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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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tauschte sich meist flüsternd entweder mit Snooze oder Alex aus und sprach dabei kaum mit ihm. Hin und wieder schien Snooze sich zu bemühen, Tony in das Gespräch zu integrieren, wofür Guinievaire ihm ausnahmsweise einmal dankbar war, aber Alex hatte ihrem Verlobten nicht das Geringste zu sagen. Er schien noch nicht einmal zu existieren für ihn und dafür war Guinievaire sogar noch dankbarer. Bisher war jedoch weiterhin nichts gewonnen, weswegen sie mehr als nervös blieb. Sie aß nichts und während Paul zahlreiche präzise, aber vollkommen rücksichtslose Witze über die Hochzeit von Cecilia und ihrem gemeinsamen Freund Alexander machte, graute es Guinievaire bereits vor den vielen, unangenehmen Konversationen, die ihr nach dem Essen noch bevorstanden. Vielleicht konnte die Entdeckung ihres großen Geheimnisses doch bis morgen warten oder besser noch sogar bis übermorgen? Weil es ihr für den Moment das Vernünftigste zu sein schien, trank Guinievaire noch drei Gläser Wein, bevor die Gesellschaft sich schließlich erhob, um das Essen zu verdauen und daraufhin Rauchen und anschließend vielleicht noch Tanzen zu gehen. Während sie die sorglose Festgemeinde beneidete, hatte sie andere, wesentlich bedrohlichere Pläne.
    Nach dem Abendessen geschahen verschiedene Dinge gleichzeitig: Draußen auf der Terrasse führten Vicky und Cici ihre Unterhaltung, die sie gehabt hatten, bevor die beleidigte Guinievaire sich zu ihnen an den Tisch gesellt hatte, fort. Tony blieb in Mr Hastings‘ Nähe, folgte ihm zurück in den großen Salon und plauderte dort weiter mit ihm und Snooze, sein Bestes gebend, und Guinievaire hatte ein Gespräch unter vier Augen mit Alexander, oben auf ihrem Zimmer, nach dessen abrupten Ende sie auf der Veranda wieder auf Cici und Vicky traf.
    Die Glastüren zum großen Salon waren weit aufgestoßen worden, damit die Gäste dort bequem rauchen und dabei zugleich den gut gepflegten Garten bewundern konnten, weshalb Guinievaires Rosen viele Komplimente bekamen, denn im etwas schummerigen Licht der Fackeln hatten sie eine fabelhafte, blutrote Farbe. Unglücklicherweise hatte die Dame des Hauses gerade weder Zeit noch war sie in der rechten Stimmung, ihren brillant konzipierten Blumenbeeten die angemessene Würdigung zukommen zu lassen. Sie hatte nach wie vor leider wesentlich schwerwiegendere Sorgen, vermutlich sogar noch schwerwiegender als zuvor.
    „Wie kannst du das tun?“ zischte Cecilia leise, als Guinievaire ihre beiden Freundinnen wieder erreicht hatte. Sie war etwas außer Atem und verwirrt, und nun war dieser Abend schließlich und endlich zu einer absoluten Katastrophe geworden, aber dennoch, noch konnte sie nicht aufgeben. Vielmehr lag es nun an ihr, Schadensbegrenzung zu betreiben, was wohl oder übel auch bedeutete, dass sie doch wieder mit Cici sprechen musste, selbst wenn sie diese Tatsache sehr bedauerte.
    Zunächst einmal verdrehte sie die Augen und verschränkte die Arme, während sie zwischen Vickys und Cicis vorwurfsvollen Blicken stand. „Ich an deiner Stelle wäre wirklich nicht überrascht,“ gab sie eisig zurück.
    „Guinievaire,“ sagte Vicky mahnend, wie sie es schon so oft getan hatte, wenn ihre Mädchen sich stritten.
    Sie wollte, dass sie vernünftig waren und dass sie daran dachten, dass für sie beide heute viel auf dem Spiel stand, aber selbst Guinievaire, die eigentlich ruhig und bedacht hatte bleiben wollen, war nun doch sehr kurz davor, die Fassung zu verlieren.
    „Es ist allein deine Schuld,“ fauchte sie und zeigte dabei sogar mit einem zitternden Zeigefinger auf Cici, wobei sie wütend war auf sie und auch wütend auf sich selbst. „Ich hatte dich gewarnt. Du wusstest genau, worauf du dich einlässt.“
    Vehement schüttelte Cici den blonden Kopf. „Du bist kein bisschen besser als ich,“ erwiderte sie finster. „Du hast keinerlei Grund, dich überlegen zu fühlen.“
    Die Mädchen atmeten stumm und betroffen und sahen angestrengt in entgegengesetzte Richtung, während Stille sich zwischen ihnen spannte. Die Argumentation ihrer Freundin war natürlich lächerlich, denn Cici war nun einmal der Auslöser allen Ärgers gewesen. Allein sie war daran Schuld, dass Guinievaires Leben, das vor einem halben Jahr noch ein Paradies gewesen war, inzwischen einem unheimlichen Chaos glich. Was hatte sie also anderes tun sollen, als auf das ihr angetane Unrecht zu reagieren? Sie war ihr sehr wohl überlegen, aber ihre kleine, kindische Freundin hatte nicht die

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