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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Wiedersehen,“ sagte er, dabei kehrte er seinem Schwiegervater bereits den Rücken zu.
    „Auf Wiedersehen,“ erwiderte dieser ohne weitere Proteste.
    Als Alex wieder auf den Flur hinaustrat, musste er feststellen, dass dieses absolut sinnlose, wenn auch zumindest etwas befriedigende Gespräch ihn trotz seiner kurzen Dauer dennoch merkwürdig angestrengt hatte und nun fühlte er sich umso erschöpfter, während er eilig auf Guinievaires Mädchenzimmer auf der linken Seite des Ganges zusteuerte. Obwohl es erst Mittag war, verspürte er mit einem Mal das dringende Verlangen, seine Frau mit nach Hause zu nehmen, sich um nichts mehr zu scheren, sie auszuziehen und den ganzen restlichen Tag mit ihr in seinem eigenen Bett in seinem Haus in seiner Heimatstadt zu verbringen, anstatt tausend Besuche zu machen, wie sie es ursprünglich geplant hatten. Einerseits war er natürlich durchaus sehr froh darüber, endlich wieder in London zu sein. Dabei hatte er jedoch bisher noch nicht wirklich durchdacht, dass diese Rückkehr zugleich bedeutete, dass er seine geliebte Frau, die seit eineinhalb Jahren keinen Fuß mehr in diese Stadt gesetzt hatte, ab sofort wieder teilen musste mit unzähligen Bekanntschaften und Freunden und neugierigen Gratulanten. Durchaus hatte er mit ihr angeben wollen, dennoch machte ihn die Vorstellung missmutig, als er sich seufzend endlich wieder zu ihr gesellte.
    Guinievaire saß am Fuße ihres Bettes in ihrem bunten Zimmer und sie hielt ein aufgeschlagenes, zerknittertes Schreiben in den langen Fingern, dabei blinzelte sie etwas nervös, sah auf den Boden und war inzwischen besorgniserregend kalkweiß gefärbt.
    „Was ist mit dir, Engel?“ wollte Alex also sofort wissen, als er auf diesen traurigen Anblick inmitten der vielen rosa Blumen und der goldenen Verzierungen ihres ehemaligen Zimmers stieß. Hastig machte er drei Schritte auf sie zu und kniete sich zu ihr herab, die Hände auf ihre Knie legend.
    „Dieser Brief ist für mich gekommen,“ erwiderte sie mit stumpfer Stimme. Sie zog die Augenbrauen zusammen, als dachte sie nach, während sie Alex das Stück Papier übergab. Als er es überflog, richtete er sich unwillkürlich wieder auf und all seine Muskeln wurden steif und wütend dabei.
    Natürlich handelte es sich um einen Brief des lange vergessenen Stallburschen und natürlich waren seine unbeholfenen Zeilen nichts als absolut armselig. Wie Alex es sich dringend erhofft hatte, hatte er Guinievaires Brief scheinbar niemals erhalten, hatte aber dennoch über den hilfreichen Gärtner erfahren, dass sie sich mit Alex verlobt hatte und mit ihm abgereist war, und nun fühlte er sich furchtbar betrogen und hintergangen von ihr, die nichts falsch gemacht hatte. Der Ton, den er dabei anschlug, war vorwurfsvoll und weinerlich und zugleich verriet dieser lachhafte Mensch doch mit jedem einzelnem Satz, wie rettungslos und traurig er nach wie vor in Lady Lovett verliebt war. Ich versuche, dich zu hassen, schrieb er sehr dramatisch, weswegen Alex beinahe die Augen verdreht hätte. Was versprach er sich überhaupt davon, ihr noch einmal zu schreiben und was versprach er sich zudem noch von einem Treffen? Glaubte er nicht, sie habe ihn eiskalt verlassen? Er war lächerlich und armselig, mehr nicht.
    „Wovon spricht er überhaupt?“ meinte Alex gespielt verwirrt, denn Guinievaire erfuhr besser nicht, dass ihr Ehemann durchaus in der Lage war, alles zu rekonstruieren, was ihrem Stallburschen widerfahren sein musste, weil Alex in diese Affäre nun einmal wesentlich mehr involviert war, als sie es ahnte. „Du hast ihn gebeten, zu kommen und er ist nicht aufgetaucht.“
    Seine Frau streckte daraufhin eine dünne Hand nach dem Brief aus, dabei gefiel ihm der Ausdruck auf ihrem blassen Gesicht ganz und gar nicht und das Blatt wollte er ihr deshalb auch nicht zurückgeben. Vielmehr wollte er es in tausend wertlose Teile zerreißen. Warum bloß hatte dieser unvorstellbare Idiot ihr noch einmal schreiben müssen, nachdem sie ihn scheinbar schrecklich gedemütigt hatte? Nun würde sie ihn noch einmal sehen wollen, wie er es von ihr verlangte.
    „Er ist nicht gekommen, weil er den Brief, den ich ihm damals geschrieben habe, niemals bekommen hat, Alex. Als er in Shropshire ankam, war Tony schon in Bath,“ erklärte Guinievaire ihm, wobei sie auf das Datum und den Ort deutete, welche er rechts oben winzig in einer dünnen Ecke vermerkt hatte. Dies war vermutlich das Einzige, was sie aus diesen Zeilen hatte

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