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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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Seite.
    „Vater, bitte,“ wisperte Guinievaire. Sie bettelte nicht. Ihr lieber Vater ließ sich davon ohnehin nicht beeindrucken.
    Nun, es war zwecklos. Er kochte inzwischen vor Wut, denn er war enttäuscht und sie war die Quelle für diese Enttäuschung. Eine Zeit lang hatte sie es ihm ermöglicht hohe Erwartungen zu hegen, die sie auch hätte erfüllen können. Und nun erwartete sie, dass er sich mit Anthony Ford abfand. Natürlich war er wütend.
    „Es hat dich nicht zu kümmern, was ich mit meiner Tochter tue!“ brüllte er mit unverhohlenem Zorn. Urplötzlich griff er dabei nach deren Oberarm, presste blaue Flecken hinein, zog sie neben sich und schüttelte sie frenetisch. Sogar Guinievaire war mittlerweile über sein Benehmen und noch mehr über seine unvermutete Kraft erschrocken. „Geh wieder zurück! Sofort!“ wiederholte er sich dabei, aber sie zuckte bloß und schloss reflexartig die Lider.
    Ihr Vater schüttelte sie weiter bis Tony einschritt, wofür Guinievaire trotz ihrer entschlossenen Eigenständigkeit nun doch dankbar war. Mit festem Griff umschloss er das Handgelenks ihres Vaters und machte ihn los von seiner Tochter, woraufhin sie sich an den Fuß der Treppe rettete und sich verstört darum bemühte, ihr Haar zu richten, während Tony ihrem Vater den Arm auf den Rücken drehte, unbeeindruckt von seinen ohrenbetäubenden Schreien. Erzürnt riss er sich los, wandte sich um und dabei bemerkte er sie, wobei er plötzlich erstarrte. Die Türe stand offen. Guinievaire hob den schmerzenden Kopf und sah Cici im Rahmen stehen, hinter ihr alle Gäste versammelt, neugierig, schockiert und zugleich perfekt unterhalten.
    Tony trat zwei Schritte zurück und sah auf den Boden, Guinievaire fluchte leise – Mr Hastings war es, der zuerst reagierte: er schoss regelrecht auf die Türe zu, schloss sie hastig und drängte dabei die angewiderte Menge zurück in den Salon. Als er sich daraufhin langsam wieder seiner Tochter und Tony zuwandte, bemühte er sich verzweifelt um seine verlorene Kontrolle.
    „Verschwinde sofort aus meinem Haus. Komm nicht wieder,“ wies er Tony ohne Umschweife an, dabei klang er etwas heiser. „Du, geh sofort auf dein Zimmer,“ befahl er Guinievaire.
    Als er mit diesen kurzen Anweisungen geendet hatte, drehte er sich schließlich um und verschwand, knochenweiß, aber erhobenen Hauptes, im großen Salon. Guinievaire war beinahe beeindruckt von ihm. Als er fort war, war es still.
    Wortlos starrte sie nun auf ihre Hände: sie zitterte immer noch, wobei sie sich nicht sicher war, ob es aufgrund von Wut oder von Verzweiflung oder sogar Enttäuschung war. Peinlich berührt musste sie feststellen, dass sie sogar weinte. Eine heiße Träne fiel ihr zu Boden.
    „Tony, es tut mir so leid,“ flüsterte sie.
    Erschöpft rieb sie sich die Stirne. Tony konnte es natürlich nicht ertragen, sie so verzweifelt zu sehen, deswegen war er schon bald eilig an ihrer Seite und sah sie sehr besorgt an.
    „Ich weiß nicht, wovon du sprichst, es war ein fabelhafter Abend,“ scherzte er vorsichtig mit ihr, denn er wollte sie wohl zum Lachen bringen. Es war zu früh dafür.
    Guinievaire schüttelte lediglich den Kopf und schluchzte weiter. „Er wird uns umbringen, bevor er zulässt, dass wir heiraten.“ Klagend hob sie die Hände, um sie dann wieder schlaff gegen ihre atemlosen Seiten fallen zu lassen. Es war ihr ein wenig peinlich, wie ihr Verlobter sie nun sah.
    Wenn man es ernstlich darauf anlegte, dann war es im Grunde leicht, Guinievaire zum Weinen zu bringen. Sie vergoss viel und oft Tränen, meist jedoch im privaten Rahmen und wenn sie ganz allein in ihren Kissen lag. Vor Tony hatte sie noch niemals geweint, denn vor Tony konnte sie nicht weich oder verletzlich sein. Wenn sie bei ihm war, dann musste sie immer wissen, was zu tun war, sie musste die Anweisungen geben. Aber nun war sie schwach geworden. Was mochte er bloß denken von ihr? Immerhin wusste er nicht, warum ihre Tränen flossen. Wenn sie es recht bedachte, dann war sie sich selbst nicht ganz im Klaren darüber.
    Ihr Verlobter schien jedoch gerührt. Fest schloss er sie in seine Arme. „Du musst nicht weinen,“ tröstete er sie. „Beruhige dich.“ Guinievaire konnte dem jedoch nur schwerlich nachkommen. Weiterhin atmete sie panisch und keuchte gegen Tonys Brust. „Alles wird gut werden,“ fuhr er voller Überzeugung fort. „Wir brauchen die Erlaubnis deines Vaters nicht. Wir wollten nur höflich sein, als wir ihn gefragt haben,“

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