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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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vergessen gehabt, seine schöne Tochter.
    „Sieh an, sieh an,“ murrte er, wobei er sehr langsam sprach und seine Worte perfekt formulierte, wie er dies schon immer getan hatte, wollte er bedachtsam und weise erscheinen auf seine Zuhörer. „Wer hätte geglaubt, dass ich dich noch einmal wiedersehen würde?“
    „Ich bin ebenso entzückt,“ erwiderte Guinievaire, die den Kiefer trotzig nach vorne geschoben hatte, zugleich versteckte sie sich jedoch beinahe hinter der Schulter ihres Mannes und hielt ihn unwiderstehlich fest.
    „Vor sechs Monaten habe ich dich schon erwartet,“ musste ihr Vater unbedingt betonen, um Vorwürfe machen zu können, wie er es unwahrscheinlich gerne tat. „Ich dachte, du wärest bei der Überfahrt ertrunken oder du hättest ein schönes Leben in Schande begonnen, zusammen mit wem auch immer.“
    Während Mr Hastings sprach, hatte er die Hände in seinem Schoß verschränkt und er blickte einzig und allein Guinievaire an, obwohl er doch Alex all jene albernen Vorhaltungen ebenso hätte machen müssen. Weil er jedoch Lord Lovett war und selbst von seinen schlimmsten Feinden mit Respekt behandelt werden musste, bezichtigte er lediglich die eigene Tochter. Was nicht klug war von ihm, selbstverständlich, denn bei jener handelte es sich um Lady Lovett und Alex mochte es genauso wenig ausstehen, wenn man seine Ehefrau nicht absolut gebührend behandelte.
    „Ich lebe mit niemandem in Schande,“ erwiderte Guinievaire mit zusammengezogenen, beleidigten Augenbrauen. „Ich habe Alex geheiratet, wie du es wolltest, und dann haben wir den Winter in Italien verbracht, weil es kalt war in London.“ Um zu beweisen, dass sie die Wahrheit sprach, hatte sie die Hand gehoben, an der ihre Ringe steckten, und präsentierte sie dem misstrauischen Vater, indem sie ihm ihre langen Finger entgegenstreckte.
    Dieser betrachtete die beiden silbernen Stücke für einen Augenblick lang sehr interessiert, wobei er sich nach vorne beugte und den faltigen Hals dehnte. Schließlich nickte er, dann fiel jedoch sein eisiger Blick zum ersten Mal auf Alexander. „Ist es wahr?“ überprüfte er, der immerhin wusste, dass seine Tochter ihn anlog ohne mit einer winzigen, schwarzen Wimper zu zucken.
    Alex nickte lediglich, dann küsste er Guinievaires Stirne und fuhr ihre Taille mit einer Hand hinauf und hinab, um zu demonstrieren, dass er sie nun anfassen konnte, wie es ihm gefiel und wo immer er wollte. „Sie ist meine Frau,“ bestätigte er ausgesprochen selbstzufrieden.
    „Sie ist ihre Frau,“ wiederholte Mortimer daraufhin leise, der Blick mit einem Mal schrecklich gierig. „Sie ist Lady Lovett.“ Lange schien er über diese neue, für ihn im Grunde mehr als erfreuliche Tatsache nachdenken zu müssen, die alten Hände gefaltet. Guinievaire und Alex tauschten derweil einen ratlosen Blick aus. „Herzlichen Glückwunsch,“ beschloss er dann schließlich.
    „Nun, wir danken für die herzlichen Worte,“ erwiderte Mr Hastings Tochter, die zugleich verwirrt und gekränkt sein musste, denn hatte sie nicht endlich getan, was ihr Vater von ihr verlangt hatte? Dafür bekam sie nicht mehr als kühle Glückwünsche von ihm.
    „Ich werde Thomas schreiben,“ bemerkte er weiterhin, während Alex dieser Szene familiären Ungemachs wortlos beiwohnte, heftig darauf hoffend, sie wäre bald vorüber, denn nun wo alles gesagt war, wollte er seine Braut so bald wie möglich über die Schwelle von Lovett Residence tragen.
    „Er wird entzückt sein,“ meinte Guinievaire trocken.
    Mr Hastings ignorierte diese Spitze vollkommen. „Es gibt Briefe für dich in deinem Zimmer,“ verkündete er mit einer schnellen, beiläufigen Kopfbewegung zur Türe. „Geh und sieh sie dir durch. Ich habe derweil noch einige Fragen an Lord Lovett.“
    Wie er sie befehligte, gefiel Alex ganz und gar nicht, aber seine Frau hatte viele Jahre lang nur diesen Tonfall gekannt von ihrem Vater, also gehorchte sie gänzlich unüberlegt, nachdem sie sich von ihrem Mann gelöst und zum Abschied sanft seine Finger geküsst hatte. „Ich bin sofort bei dir,“ rief Alex ihr zu, als sie den Raum verließ, wobei Guinievaire lediglich schwach lächelte und zugleich sehr schwer seufzte. Ungeduldig blickte er dann, als sie niedergeschlagen gegangen war, seinen Schwiegervater an, denn nun wollte er seine Ehefrau ausgesprochen eilig von diesem schlechten Ort fort bringen.
    Mr Hastings bedeutete ihm mit einer kurzen Bewegung seiner alten Hand, sich auf den grausigen

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