Ein silbernes Hufeisen
Ende.“
„Er war ungefährlich,“ schüttelte sie sanft und voller Geduld den Kopf. „Du bist es nicht und du warst es nie, eben weil ich dich liebe und ihn nicht. Liebling, bitte glaube mir,“ flehte sie schließlich.
„Guinievaire,“ mahnte Alexander sie. Sie hatte ihm zu oft in sein hübsches Gesicht gesagt, dass eben das Gegenteil der Fall war, deswegen hob er nun zweifelnd eine Augenbraue. Nun, Guinievaire trug ihr Herz auf der Zunge. Sie hatte keine Angst davor, ihm klar zu machen, wie es um ihre Zuneigung bestellt war.
„Liebling, ich liebe nur dich, seitdem ich sechzehn bin. Wann immer ich etwas anderes behauptet habe, habe ich gelogen,“ verkündete sie mit fester Stimme. Dies wusste sie selbst unerschütterlich und deshalb konnte sie auch Alexander davon überzeugen. Tatsächlich schien er es schon in diesen Augenblicken sehr gerne zu hören. Guinievaire ging auf ihn zu, den Abhang zu Füßen – trotz ihrer brisanten Konversation gaben sie zweifellos ein pittoreskes Bild für den Kutscher ab – dann griff sie nach seinen Händen und drückte sie flehentlich.
„Prinzessin, du musst mir die Wahrheit sagen,“ beharrte Alex mit einem prüfenden Blick. Er verhörte sie, so wie er es schon oft zuvor getan hatte. Meist wollte er dann etwas ganz Bestimmtes hören oder sie dazu bringen, etwas zu tun, aber heute war sein Tonfall ein anderer. Er schien wahrhaftig zu zweifeln. Guinievaire küsste seine Fingerknöchel.
„Alex, ich liebe dich so sehr, es ist geradezu antisozial,“ schwor sie. „Dürfte ich mit dir tun, was ich wollte, wir könnten nicht einmal unter zivilisierten Menschen leben. Ich kann dir niemals nahe genug sein, Liebling, obwohl ich von deinen Tellern esse und aus deinen Gläsern trinke. Ich schlafe in deinem Bett, ich schlafe mit dir, ich bade mit dir, keine Sekunde sind wir getrennt und dennoch, es ist nie genug. Wirklich, es ist unheimlich, Liebling, und wenn du dir Sorgen machen möchtest, dann sorge dich besser darum, ob ich dich nicht vielleicht zu sehr liebe. Was ich getan habe, tut mir unendlich leid. Aber mein ganzes Leben werde ich damit verbringen, es wieder gut zu machen,“ endete sie schließlich. Jedes einzelne Wort hatte sie gemeint, wie sie es gesagt hatte. Seitdem sie ihn kannte, hatte sie befürchtet, etwas stimme nicht mit ihr, weil sie diesem Mann derart zugetan war. Unter großen Anstrengungen hatte sie ihre Gefühle für ihn im Zaum gehalten, aber nun wo sie seine Frau war, da hatte sie keinen Grund mehr dazu und seitdem war sie jeden Tag ein wenig mehr mit Alexander verschmolzen.
Ihr geliebter Ehemann grinste inzwischen sein schiefes Grinsen, das einer der Gründe gewesen war, warum Guinievaire sich vor vier Jahren aufs Heftigste in ihn verliebt hatte. Besänftigt von ihrer eindringlichen Rede legte er die Arme um sie und beugte den Kopf herab. Guinievaire stellte sich auf die Zehenspitzen und sie küssten sich, lange und fest.
„Manchmal will ich dich beißen,“ gestand Alex mit leiser Stimme. „Nur um dich zu schmecken.“
Guinievaire nickte den Kopf. Sie wusste genau, wovon er sprach. „Das geht mir oft genauso, Alex,“ entgegnete sie.
Ihr schöner Ehemann lachte daraufhin sogar. „Was hält dich davon ab?“ meinte er schlicht.
„Ich will nicht klingeln, Liebling,“ klagte Guinievaire mit einem unüberhörbaren Zittern in der Stimme. „Lass uns wieder gehen.“ Kaum hatte sie dies vorgeschlagen, hatte sie sich beinahe schon wieder umgedreht und wäre zurück zum Wagen gelaufen, aus dem sie beide erst gestiegen waren, hätte Alexander nicht schnell und behände nach seiner Frau gegriffen, einen Arm um ihre Taille gelegt und sie erneut neben sich gezogen.
Sie hatte nicht hierher kommen wollen und ganz besonders hatte sie nicht gewollt, dass Hastings House der absolut erste Halt war, den sie bei ihrer Rückkehr in ihr schmerzlich vermisstes London machten. Alexander hatte sich jedoch wie immer gegen seine Frau durchgesetzt, denn bevor er sein neues Leben mit seiner neuen Braut beginnen konnte, wollte er endgültig die alten Bande Guinievaires an den furchtbaren Ort ihrer Kindheit und mit ihrem schrecklichen Vater durchtrennen. Zudem hatte er Mort versprochen, er käme schon im Dezember mit seiner Braut zurück in die Heimat und seitdem war immerhin ein volles halbes Jahr verstrichen, in dem Mr Hastings nichts von dem Verbleiben seiner einzigen Tochter gewusst hatte. Selbst wenn ihre Beziehung stets mehr als unterkühlt gewesen war,
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