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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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bereits ein einladendes, goldenes Licht, als Guinievaire sich schließlich zu ihrem Vater gesellte, der kein Wort zu ihr sagte, sie skeptisch beäugte und dann einen Blick auf die Uhr warf, um zu prüfen, ob sie sich denn tatsächlich pünktlich neben ihm aufgebaut hatte an der Türe zum großen Salon, die heute einmal ausnahmsweise aufgestoßen worden war. Ein Blick hinein genügte, um zu erkennen, dass Mr Hastings und nicht seine Tochter für den heutigen Anlass verantwortlich gewesen war und damit auch für Dekoration und Planung: die Blumen waren altmodisch, die Möbel waren unklug arrangiert, das Lichtkonzept war nicht ausgereift oder sogar nicht vorhanden, und genügend Platz zum Tanzen würde es auch nicht geben für die Gäste. Sobald sie dieses Haus verließ, würde ihr Vater verloren sein ohne sie, immerhin war sie ganz allein verantwortlich für den neuerlichen Aufschwung dieser Familie. Man sprach heute noch über das Winterfest, das Lord Lovett für sie ausgerichtet hatte, oder aber über ihren legendären achtzehnten Geburtstag oder gar über das Willkommensfest, das Guinievaire Snooze in eben diesem großen Salon bereitet hatte, als ein künstlicher Mond auf die Festgemeinde herabgeschienen hatte. Zusammen mit ihr würde das Leben endgültig aus Hastings House verschwinden, was ein merkwürdig befriedigender Gedanke war in diesem Augenblick.
    Wie es von ihr erwartet wurde, begrüßte Guinievaire die Gäste mit ihrem Vater, sie lächelte, sie nickte, sie ließ sich den Handrücken küssen und man schmeichelte ihr, wo immer man konnte, bis endlich Vicky gemeinsam mit ihren ebenfalls recht ungeliebten Eltern eintraf und Guinievaire somit voller Gnade zunächst von ihren Pflichten entbunden wurde.
    Auf einer der alten, grünen Couches rechts hinten im Saal nahmen die beiden dann Platz, wo sie sich verschwörerischer Ruhe sicher sein konnten, immerhin gab es sehr viel Geheimes zu besprechen und Guinievaire brauchte nicht lange bis sie Champagner für sich und Vicky organisiert hatte. Nervös nahm sie zwei lange, große Schlucke und blickte vorsichtig herüber zu ihrer Freundin, die sich erschöpft gegen die Lehne des Sofas drückte und sich umsah. Vicky und Guinievaire verstanden sich nicht gut in letzter Zeit und sie beide kannten die Gründe. Dennoch gab es immer und besonders heute Drängendes zu bereden.
    „Du betrinkst dich,“ stellte Vicky missbilligend fest.
    Guinievaire zuckte lediglich die Schultern. „Dies ist immerhin eine sehr schöne Gelegenheit, um sich zu betrinken.“
    „Solltest du nicht konzentriert sein für euer gefährliches Manöver?“ mahnte ihre Freundin weiter, denn Vicky wusste immer, was richtig und vernünftig war, und sie rief es beständig allen, die sie umgaben, ins Gedächtnis, in einem Tonfall, der zumeist unerträglich war.
    „Hätten wir eine Chance, dann würde ich mir mehr Mühe geben,“ winkte sie ab. „Du musst heute Abend auf Cici Acht geben, bitte, Vicky. Ich werde derweil versuchen, Alex unter Kontrolle zu bringen.“
    Vicky seufzte. „Du hattest schon immer wirkungsvolle Methoden, um das zu tun,“ meinte sie tonlos, aber Guinievaire verstand die Spitze natürlich. Sie rollte die Augen ein wenig, dann ließ sie sich ebenfalls zurückfallen.
    „Sie ist sehr nervös, dich wiederzusehen,“ fuhr Vicky dabei fort. „Ich glaube, es tut ihr inzwischen wirklich leid.“
    „Zu dumm, dass es jetzt zu spät dafür ist,“ wehrte Guinievaire kühl ab.
    „Wirst du mit ihr sprechen oder nicht?“ fragte ihre Freundin, wobei ihre Stimme endlich etwas weicher klang.
    „Nein,“ erwiderte Guinievaire. „Ich werde kein Wort zu ihr sagen, wie ich es ihr versprochen habe.“
    Diesmal rollte Vicky die Augen und zugleich ging ein Raunen durch den Saal, gerade als Guinievaire ihr zweites Glas begonnen hatte. Die Köpfe der Gäste drehten sich in Scharen, man stieß sich in die Seiten, manche zeigte sogar subtil in Richtung der Türen. Diese Reaktion konnte natürlich nur ein einziger in dieser Stadt verursachen, gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Frau. Vicky und Guinievaire tauschten Blicke aus, rührten sich aber nicht. Sie wussten, dass ihre besten Freunde sie finden würden und dass sie außerdem der einzige Grund waren, warum sie auf diese Party gekommen waren, und nicht etwa wegen der aufgeregten Masse, die ihren Lord sehr vermisst hatte in den letzten Wochen.
    Es dauerte einen kurzen Augenblick, dann teilte sich die Menge langsam, und Vicky und Guinievaire

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