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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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schrecklich leid,“ sagte sie leise und ausgesprochen gereizt. Noch war Zeit für ihn zur Umkehr. Wieso nur war ihm die Aussichtslosigkeit seines Unterfangen nicht bewusst?
    Snooze atmete aus. Hörte er überhaupt, was sie sagte?
    „Entschuldigen Sie, meine Freunde, würden Sie, Sie vielleicht zuhören?“ rief er in die Menge und winkte mit seiner dürren, zitternden Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. Seinem Wunsch wurde schnell entsprochen, denn sie alle wussten bereits, was nun folgen sollte und sie alle hatten darauf nur gewartet. Wie schön für sie, dass sie endlich etwas Unterhaltung genießen durften. „Nun, Miss, Guinievaire, ich kenne Sie und Ihren Vater nun schon seit einiger Zeit und Sie waren für mich immer wie eine, eine Familie. Deswegen würde ich diesen bezaubernden Moment gerne nützen, um zu fragen: Guinievaire, willst du, würden Sie, nun, mich heiraten?“
    Was folgte war Stille, absolute Stille. Alles schien ihr wie erstarrt und Guinievaire, die sich außerstande sah, ihm sofort zu antworten, sah sich zunächst einmal genau im Salon um. Snooze stand vor ihr, dabei wirkte er, als hätte er schlimme Schmerzen und er hyperventilierte schrecklich. Seine Hand, mit der er die ihre nach wie vor umklammerte, zitterte. Währenddessen leuchteten in den Augen ihres Vaters, der die Szene stolz beobachtete, kleine Pfundzeichen. Cici biss sich auf ihre volle, rote Unterlippe, damit kein breites, schadenfrohes Grinsen auf ihrem runden Gesicht erschien, wohingegen Vicky weitgehend Mitleid mit ihr zu haben schien und wahrscheinlich zugleich auch mit dem panischen Marquis. Alex hatte die Hände in den Hosentaschen gesteckt und schien nicht besonders interessiert an der Situation. Und Tony stand einfach nur da, sein Gesicht war bleich, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, dabei schien er zu gleichen Teilen sehr besorgt und recht unangenehm berührt, mit seiner heiteren Verfassung war es also ebenfalls endgültig vorbei. Die übrigen Gäste schienen entzückt zu sein von dieser aufregenden Wendung.
    „Nein, zum Teufel, nein, nein, nein,“ antwortete Guinievaire nach ihrer kleinen Pause schließlich laut und deutlich, löste ihre Hand energisch aus Snoozes Griff, machte auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Zimmer. Während ihrer aufgebrachten Flucht wuchs das bis eben noch milde interessierte Geflüster dabei langsam zu empörten Protesten und begeistertem Zuspruch in Zimmerlautstärke heran, und als sie die große Türe hastig hinter sich zuschlug, waren die Gäste bereits so unwahrscheinlich bewegt und begeistert, dass sie ihre panischen oder amüsierten Stimmen noch bis in die leere Eingangshalle hinaus hören konnte. Guinievaire lief einfach weiter bis zum Fuße der Treppen, dann hielt unentschlossen inne, berührte nervös ihre Stirn und seufzte laut. Was sollte sie nun tun? Sie war ratlos.
    Tony öffnete die Tür und mit ihm schwappte eine weitere Welle von alarmiertem Geschwätz ins Atrium, dabei wirkte er ebenso verzweifelt wie seine Verlobte, die zu ihm eilte, um ihm etwas zu sagen, irgendetwas, wenn sie auch nicht genau wusste, was dies sein sollte, aber er schüttelte lediglich erschöpft den lockigen Kopf und sagte mit tonloser Stimme: „Dein Vater kommt.“
    Ein zweites Mal ging die Tür zum großen Salon auf und Mr Hastings erschien, wobei er seine Lippen aufeinander gepresst hatte und sein faltiges Gesicht war hochrot. Er warf die Tür in die Angeln, ignorierte Tonys Anwesenheit ganz einfach vollkommen und ging dann ohne weitere Umschweife sofort auf seine erschöpfte Tochter los.
    „Hast du den Verstand verloren? Du wirst sofort wieder zurück gehen und Ja sagen und dabei legst du dein hübschestes Lächeln auf!“ befahl er laut und bedrohlich.
    Guinievaire wollte ihm gerade antworteten, als Tony einschritt.
    „Mr Hastings, es tut mir unglaublich leid, dass Sie es unter derart unangebrachten Umständen erfahren müssen,“ sagte er. „Aber ich sollte Ihnen wohl erklären, dass ich Ihre Tochter liebe und ich möchte sie um Ihr Einverständnis bitten, sie zu heiraten.“
    Verflucht, dachte besagte Tochter, wobei sie stumm auf den Boden starrte. Warum war er nicht einfach still? Immerhin hatte sie deutlich mehr Erfahrung im Umgang mit ihrem aufgebrachten Vater, und Tony hatte mit seiner kleinen Ansprache gerade drei bis vier wichtige Regeln gebrochen. Er war zu höflich gewesen und hatte das Wort ‚liebe‘ verwendet, welches ihr Vater absolut nicht gerne hörte.
    Mr Hastings

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