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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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so hatte Alex überlegt, vielleicht hatte er sich doch Sorgen um das andauernde Verschwinden seines Kindes gemacht und deswegen wollte Alex seinen neuen Schwiegervater nun so schnell wie möglich wissen lassen, dass Guinievaire tatsächlich gut versorgt war, um sie ihm dann für immer und ewig zu nehmen, wie er es kaum anders verdient hatte in jenen zwanzig Jahren, die er für sie verantwortlich gewesen war.
    Unglücklich wand sie sich weiter in seinem festen Griff, während Alexander jedoch gnadenlos an der Klingel des nach wie vor unheimlichen Hauses zog. Nichts hatte sich verändert an diesem Ort: er war immer noch eisig kalt, dabei perfekt gepflegt und mehr als leblos und die gleißenden Junisonnenstrahlen schienen keinerlei wärmende Auswirkungen auf die alten Gemäuer zu haben. Im Grunde konnte Alex also verstehen, warum seine Ehefrau nicht einmal das winzige Verlangen hatte, nach langer Zeit in das Haus ihrer Geburt zurückzukehren, wo sie doch damals schon, als sie das Anwesen noch hatte bewohnen müssen, stets so wenig Zeit wie nur irgend möglich dort verbracht hatte. Ein letztes Mal musste sie es jedoch betreten, denn sie sollte sich verabschieden. Und außerdem wollte Alex in Morts Augen sehen können, wenn dieser verstand, dass er und sein Name nicht eine Sekunde von der perfekten Verbindung profitieren würden. Wenn er ehrlich war, dann verfolgte er rachsüchtige Motive.
    Alex beugte sich zu ihr herab, um ihr die offensichtliche Furcht ein wenig zu nehmen und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. „Prinzessin, wir bleiben nur einen kurzen Augenblick und sagen ihm Guten Tag, das verspreche ich dir,“ versuchte er sie zu beschwichtigen. „Dann haben wir das Schlimmste bereits hinter uns gebracht und den übrigen Tag hindurch werden wir einzig tun, was du möchtest.“
    Auf jene tröstenden Worte hin seufzte Guinievaire schwer, aber schließlich nickte sie doch artig und als man ihnen die morsche, alte Türe zum Haus endlich öffnete, da nahm sie bereitwillig Alexanders angebotene Hand und ließ sich schweren Schrittes von ihm in die finstere Eingangshalle ziehen, wo ebenfalls alles genau beim Alten geblieben war. Seit vier Jahren kannte er sie und seitdem war er ein häufiger Gast gewesen, also erkannte Alex den Amor wieder und die Ahnengalerie über den Treppen, die verschlossenen Türen zum großen Salon und den zertretenen, roten Läufer. Der Butler, welcher sie eingelassen hatte, schien ihm jedoch ein Unbekannter zu sein.
    „Ich hasse dieses Haus,“ murrte Guinievaire derweil leise, den fragenden Blick des dürren, neuen Hausangestellten vollkommen ignorierend. Stattdessen blickte sie traurig auf den kalten Boden und presste ihre Seite gegen ihren Mann, der sie immer sehr liebte, war sie verängstigt und kindlich und brauchte sie ihn derart offensichtlich. Er küsste also die Schläfe seiner Frau, was er auch tat, weil ihm die interessierten, langen Blicke des Butlers störten, welche dieser Guinievaire nach wie vor zuwarf. Jenes Starren, dies war zu Alex‘ großem Unglück die Reaktion der meisten Männer auf seine angetraute Ehefrau oder zumindest bildete er sich dies ein. Dass sie seinen Ehering trug, es hatte ihm lediglich minimale Erleichterung in seiner Eifersucht verschafft, wie sich auf ihren Reisen herausgestellt hatte.
    „Mr Hastings befindet sich im kleinen Salon,“ wurde ihnen nun von dem hageren Mann, der eine unschöne, graue Gesichtsfarbe hatte, erklärt. „Wen darf ich ihm ankündigen?“
    „Niemanden, zum Teufel,“ zischte Guinievaire daraufhin sofort mehr als gereizt, wobei Alex sie wie immer gewähren ließ, wenn es ihr Wunsch war, ihre üblen Launen an sich in der Nähe befindlichem Personal auszulassen. Wie die Belegschaft von Lovett Residence ab sofort leiden würde müssen, sobald er sie in wenigen Minuten endlich in ihr gemeinsames Zuhause brachte! Noch niemals waren sie gut auf die kleine Miss Hastings zu sprechen gewesen, und nun wo sie als Lady Lovett zurückkehrte, würden Köpfe rollen. Was immer ihr gefiel, dachte er gleichgültig. „Ich darf mich in diesem Haus bewegen, wie es mir gefällt. Ich bin seine verfluchte Tochter,“ erklärte sie und dabei klang sie finster, als sei dies nicht eben eine Tatsache, die sie gerne aussprach.
    Nickend drückte der verwirrte Butler die dünnen, schwachen Lippen aufeinander und machte eine tiefe Verbeugung. „Miss Hastings,“ sagte er mit anerkennender Stimme und einer großen Geste, um sie angemessen willkommen zu

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