Ein silbernes Hufeisen
herrschte im Raum einvernehmliches Schweigen, dann wandte Alex den Blick ab und stattdessen dem Schneidermeister zu. „Würden Sie uns vielleicht einen kleinen Augenblick geben?“ bat er Conroy, der ein wissendes Lächeln voller Verständnis für die Diskretion der beiden Verliebten aufsetzte und daraufhin hastig in seinem Lager verschwand. Guinievaire und Alex konnten hören, wie er eine schwere Türe hinter sich schloss.
„ Es ist ein Hochzeitskleid,“ erklärte Alex Guinievaire nüchtern.
Sie schlug schwer atmend die Lider nieder und sah an sich herab. „Ich weiß,“ nickte sie dann leise, während sie Alex‘ hungrige Augen auf sich spürte. „Seit vier Monaten hast du das schon vor?“ platzte es dann fassungslos aus ihr hervor.
Sie hatte immer geglaubt, er würde sie niemals fragen! Sie hatte geglaubt, er sei jene Art von Mann, die sich einfach nicht endgültig einfangen ließ. Manchmal hatte sie sich bereits damit abgefunden gehabt und manchmal hatte es sie unvorstellbar wütend gemacht und dann hatte sie ihn gedrängt und er hatte ihr niemals nachgegeben, weswegen sie geglaubt hatte, er wolle sie nicht. Und nun erfuhr sie, dass er tatsächlich schon vor vielen Monaten beschlossen hatte, sie zu seiner Frau zu machen. Während Guinievaire lange geglaubt hatte, er schliefe heimlich mit anderen Frauen, hatte er sogar ein Kleid für sie anfertigen lassen.
„ Eigentlich plane ich es schon seit Mai,“ enthüllte Alexander. Dank des Podestes überragte Guinievaire ihn sogar beinahe um einige, entscheidende Zentimeter und er musste ein wenig zu ihr hinauf sehen, was ein ungewohnter Anblick war.
„ Warum hast du mich nicht gefragt?“ wollte sie entgeistert wissen. Er hatte alles ruiniert. Sie hätte seine Verlobte sein können.
„ Zuerst war ich zu feige,“ gab er zu, womit er genau das bestätigte, was Guinievaire bereits erwartet hatte. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich einen guten Ehemann abgeben würde. Und dann warst du auf einmal immer schrecklich seltsam zu mir, weil du dachtest, ich hätte weiterhin Affären natürlich, und deswegen hatte ich Angst, du würdest Nein sagen.“ Monatelang hatte Guinievaire Alex nicht erzählt, welche Ängste sie quälten, nachdem eine Fremde auf einer Party ihr zugeflüstert hatte, Alexander Lovett sei ihr untreu. Das Herz war ihr gebrochen und hätte er auf ihre Nachfrage hin eingeräumt, was sie im Grunde nur ahnte, wäre sie zweifellos daran zugrunde gegangen. Am Ende hatte sich aber herausgestellt, dass es nichts weiter gewesen war als eine schmutzige Lüge. „Ich habe darüber nachgedacht, was ich tun würde, würdest du Nein sagen,“ fuhr Alex fort. „Liebling, ich hätte es ganz einfach nicht ertragen. Und dann hast du dich von mir getrennt.“
„ Alex,“ hauchte sie enttäuscht. „Natürlich hätte ich Ja gesagt, ganz egal was du getan hast. Du weißt, es hat niemals eine Rolle gespielt.“
Wie hatte er nur an ihr zweifeln können? Guinievaire hatte ihn so hingebungsvoll geliebt und sie hatte sich sehr darum bemüht, ihm dies jeden einzelnen Tag zu beweisen. War er nicht im Himmel gewesen mit ihr, mit seinem Kätzchen, wie er sie gerne genannt hatte?
Während sie ihn vorwurfsvoll ansah, griff Alex nach ihrer kalten Hand. „Dann lass es uns jetzt tun. Nichts steht dem noch im Weg, Engel. Du hast ein Kleid, ich habe sogar einen Ring,“ schlug er vor, wobei er in sein Jackett griff und eine quadratische, türkise Box mit runden Ecken und einer weißen Schleife daraus hervorzog. Elegant öffnete er sie mit dem Daumen und hielt ihr den Inhalt stolz vor Augen: es war ein großer rosa Diamant und viele kleine, farblose, die ihn umrahmten, auf Platin und es war ohne jeglichen Zweifel der schönste Ring, den Guinievaire jemals gesehen hätte. Am liebsten hätte sie in diesem Augenblick vor wilder Verzweiflung nach Alex geschlagen.
„ Soll dies etwa ein Antrag sein?“ zischte sie empört.
Sie hatte immer gewusst, Alex war nicht eben sonderlich romantisch oder wenigstens besonders mitteilsam, aber für ihren Heiratsantrag hatte sie definitiv immer schon mehr erwartet als diese hinterhältige Falle und diesen etwas halbherzigen, mehr als spontanen Tonfall. Tony hatte sich wesentlich besser ausgedrückt, erinnerte sie sich bitter.
Alexander wusste scheinbar, was sie derart erzürnte. „Was willst du hören, Prinzessin?“ entgegnete er mit strenger Stimme und drückte ihre Finger. „Wie sehr ich dich liebe? Das weißt du. Ich will dich
Weitere Kostenlose Bücher