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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek B. Miller
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Sauls alter Uhr heraus und pflanze das alte Herz in die neue ein. Und wenn ich jetzt so den Tag über auf die Uhr sehe oder irgendeine Entscheidung treffe, dann bin ich mit ihm verbunden. Dadurch fühle ich mich ihm näher.»
    «Klingt gut, Donny.»
    «So ist das jedenfalls.»
    «Und worin besteht der Unterschied zum Auswechseln einer Batterie?»
    Sheldon rieb sich das Gesicht. «Und du fragst dich, weshalb du nie eine Frau abkriegst!»
    «Versteh ich nicht.»
    «Kann ich mir denken!»
    «Was kostet die neue?»
    «So ungefähr fünfunddreißig Mäuse. Früher lagen sie so bei siebzehn.»
    «Schau her, rate mal, was ich für diese goldene Uhr gezahlt habe.»
    «Wie viel?»
    «Komm schon, Donny. Frag so, als würde es dich interessieren.»
    Sheldon machte eine einladende Geste und sagte im selben gelangweilten Tonfall: «Wie viel?»
    «Klingt schon besser. Achthundert.»
    «Achthundert was? Dollar? Mein Gott, Bill. Für eine Uhr? Du wirst das Ding nie und nimmer verkaufen können!»
    «Ich werde sie auch gar nicht verkaufen. Es ist eine Investition. Ich werde Dutzende von diesen Dingern kaufen, sie in einen Safe packen, und in zwanzig Jahren, wenn wir diese Läden hier verkaufen, werden sie Tausende wert sein! Wir setzen uns zur Ruhe. Kaufen uns ein Plätzchen in Long Island. Bestellen uns Playboy-Bunnies bis unters Dach und trinken Champagner.»
    Der Holzstuhl, auf dem Sheldon hin und her wippte, knarrte.
    «Was machen wir denn mit Bunnies, wenn wir in unseren Siebzigern sind?», wollte Sheldon wissen. «Staunen, wie gut sie Drinks servieren können?»
    «Merk dir meine Worte, Donny. Bei dem Tempo, mit dem sich die Wissenschaft entwickelt, werden sie bis dahin eine Pille erfunden haben oder eine Spritze, die uns wieder abgehen lässt wie ’ne Rakete. Erst vor zehn Jahren sind wir auf dem Mond gelandet. Das ist der Traum eines jeden jungen Mannes. Wenn dieselben Wissenschaftler unser Alter erreicht haben, werden sie sich mehr um die Dinge in ihrer unmittelbaren Nähe kümmern. Sie werden nicht mehr dorthin fahren, wo niemand vor ihnen war. Sie werden dorthin wollen, wo jeder Mann vor ihnen hingegangen ist. Und weißt du, weshalb? Weil es dort
schön
ist.»
    «Was ist mit unseren Frauen?»
    «Unsere Frauen …», sagte Bill, der die Frage ernst nahm, «also ich werde ja nicht heiraten, und wenn es so weit ist … wird Mabel froh sein, dass du ein Hobby hast!»
    Sheldon beugt sich vor und zieht die Schublade seiner Werkbank auf. «Du bist ein Visionär, Bill. Das muss ich dir lassen. Ein lüsterner, verschwenderischer Visionär.»
    Sheldon nimmt ein kleines Kästchen heraus und reicht es Bill.
    «Was ist das?», fragt Bill.
    «Ich möchte, dass du das bei dir aufbewahrst. Es einfach irgendwo hinsteckst. Verkaufe es nicht!»
    «Was ist da drin?»
    «Ein paar Abzeichen, die habe ich bekommen, als ich aus Korea zurückkam.»
    Bill nimmt das Kästchen, ohne es zu öffnen.
    «Warum soll ich sie nehmen?»
    «Ich möchte nicht, dass meine Frau sie findet. Oder Rhea. Sie wird größer, läuft herum und beginnt Fragen zu stellen.»
    «Du bist es doch, der ihr Sprechen beigebracht hat.»
    «Hätte ich nur die Folgen geahnt!»
    Bill sieht sich in dem Trödelladen um. «Kannst du sie nicht hier irgendwo aufbewahren? Hier in diesem Chaos findet sie doch keiner.»
    «Mach dich mal nützlich.»
    «Wann möchtest du sie zurückhaben?»
    «Vielleicht möchte ich das gar nicht.»
    «Hat es wirklich was mit deinen Mädels zu tun?»
    «Zum Teil. Wenn du es unbedingt wissen willst, ich möchte nicht daran erinnert werden, dass ich sie Saul gezeigt habe. Und während ich da an der Uhr herumbastle, kann ich es nicht ertragen, sie so nahe bei mir zu haben. Mach es einfach, weil ich dich darum bitte. Reicht das nicht?»
    «Doch, das reicht.»
    «Gut.»
    Bill steht mit dem Kästchen in den Händen da und sieht zu, wie Sheldon die Arbeit wiederaufnimmt. Nach ein paar Minuten schaut Sheldon ihn an.
    «Was ist los mit dir heute?»
    «Ich bin tot.»
    «Was hast du jetzt wieder angestellt?»
    «Ich bin tot. Richtig tot. Weißt du das nicht mehr? Es geschah im November während der Wahlen. Betrunkener Fahrer. Es hat dich schwer mitgenommen. Wahrscheinlich trifft es dich immer noch hart. Ich bin dein erster Toter seit Saul. Deshalb beschäftigst du dich mit deinen Uhren da.»
    «Ich tue das wegen meinem Jungen.»
    «Ja, sicher. Aber mein Tod ist der Grund, warum du es jetzt gerade tust.»
    «Dann ist das also nicht nur eine

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