicht. Arbeiter schon. Soldaten. Eine solide Sache. Ich mag sie. Daher habe ich eine neue gekauft, und ich nehme jetzt die Unruhfeder aus