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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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jammerte er und hob ratlos seine weißen Hände.
    Guinievaire hingegen hob nur strikt die Augenbrauen. „Weiterhin vermeide ich ab sofort alle Parties und alle Ablenkungen, und wir werden uns nicht mehr anfassen und nicht mehr küssen, und du wirst aufhören, mir Kosenamen zu geben,“ ermahnte sie ihren besten Freund.
    „Du weißt, das geht nicht,“ klagte er einfach weiter. So unvorstellbar oft schon hatte sie ihn angehalten, die Finger von ihr zu lassen und sie nicht als Schatz oder Liebling zu bezeichnen, aber Alex hatte dies niemals getan und sie war deswegen immer bei Weitem zu inkonsequent mit ihm gewesen. Nun aber war es wichtig, dass sie endlich vernünftige Grenzen zogen, weswegen sie von diesem hübschen Tag an beste Freunde waren und mehr nicht. Selbst wenn dies schwer zu sein schien, es war notwendig. Alles würde sie vergessen, was sie verband, und dann war es möglich.
    „Alex, bitte,“ sagte sie sanft. „Wir werden endlich wieder Freunde werden.“
    Auf diesen Satz hin lächelte ihr Begleiter schwach und schließlich nickte er einsichtig, woraufhin Guinievaire sein Lächeln erwiderte und sie war wirklich beeindruckt von seinem Verhalten. Wie sie schien auch er gereift zu sein durch die Geschehnisse der letzten neun Monate, weswegen es wohl tatsächlich sicher war, ihm zu vertrauen. Alex wollte, was sie wollte. Glücklich über diese einfache, neue Dynamik in ihrer Beziehung wechselte sie die Bank und setzte sich neben ihren Alex, wo sie den Kopf auf seiner vertrauten Schultern ablegte. Er küsste derweil liebevoll ihren Scheitel, als sie überlegte, wie merkwürdig sie sich heute fühlte, ganz so, als sei sie nicht sie selbst. Dies war ein strahlend schöner Tag und sie war guter Laune, deswegen erschienen ihr ihre hübschen Visionen derart leuchtend und mühelos zu verwirklichen. Tatsächlich war es aber bis an ihr Ziel noch ein weiter Weg und wenn sie morgen erwachte, wie würde sie sich dann fühlen? Zumindest Alex war ein beständiges Gefühl an ihrer zweifelnden Seite. Wie er sie hielt, dies war nicht sonderlich freundschaftlich, nicht wahr?
     
     
    Tony war ein wenig verspätet an diesem Tag, aber einzig weil er sehr gründlich gewesen war: schon seit Tagen hatte er sich vorbereitet, hatte sein Pferd fett und stark für die lange Strecke gefüttert, hatte Karten gewälzt, um den perfekten Fluchtweg zu finden, hatte gepackt, hatte überlegt, was er tragen sollte und war dabei für seine Gastgeber entweder unsichtbar oder unerträglich aufgeregt gewesen. Vicky hatte seine nervösen Vorbereitungen beobachtet und freute sich nun darauf, endlich ihre beste Freundin wiederzusehen, vermutlich beinahe so sehr wie Tony sich auf seine lange vermisste Verlobte freute. Also hatte er versprochen, dass er und Guinievaire, sobald sie verheiratet waren, als Erstes zurück zu seinen Freunden und geduldigen Gastgebern kommen würden, um angemessen zu feiern.
    An jenem Tag wagte Tony es jedoch ganz und gar nicht, bereits derart weit vorauszudenken, wo er sich nach wie vor nur ungerne daran zurück erinnerte, wie er am Silvesterabend vor vielen Monaten zu vorschnell gewesen war, nur um seine Liebste dann in letzter Sekunde wieder zu verlieren. Er zwang sich also dazu, einen ruhigen Kopf zu bewahren, schon als er aufstand und sich ankleidete, wobei er sich für ein Hemd entschied, das Guinievaire einmal für ihn ausgesucht hatte. Am Frühstückstisch war es verboten, über den heutigen Sturm auf die Burg zu sprechen, und als man aufgegessen hatte, da orderte Tony ein wenig Proviant beim Koch und packte schließlich einige letzte, wichtige Dinge. Die Ringe, die er schon damals im Dezember erstanden hatte, hatte er dabei ganz nah bei sich und trug sie in der Jackentasche. Trotz all der peniblen Vorbereitungen schienen die Stunden jedoch nicht zu vergehen, weswegen Tony immer und immer wieder gegen seinen Willen an Guinievaire denken musste und auch daran, wie sehr er sie vermisst hatte in den vergangenen Monaten. Kein Wort hatte er seit der verhängnisvollen Silvesternacht mit ihr gewechselt, wie konnte es bloß sein, dass seine Gefühle für sie immer noch ebenso stark, wenn nicht sogar noch stärker waren? Was sollte er tun, wenn sie nicht mehr dieselbe war oder wenn sie überhaupt nicht mitkommen wollte, zweifelte er, um dann zu beschließen, dass dies ein lächerlicher Gedanke war. Erretten lassen würde sie sich immerhin zweifellos. Aber was, wenn sie ihn nicht mehr liebte? Guinievaire war nur sehr schwer

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