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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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heißen.
    Ein fassungsloses Geräusch entwich dabei Guinievaire, die die schöne Miene verzog, als habe man sie tödlich beleidigt, dabei eilte sie zu den Stufen, empört Alex‘ Hand haltend, und sie schimpfte in einem fort bedrohlich vor sich hin. „Natürlich, ich bin Miss Hastings,“ murrte sie, für den Butler, den sie zurück ließ, deutlich hörbar. „Deswegen trage ich auch einen Ehering und küsse einen Mann, der ein identisches Exemplar am Finger hat, im Foyer meines Geburtshauses und deswegen war ich auch seit Jahren nicht mehr hier, weil ich immer noch unverheiratet bin. Dieser Haushalt war stets ein Sammelpunkt brillanter Denker.“
    Alex, der ihr bereitwillig folgte, musste ein wenig lächeln ob ihres leicht zu durchschauenden Zornes, während sie die Treppe erklommen. Ein wenig tat sie dem armen Mann vielleicht sogar Unrecht, denn wie hätte dieser ahnen sollen, dass es sich bei dem hochgewachsenen, blassen Fräulein tatsächlich um die Tochter des kleinen, stämmigen und gebräunten Mr Hastings handelte, mit seiner ledernen Haut und den stechenden Augen? Wie sehr er sich darauf freute, ihn zu sehen, um ihm das Einzige zu nehmen, was ihn noch vor vollkommener Irrelevanz bewahrt hatte, wobei er dazu immerhin eine ausdrückliche Erlaubnis gehabt hatte! Alex hatte dieses Spiel gewonnen, dies würde Mortimer schon sehr bald einsehen müssen, denn schon sehr bald würde die gesamte Stadt den Mädchennamen seiner Frau vergessen haben.
    Während er sich in diesen hämischen Gedanken sonnte, durchschritt Alex gemeinsam mit seiner Frau den niedrigen Gang im ersten Stock von Hastings House, an dessen Ende, bevor er rechts um die Ecke bog, der scheußliche kleine Salon lag. Dabei hatte er inzwischen Guinievaire wieder eingeholt, deren Schritte mit jedem winzigen Meter zögerlicher und unwilliger wurden. „Ich möchte ihn nicht sehen, Liebling,“ klagte sie noch einmal, wobei ihr die Kehle beinahe verschnürt war. „Er ist ein Ungeheuer.“
    Wenn sie so sprach, dann musste Alex natürlich Mitleid mit ihr empfinden, aber dennoch, von seinem Plan ließ er sich nicht abbringen, denn auch Guinievaire würde von einem letzten Treffen profitieren, dessen war er sich sicher. Er beugte sich also über sie in jenem beengten Gang, wo er schon immer das Gefühl gehabt hatte, sich bücken zu müssen, um sie in die Arme zu schließen und sie zu küssen. Bleich war sie dabei, jedoch nicht auf ihre übliche, gesunde Art und Weise, vielmehr wirkte sie krank auf ihn, der ihr Haar streichelte. „Prinzessin,“ flüsterte er in ihr weißes Ohr, ihre Zerbrechlichkeit genießend. „Du musst keine Angst haben. Das hier ist nicht mehr dein Zuhause und er kann dir nichts mehr anhaben.“
    „Ich weiß, Liebling,“ murmelte sie gegen seine Brust, dabei nickte sie den Kopf und sah auf ihre Füße, während Alex sie nun fest gegen seine Seite arrangierte, um dann an der alten, morschen Türe zu klopfen, wie er es schon oft zuvor getan hatte. Seine Frau neben ihm zitterte merklich.
    „Herein,“ sagte eine eisige Stimme auf der anderen Seite nach einer kurzen Pause, also legte Alex die Hand um den stumpfen, goldenen Knauf und dann traten sie ein, wobei er mutig voranschritt und geduldig Guinievaire in seiner Hand hinter sich hineinzog.
    Auch der kleine Salon, dies ließ sich auf den ersten Blick feststellen, hatte sich nicht verändert: nach wie vor gab es die dunkelroten, bedrückenden Tapeten und die Täfelung aus rissigem Holz und jene Tropenholzgarnitur, die sich alleine als schlimme Geschmacksverirrung bezeichnen ließ. Vor den nutzlosen, grünen Fenstern stand Guinievaires kleines Klavier, welches staubig wirkte, außerdem war die Luft im Raum außergewöhnlich warm und stickig und sie roch abgestanden und zugleich süßlich, dass es einem den Kopf schwer machte. Mr Hastings saß auf seinem angestammten Platz auf dem hässlichen Sofa an der rechten Wand, aß Kuchen und hatte die Zeitung aufgeschlagen, als er den mit einem Mal ergrauten Kopf hob. Alt war er geworden in den letzten Monaten und dies war wohl die einzig nennenswerte Veränderung in diesem Haus. Sein Anblick war merkwürdig angenehm für Alex, der sich allein der gesellschaftlichen Zerstörung und Isolation seines Schwiegervaters rühmen durfte. Dieser sah Guinievaire und ihn nun mit seinen durchdringend blauen Augen an, als seien sie die letzten Menschen, mit denen er jemals gerechnet hätte, was vermutlich sogar zutreffend war. Vielleicht hatte er sie bereits

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