Ein silbernes Hufeisen
sein Tonfall jedoch erahnen, dass er sich nicht im Geringsten über diese neue Bekanntschaft freute.
Tony war dabei weitaus aufgeschlossener, er nickte und lächelte sehr artig. „Sie sind ein guter Kunde, nicht wahr, Sir?“ erkundigte er sich.
Alex hatte sein erstes Glas geleert, woraufhin ihm sofort ein neues angeboten worden war. Diese Magie – dass es ihm gelang, niemals ohne Alkohol auf einer Party zu sein, ob nun welcher serviert wurde oder nicht – hatte er schon vor langer Zeit an Guinievaire weitergegeben. Alles, jedes winzige Detail, für das sie heute bewundert wurde, hatte sie einmal von ihm gelernt.
Er nickte, dann drehte er seinen Kopf zu Guinievaire und mit einem Mal strahlte er unheilbringend. „Die zwei Kutschpferde, die ich dir im Februar zum Geburtstag geschenkt habe, waren Ford-Pferde, wusstest du das, Liebling?“ erklärte er.
Sie rollte die Augen und seufzte. Wie oft hatte sie ihn gebeten, sie nicht mit diesen lächerlichen Kosenamen zu bedenken? Was sollten die Menschen denken, hörten sie ihn, und was sollte Tony denken?
Ihr Verlobter schien jedoch nicht verwirrt, denn er vertraute ihr voll und ganz, glücklicherweise. Voller Interesse beäugte er den großen Lord Lovett aus der Nähe.
„Ich halte sehr viel von Ihren Tieren,“ wandte Alex sich wieder an Tony. „Im Gegensatz zu Guinievaire.“
„Was zum Teufel soll das heißen?“ fiel sie ihrem Verlobten ins Wort, bevor dieser sich höflich für das Kompliment bedanken konnte.
Alex hob die Augenbrauen. „Du hast einmal gesagt, du fändest sie schrecklich, Engel. Das war letztes Jahr, als wir Ferien gemacht haben,“ erinnerte er sie. Wieso nur musste er das tun? Guinievaire wünschte sich fest an einen anderen Ort in diesen Minuten. Natürlich hatte er verstanden und natürlich wusste sie, was er vorhatte. Am liebsten hätte sie ihn erwürgt. Alex schickte sich derweil gnädigerweise an, Tony einzuweihen. „Wir sind ausgeritten, wissen Sie? Wir haben Ferien auf meinem Landhaus gemacht, denn es ging ihr damals nicht sehr gut, nicht wahr, mein Liebling?“ Stumm und widerwillig nickte Guinievaire. „Nun, ich habe sie also auf eines Ihrer Pferd gesetzt und wir hatten gerade einige, wenige Kilometer hinter uns gebracht, da hatte sie das arme Tier so weit, dass es sich nicht anders zu helfen wusste als sie unter wilden Protesten abzuwerfen. Sie hat sich eine Rippe geprellt und den Arm angebrochen damals. Ich fürchte, sie ist eine sehr schlechte Reiterin.“
„Vielen Dank,“ zischte Guinievaire zu ihrem besten Freund herüber, der plötzlich den Eindruck machte, als hätte er sich niemals im Leben besser amüsiert. Er klang gönnerhaft, dabei legte er sogar wieder den Arm um ihre Mitte. Hilflos schloss sie die Augen.
Tonys braune Augen ruhten in diesem Moment auf Alexanders Hand, die sich in Guinievaires Taille bohrte. „Was ist mit dem Pferd geschehen?“ fragte er, was sie wenig umsichtig von ihm fand. Wenn kümmerte das Pferd, das Guinievaire damals schwer verletzt hatte?
Alexander lachte leise. „Es ist fortgelaufen. Es kam erst viele Wochen später zurück, vollkommen verwirrt und verwildert.“
Tony nickte fachmännisch, Guinievaire war jedoch überrascht. Alex hatte ihr niemals von der Rückkehr ihres Attentäters erzählt, daher hatte sie immer geglaubt – und gehofft – es sei langsam und qualvoll verhungert.
„Ich habe es dann ganz einfach erschießen lassen,“ beendete Alex schließlich ausgesprochen fröhlich seine Geschichte. „Ich kann es nicht ausstehen, wenn mein kleiner Engel beschädigt wird, wissen Sie?“ Während er das sagte, drückte er Guinievaire noch fester an sich.
Nun, falls Tony jemals eine winzige Spur von Sympathie für ihren geliebten Freund verspürt hatte, so war es damit nun mit sehr großer Sicherheit vorbei, denn er war nicht nur Menschenfreund, er liebte auch Tiere, warum auch immer. Derweil hätte Guinievaire Alex gerne zum Vorwurf gemacht, dass er sie der Exekution nicht hatte beiwohnen lassen, wie er es damals versprochen hatte, aber vor Tony durfte sie leider nicht so kalt sein, wie sie es eigentlich war.
„Ich verstehe,“ murmelte Tony kurz, wobei der freundliche Ausdruck endlich von seinem Gesicht verschwunden war. Ungläubig sah er stattdessen Guinievaire an, so als wolle er sie wortlos fragen, ob sie sich wirklich ganz sicher war, ob dieser grauenhafte Mann ihr bester Freund, ihre Familie, ihr Ein und Alles war. Einerseits konnte sie ihn verstehen, denn jeder
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