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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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machte auf diese Enthüllung hin ein verwirrtes Gesicht. Er warf seiner Tochter und dann der geschlossenen Tür oder vermutlich eher jemandem, der sich hinter ihr befand, skeptische Blicke zu. Schließlich legte er die fahle Stirne in Falten und schüttelte das akkurat sitzende Haar.
    „Du?“ fragte er, wobei es ihm gelang, massenhaft arroganten Spott in dieses einzige, kurze Wort zu legen.
    „Ja,“ beteuerte Tony. „Sir, es mir klar, dass ich nicht genau das bin, was Sie sich für Guinievaire erhofft haben, aber ich kann Ihnen versichern, dass ich über sämtliche Mittel verfüge, um Ihrer Tochter alles, was sie sich wünscht, zu bieten.“
    Wäre er doch nur still! Es kümmerte ihren Vater natürlich nicht im Geringsten, ob sie nach ihrer Hochzeit gut versorgt oder gar glücklich war, Tony zerstörte mit seinen sinnlosen Schwüren also jede winzige Chance, die ihnen noch geblieben war, und der einzige Trost, der Guinievaire nun noch blieb, war, dass es nach seinem beherzten Einschreiten nun nicht mehr alleine ihre Schuld war, dass ihre Mission heute Abend gescheitert war.
    „Ist das wirklich sein Ernst?“ erkundigte Mr Hastings sich bei seiner stumm leidenden Tochter ohne Tony einer Antwort zu würdigen. Guinievaire zuckte trotzig die Schultern.
    „Er hat mich bereits gefragt und ich habe ihm Ja gesagt. Wenn du nun einfach dasselbe tust, dann wirst du dir sehr, sehr viel Ärger ersparen,“ erwiderte Guinievaire. Ihr Vater war immerhin ein bequemer, müder Mensch und sie hatte ihn schon den ganzen, langen Sommer mit ihrem unmöglichen Ungehorsam gequält. Er hatte vermutlich lange keine Lust mehr, sich mit ihr zu streiten, und deswegen war dies eine der Strategien, die sie sich zuvor zurecht gelegt hatte, um ihn dazu zu bringen einzuwilligen. Wäre Tony nur einfach still geblieben, hätte sie sogar funktionieren können.
    „Dir ist natürlich bewusst, dass dies ein erschreckender Abstieg ist im Vergleich zu deinen vorherigen Interessenten,“ erklärte ihr Vater ihr gütigerweise. „Und zu dem Kandidaten, den ich favorisiere und dem ich praktisch schon versprochen habe, dass du artig Ja sagen wirst ohne Umstände zu machen.“ Seine Stimme wurde immer gereizter im Verlauf dieses Gespräches.
    „Du wusstest genau, dass ich das nicht tun würde. Ich hasse ihn,“ murrte Guinievaire.
    „Und deswegen muss es der Reitlehrer sein? Guinievaire, du wusstest genau, dass das nicht in Frage kommt.“ Immer noch fassungslos schüttelte er den alten Kopf. „Geh sofort wieder zurück und tu, was von dir erwartet wird,“ befahl er dann, dabei zeigte er mit einem knochigen Zeigefinger strikt auf den Eingang zum großen Salon.
    Guinievaire verschränkte unbeeindruckt die Arme und schüttelte energisch den Kopf. „Nein,“ erwiderte sie störrisch. „Was willst du tun, mich zwingen?“
    „Geh wieder zurück! Sofort!“ schrie er zur Antwort laut, aber auch mit seiner lauten, kalten Stimme konnte er seine Tochter nicht schrecken, die seinen Zorn schon zu oft hatte spüren müssen – er schrie nahezu bei jeder Gelegenheit.
    Tony hingegen war schockiert. „Schreien Sie sie nicht an!“ platzte es sofort und ungehalten aus ihm heraus und während er diese Warnung aussprach, trat er schützend zwischen seine Verlobte und ihren immer aufgebrachter werdenden Vater, dabei hatte er ihr den kräftigen Rücken zugewandt und konnte deswegen nicht sehen, wie Guinievaire ein wenig die Augen verdrehte. Sie brauchte keinen Beschützer, denn sie war nicht hilflos, ganz besonders nicht ihrem Vater gegenüber.
    „Junge, du wirst meine Tochter nur über meine Leiche heiraten. Verschwinde aus diesem Haus und erwarte nicht, dass ich deinen Vater für das bezahle, was mir als Reitstunden verkauft wurde,“ ordnete Mr Hastings bedrohlich an, wobei er lediglich die Richtung änderte, in die er deutete und sein Arme begannen nun zu zittern. Guinievaire hatte ihn schon oft aufgebracht erlebt, aber heute Nacht schien er ihr doch seltsam panisch in seinem Zorn, was im Grunde nur eines bedeuten konnte: ihm war sehr effektiv gedroht worden, die Liebenden um jeden Preis zu trennen.
    Tony bewegte sich nicht einen Zentimeter. Sie mussten so lächerlich aussehen, wie sie hier vor der Treppe im dunklen Foyer standen und sich unglaublich dramatisch benahmen. „Ich lasse sie ganz sicher nicht mit ihnen alleine,“ erklärte Guinievaires Verlobter, die zumindest etwas gerührt war von seinem Heldenmut. Langsam neigte sie den schweren Kopf auf die

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