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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Gleichgültigkeit. „Nun, dann ist dieser Alptraum wenigstens bald schon vorbei,“ seufzte er, auf ihre leeren Worte eingehend, anstatt offen zu sagen, was er in diesen Wochen mit ihr zu tun beabsichtigte.
    „Wenn es eine derartige Qual für dich ist, mit mir hier Zeit zu verbringen, dann kannst du gerne wieder abreisen,“ bot sie ihm daher eiskalt an. Wäre er doch zumindest ehrlich zu ihr, würde er ihr doch erklären, was er wollte, würde er verhandeln und ein einziges Mal offen mit ihr sprechen, dann wäre sie nicht derart angespannt ihm gegenüber, wie sie es eigentlich nicht sein wollte, denn Guinievaire liebte ihren Alex und sie war ihm nicht gern böse. Er schwieg jedoch und war böse zu ihr und heimlich konspirierte er, weswegen sie ihn und seine Absichten beständig fürchten musste.
    „Aber wenn ich nach Hause zurückfahre, dann wird dein Vater sehr schnell wissen, dass wir ihn belogen haben,“ sagte Alexander und selbst wenn Guinievaire ihn auch weiterhin keines Blickes würdigte, war sie sich doch sicher, dass er ein wenig amüsiert klang.
    „Das wird er ohnehin bald wissen,“ bemerkte sie ungehalten. „Dieser ganze Plan, den du dir ausgedacht hast, war vollkommen überflüssig.“
    „Das war er von deinem Standpunkt aus betrachtet,“ wurde sie sogleich korrigiert, weswegen sie ihn wütend ansehen musste, während er ein mehr als unschuldiges und zugleich erhabenes Gesicht aufgesetzt hatte. Wie schrecklich dieser Aufenthalt doch war und wie schön er hätte sein können, hätte sie sich nur ein einziges Mal kontrollieren können! Niemand vermochte es, ihr die Zeit zu vertreiben, wie ihr liebster Freund es beherrschte, aber sie hatte sich selbst um seine herrliche Gesellschaft gebracht und nun konnten sie nicht eine Minute miteinander verbringen, konnten nicht gemeinsam essen oder lesen oder spielen oder sprechen.
    „Ich hoffe, er wird noch vor Weihnachten hier sein,“ seufzte sie schließlich leise. Hier konnte sie ihr liebstes Fest auf keinen Fall verbringen, selbst wenn dies im Grunde lediglich bedeuten würde, dass es in alter Tradition auch dieses Jahr wieder ganz furchtbar werden würde.
    „Ich hoffe, er verdirbt uns nicht den vierzehnten Dezember,“ entgegnete Alexander hingegen unbeschwert.
    Wie zum Teufel war es ihm nur möglich, so gut gelaunt und ausgeglichen zu bleiben im Angesicht der Tatsache, dass Guinievaires Verlobter sehr bald hier auftauchen würde und sie damit für immer aus seiner Reichweite verschwand? Alex glaubte ganz offensichtlich nicht einmal eine einzige Sekunde daran, dass Tony tatsächlich kommen würde und je mehr sie in dunklen Stunden einsam und allein darüber nachdachte desto weniger war auch Guinievaire sich sicher, ob ihr Verlobter noch zu ihr stand. Allein die Hoffnung blieb ihr noch.
    Derweil gab es nicht das Geringste, was sie auf diese niederträchtigen Worte hin hätte erwidern können, denn sie stellten sogleich schreckliche Dinge in ihrem Kopf an: sofort musste sie an Alex‘ Art zu Küssen denken, dann an seine Hände, an Paris, an das Palace, an sein Bett in Lovett Residence, an das ihre in Hastings House und daran, was er erst vor Kurzem zu ihr gesagt hatte: sie könnten jeden Tag nebeneinander aufwachen und dann mussten sie auch nicht aufstehen, wenn sie es nicht wollten. Niemand war hier, der sie verurteilen konnte oder trennen wollte. Sie könnte jede Nacht neben ihm einschlafen und jeden Morgen neben ihm aufwachen.
    Wortlos erhob sich Guinievaire vom Tisch und verließ das Zimmer, um sich in ihr eigenes zu retten. Dort sagte sie sich, nachdem sie sich verzweifelt in ihre Kissen geworfen hatte, ein Mantra vor, welches sie bisher an absolut jedem Tag, seitdem sie hier war, gebetsmühlenartig in ihrem Kopf wiederholte: er ist egoistisch, er ist herrisch, er ist eifersüchtig. Er wird sich selbst immer mehr lieben, als er dich liebt. Er hat keinen Respekt vor dir und glaubt, er könne dich besitzen wie seinen Wagen und sein Haus. Er ist verschlossen und unberechenbar. Du hast etwas Besseres verdient.
     
     
    Sieben Monate war Tony nun schon hier in Shropshire und diese sieben lange Monate durften wohl absolut unbestritten die schrecklichsten seines ganzen, kurzen Lebens gewesen sein. Den letzten Monat, seitdem man ihm enthüllt hatte, dass er sich mit einer Frau verlobt hatte, die ihn über die gesamte kurze Zeit, die sie sich gekannt hatten, angelogen hatte, hatte Tony schlicht und einfach nichts getan, wobei er ganz besonders nicht weiter

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