Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
Vom Netzwerk:
großartigen Mann. Andere Mädchen wären schrecklich glücklich darüber gewesen, einen Verlobten wie Anthony Ford zu haben, aber Guinievaire hatte sich niemals wirklich auf diese, ihre Beziehung eingelassen, selbst dann nicht, als sie seinen Antrag angenommen hatte. Stattdessen hatte sie ihn belogen und betrogen, wofür sie die verdiente Strafe bekommen hatte, nun da er nicht mehr vor ihrem Fenster erschienen war. Aber sie war entschlossen, ihm zu beweisen, dass sie sich bessern konnte und genau deshalb wollte sie ihm auch so schnell wie möglich schreiben, sobald sie in Italien waren. Und weil Tony sie immer sehr geliebt hatte und alles mehr als leicht werden würde für sie, wenn sie erst einmal außer Landes war, zweifelte Guinievaire auch nicht daran, dass er tatsächlich ihrem Ruf folgen und sie endlich wieder vereint sein würden. Nun, dies waren ihre guten Vorsätze. Sie dachte an sie, als sie ihre Jacke zuknöpfte, und die Vision, die sie hatte, von sich selbst als bravem Mädchen, das weder raucht noch trinkt, das liebenswert ist und viele Freunde hat und sich dabei liebevoll um seinen Mann kümmert, gefiel ihr ausnehmend gut. Bei einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel fiel ihr auf, dass sie bereits aussah wie dieses Mädchen: ihre Wangen leuchteten unschuldig rosa und sie lächelte überglücklich.
    Die helle Türe öffnete sich derweil hinter ihr und Alex trat ein, dabei klopfte er nicht, denn dies hatte er noch niemals getan. Es störte Guinievaire nicht, wo es ohnehin doch nur sehr wenige Dinge gab, von denen sie das Gefühl hatte, sie müsse sie vor Alex verstecken. Die beiden teilten sich praktisch eine Privatsphäre.
    Ihr bester Freund schien ebenso gut gelaunt zu sein wie sie am heutigen Morgen, in einem hellen, leichten Reiseanzug mit einem doppelreihigen Jackett, in dem er herausragend aussah. Er lächelte, als er ins Zimmer kam. „Bist du fertig, Prinzessin?“ wollte er wissen, wobei er sie prüfend ansah und dabei zweifellos über sie dachte, was Guinievaire im Gegenzug gerade über ihn gedacht hatte: er erfreute sich an der Tatsache, wie hübsch sie aussah.
    Sie nickte lediglich kurz und nahm seine Hand, die er ausgestreckt hatte. Dabei warf sie einen letzten Blick über die Schulter aus dem Fenster, das den gleichen Ausblick bot wie das Zimmer im Turm im dritten Stock. Leise seufzte sie daraufhin, während Alex und sie aus dem Zimmer in den Gang und dann die breite Treppe mit dem gelben Läufer hinab schritten. Guinievaire bemühte sich darum, sich das Haus und jedes kleine Detail noch einmal genau einzuprägen, vielleicht weil sie den Ort, der sie verändert hatte, nicht ganz einfach und schnell wieder vergessen wollte. Kleine Bilder, Aquarelle in weichen Farben und dünnen Rahmen hingen an den mit winzigen Blumenmustern tapezierten Wänden und in der Eingangshalle standen geschnittene Sonnenblumen auf dem runden Tisch in der Mitte des Raumes. Es roch gut und das Herbstsonnenlicht fiel durch ein hohes, rundes Fenster über der Türe gebündelt hinein.
    „Alex, ich werde ein besserer Mensch werden,“ teilte Guinievaire ihrem besten Freund mit fester Stimme mit, während sie die Stufen in einem langsamen, nachdenklichen Tempo hinab gingen. Sie fand, sie solle ihn besser vorwarnen, denn auf der Reise, die sie heute antreten würden, sollte es weder Alkoholexzesse noch eine andere Art von Ablenkung von ihrer Mission und ihrem Verlobten geben.
    Alex lachte jedoch lediglich etwas amüsiert, dabei drückte er ihre Hand. „Das klingt ausgesprochen langweilig,“ meinte er unbekümmert.
    Guinievaire sah ihn mit großen, belehrenden Augen an. „Nun, die letzten Monate haben mir sehr deutlich gezeigt, dass das Leben nicht immer aufregend sein kann,“ sagte sie altklug.
    Weiter schüttelte er den schönen Kopf und lachte über sie und als sie das Foyer durchquert hatten, hielt er ihr die Türe nach draußen offen. Er nahm sie nicht ernst, dies war offensichtlich, aber seine arroganten Zweifel machten sie noch entschlossener. Sie wollte Alex zeigen, dass sie sich besser im Griff hatte, als er dies tat, und dass sie ab sofort so etwas Ähnliches hatte wie Moralvorstellungen und Werte oder zumindest, dass sie nun vorhatte, sich Moralvorstellungen und Werte zuzulegen.
    Am Fuße der abgerundeten Steintreppe, die zu Tante Abigails Haus hinaufführte, stand Lord Lovetts berühmte, royalblaue Kutsche bereit für ihre Abreise. Guinievaires und Alexanders zahlreiche Koffer waren gewissenhaft

Weitere Kostenlose Bücher