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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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in viele, kleine, weiße Fetzen, die sie daraufhin diskret aus dem Fenster warf und wie einige Flocken mehr auf dem dunklen Schnee verteilte. Während sie sie beobachtete, wie sie langsam auf die Erde fielen, wurde sie ein wenig wehmütig, denn was sie nun erwartete, das war nicht, was sie sich gewünscht hatte. Sie würden fliehen in tiefster, eisiger Nacht und niemand würde es wissen dürfen. Keine Torte bekam sie dann, keine Champagnerpyramide, keine Blumen und keine Gäste, wie sie es sich als kleines Mädchen erträumt hatte. Dies würde ihre Hochzeit sein, eine schmutzige Kapelle, ein alter Mann und keine Zeugen. War dies nicht Wahnsinn? Nun, zugleich war es auch Guinievaires letzter, trauriger Ausweg.
    Einen prüfenden Blick warf sie in den schmalen, gerahmten Spiegel neben Vickys Bett, bevor sie wieder herabging, wobei sie feststellen konnte, dass sie fabelhaft aussah. Leider war sie zugleich aber auch schrecklich traurig. Sie vermisste ihn, dachte sie unglücklich. Und sie vermisste ihr altes Leben, es war jedoch zu spät für Reue und unmögliche Wünsche.
    Als sie den Salon erneut betrat, lag sofort der skeptische, warnende Blick ihres Vater auf ihr, weswegen sie erklärend das Notenheft hob und ein beleidigtes Gesicht machte, weil er ihr derart vollendet misstraute. Als sie Vicky passierte, die noch immer mit Azrael diskutierte und dabei eine sorgenvolle Miene aufgelegt hatte, nickte sie ihr kurz und verschwörerisch zu und dabei konnte Guinievaire sich sicher sein, dass ihre Freundin verstanden hatte, was sie hatte verstehen sollen. Schließlich nahm sie an dem schlecht gestimmten Flügel Platz, arrangierte den Rock, schlug die Noten auf und begann zu spielen, nachdem sie tief eingeatmet hatte. Sie war gut, niemand konnte dies bestreiten, denn Guinievaire spielte leidenschaftlich gerne seit frühester Kindheit, dennoch schienen die Gäste unzufrieden mit ihrer Wahl. Nun, dachte sie bitter, man konnte schlecht Mozart von ihr erwarten in diesem Moment. Sie war keine Maschine und sie war traurig.
     
     
    Nach einer Zeit des langen und beschwerlichen Wartens fand Tony sich, nach wie vor etwas ungläubig, dass der Tag endlich gekommen war, am einunddreißigsten Dezember in der Silvesternacht um kurz vor halb zwölf tatsächlich in die breite Straße einbiegend, in der Guinievaires unheimliches Haus stand. Er hatte alles bei sich, Proviant, Geld, den Ring und Kleidung, er hatte sich auch von seinem Vater verabschiedet, unsicher, wann er ihn das nächste Mal sehen sollte, aber dennoch, in diesem Augenblick bemühte er sich einzig nach vorne zu sehen, und da ihm die Aussichten, wenn auch noch etwas ungewiss, zugleich auch ausgesprochen hervorragend schienen, fiel ihm dies nicht allzu schwer.
    Als wäre er eingeweiht und handle streng nach ihrem Zeitplan, verließ Mr Hastings sein Haus pünktlich um acht Uhr, nicht ohne seiner Tochter mit einem gewissen Unterton ein frohes, neues Jahr zu wünschen und daraufhin ihre Zimmertüre von außen zu verschließen. Ob man den kleinen Mort wohl oft eingesperrt hatte, wunderte sie sich auf der anderen Seite des Holzes. Es wäre zumindest eine winzige Erklärung für die Tatsache, dass seine bisherige Erziehungsarbeit an Guinievaire nichts anderes gewesen war, als sie unter ständiger, strenger Aufsicht im Haus zu behalten. Was auch immer es an tiefenpsychologischen Gründen geben mochte für sein Verhalten, es war ermüdend und zudem war es auch ineffizient. Als er fort war, zog Guinievaire das weiße Kleid an, welches eigentlich für Alexanders jährliche, riesige Weihnachtsparty vorgesehen gewesen war, die am Ende jedoch nicht stattgefunden hatte, was wenig überraschend war, bedachte man es recht. Alex hatte andere Sorgen, als Feste zu feiern. Während sie an das rauschende Leben jenseits ihres Fensters dachte, packte sie einige wenige Dinge in einen kleinen, bestickten Beutel und auch in die Taschen ihres Mantels, Lippenstift, Geld, Zigaretten und ein Nachthemd. Als es an der Zeit war, öffnete sie dann schließlich das Fenster und blickte skeptisch an der Hauswand hinab, wo ein knorriger, alter Efeu sich vom Boden hinaufrankte, um ein schweres Eisengitter zu ihrem Fenstersims. Guinievaire seufzte frustriert und schwang vorsichtig die Beine aus dem Fenster. Sie hatte gesehen, dass es funktionierte, erinnerte sie sich dabei, die Konstruktion würde also kaum ausgerechnet heute unter ihren leichten Füßen zusammenbrechen.
    Inzwischen waren die feuchten Straßen

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