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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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liebte. Aber egal wie verzweifelt sie versuchte, eine sichere emotionale Distanz zu Alex zu wahren, der all ihre Launen und Anfälle weiterhin mit einem unheimlichen Gleichmut ertrug, sie hatte ebenso sehr mit sich selbst zu kämpfen und mit der Nähe, die sie für eine kurze Nacht wieder zugelassen hatte. Denn Alex ließ sich nicht leicht vergessen, wie sie es für eine Zeit lang versucht hatte, ganz einfach weil er die Gabe besaß, sich in einem Teil von ihr festzusetzen, den sie nicht erreichen konnte, unter ihrer Haut und in ihrem Brustkorb und ihrem Kopf, jedes einzelne Mal, wenn er sie berührte, und dann steuerte er von dort aus lange all ihre Gedanken und führte sie beharrlich zurück zu ihm. Er war der einzige Mensch, den sie jemals von ganzem Herzen geliebt hatte, sie hatte es wieder gewusst, als sie mit ihm geschlafen hatte. Aber sie konnte dennoch nicht wieder zu ihm zurückkehren, der keine Befürchtungen hegen musste. Stets hatte Guinievaire es ihm unendlich leicht gemacht, hatte ihn angebetet und ihn verwöhnt mit Liebesbekundungen, während er sie schlimm gequält hatte. Niemals war sie zu ihm gewesen, wie sie Tony behandelt hatte. Vielmehr war sie handzahm und artig geworden für ihren Alex, der zugleich ein strenger und sturer Liebender gewesen war, von Eifersucht zerfressen und verschlossen über die Maßen. Und dennoch, wie auch immer es möglich gewesen war, während sie zusammen gewesen waren, hatte eine geradezu perverse Harmonie zwischen ihnen geherrscht, was derzeit auch Guinievaire drängendstes Problem war, denn wann immer sie sich an die Zeiten erinnerte, als sie Alexander Lovetts liebendes Kätzchen gewesen war, da dachte sie nicht an die Tage des Endes, an seine Intrigen und an den Schmerz und nicht an die tausend Höllen, die sie für ihn durchschritten hatte. In ihrer unendlichen Dummheit schien sie all dies langsam und beständig zu vergessen.
    Den fertigen Brief, den sie alleine im Garten verfasst hatte, übergab sie noch am gleichen Tag einem der Hausangestellten, der sich um die Essenslieferungen kümmerte und daher hin und wieder in die nächste, weit entfernte Stadt fuhr, wo er ihn hoffentlich noch heute auf den langen Weg nach England schicken würde, zusammen mit den zahlreichen Schreiben, die der Hausherr verschickte. In dem Moment, in dem der junge Mann sich pflichtbewusst verabschiedet hatte, kehrte Guinievaire so schnell wie möglich wieder in ihr warmes, quadratisches Zimmer in Alexanders prachtvoller, unfassbar italienischer Villa zurück. Sie versuchte ihrem besten Freund so weit es eben möglich war aus dem Weg zu gehen, nicht mit ihm zu sprechen und ihm keinesfalls die Gelegenheit zu geben, sie noch einmal mit seinen ausgesprochen wirkungsvollen Worten zu verführen, so wie er es in Paris getan hatte. Unglücklicherweise gab es jedoch nicht viel in diesem Haus, womit sie sich hätte ablenken können. Ohne jeglichen Zweifel war es ein herrliches Anwesen, aber es war weit fort vom Rest der stillen Welt und man konnte nur zu ihm gelangen, wenn man zunächst eine sehr lange Zeit einen sanften Berg in verschlungenen Serpentinen hinauf fuhr. Das Haus lag dann von einer beinahe orange gebrannten Mauer umgeben an der Seite jenes Hügels und an sein Hintertor grenzten ein kleiner Wald und eine winzige Hütte, die noch zum Grundstück gehörten. In diesem Wald wiederum gab es einen kreisrunden Fischteich, was Guinievaire bekannt war, weil sie tatsächlich Spaziergänge dorthin unternommen hatte, stundenlang, nur damit sie Alex nicht sehen musste. In dem gepflegten Garten innerhalb der Mauern, der ihr jedoch im Vergleich zu Marions Wunderwerk in Shropshire seltsam zahm und farblos erschien, standen raue Bänke unter uralten Bäumen und unter der erhöhten Veranda gab es inmitten von sorgfältig zugeschnittenen Büschen einen sehr beeindruckenden Brunnen aus Sandstein, der eine klassische Form hatte, der aber wegen der vorangeschrittenen Jahreszeit bereits abgeschaltet war. Dort hatte Guinievaire sogar angefangen, im Grünen sitzend zu malen, in einen dicken Schal gehüllt, denn es war zwar noch sonnig in Italien, es war aber auch nicht mehr sonderlich warm. Manchmal, wenn sie Glück hatte, saß Alex in der Bibliothek und nicht im Wohnzimmer und dann hatte sie Gelegenheit dazu, auf dem kleinen, bemalten Cembalo zu spielen, das dort stand und etwas verstimmt war. Es gab auch viele Bücher in diesem Haus, weswegen Guinievaire viel las, wobei sie immer in ihrem Bett auf ihrem Zimmer

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