Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
Vom Netzwerk:
vielleicht lag sogar eine winzige Spur von Hoffnung auf seinem gleichförmigen Gesicht, die ihm gut stand, musste sie einräumen. Und sie musste auch zugeben, dass sie überrascht war. Eben noch hatte sie daran gedacht, dass sie fliehen wollte, und nun hatte ihr neuer Ehemann ihr einen Ort geschenkt, an dem sie sich vor ihrem Kummer in der Stadt verstecken konnte.
    „Danke,“ musste sie also anerkennend sagen. „Ich denke, das wäre eine gute Idee.“
    Snooze nickte daraufhin und er lächelte sogar, dabei strahlte seine Miene merkwürdig, als er ihr wieder den Rücken zukehrte und sie sich selbst überließ. Vermutlich wusste er, dass er ihr nicht zu viel seiner nach wie vor unerwünschten Anwesenheit zumuten durfte, was sehr vernünftig von ihm war. Robert, dachte Vicky, als sie ihn in seinem grauen Anzug zwischen den Tischen verschwinden sah. Sein Name war Robert. Sie wollte es in Zukunft nicht mehr vergessen.
    Ein letztes Gespräch führte Vicky an diesem langen Tag schließlich mit Tony, den sie zum einen aus Mitleid und zum anderen aus strategischen Gründen eingeladen hatte. Der arme Junge, der ohnehin einen schrecklich niedergeschlagenen Eindruck machte, hatte dabei heute viel ertragen müssen, denn seitdem seine Verlobung mit Guinievaire publik geworden war, interessierte man sich in London mit einem Mal brennend für seine bisher unscheinbare Person, wodurch er stets unter strenger Beobachtung stand. Immerhin wollte ein jeder wissen, was hinter diesem jungen Mann steckte, den die Eiskönigin Londons tatsächlich ehelichen wollte. Wie hatte er dieses Kunststück vollbracht, fragte man sich überall.
    Während Vicky ihn ansah, der seine schäbige Jacke bereits aus der Garderobe geholt hatte, um schon bald nach Hause aufzubrechen, stellte sie sich die absolut gleiche Frage: er sah grausig aus mit seinen tiefen, braunen Ringen unter den Augen und seinem unordentlichen Haar, das er hatte wachsen lassen, seitdem seine Verlobte fort war. Wie schlecht er in dieses glatte, perfekte Interieur passte, zwischen die Tafelaufsätze und die geschwungenen Lüster! Dabei war sein Anblick nicht nur erschreckend, er war auch ein klein wenig befriedigend für sie und zugleich ein klein wenig schmerzhaft. Tony hatte sie schon immer sehr verwirrt, wo sie doch sonst alles stets stechend deutlich sah.
    Eben hatte er sich sehr förmlich für die Einladung bedankt, und Vicky hatte achtlos abgewunken und erklärt, dass diese Hochzeit nichts anderes gewesen war als eine ausgesprochen kostspielige Lüge. Nun warf Tony jedoch einen erschöpften, aber wachsamen Blick nach beiden Seiten hin, wobei deutlich wurde, dass er der Meinung war, zu genüge höfliche Phrasen mit ihr ausgetauscht zu haben. Nun wollte er sich wieder verschwören, denn scheinbar hielt er Vicky nach wie vor für seine Verbündete. Nun, wenn er es wünschte, dann sollte er dies glauben.
    „Drei Privatdetektive habe ich mit der Suche nach ihr beauftragt und keiner von ihnen konnte sie bisher finden,“ teilte er ihr leise mit, wobei er sich durch die matten Locken fuhr. „Sie könnte überall sein, Vicky. Wusstest du, dass sie entfernte Verwandtschaft in Indien hat?“
    Tatsächlich hatte Vicky dies nicht gewusst, zudem war sie sich ganz und gar nicht sicher, ob dies der Wahrheit entsprach oder aber ob Tony absichtlich mit falschen Informationen versorgt wurde, was immerhin keine abwegige Idee wäre. Wie seine schwachen Augen manisch glänzten, sprach er von ihr! Er war ein kleiner, dummer Junge, was Guinievaire betraf. Konnte er denn nicht verstehen, dass er Glück gehabt hatte, weil sie ihm genommen worden war? Das Herz hätte sie ihm aus der Brust gerissen, hätte sie die Gelegenheit dazu gehabt.
    „Tony,“ seufzte sie also, die wusste, was nun das Beste für ihn war. „Du wirst sie nicht finden, glaube mir. Ich will sie ebenso gerne zurück haben wie du, aber wenn ihr Vater nicht will, dass sie gefunden wird, dann wird es auch nicht geschehen. Du verschwendest deine Zeit und du machst dich unglücklich damit.“
    „Ich kann sie nicht aufgeben, Vicky,“ beharrte er jedoch fieberhaft. „Ich habe es ihr versprochen, dass ich nicht aufgeben werde. Du musst mir helfen.“
    „Ich kann nicht,“ erwiderte sie mit einem schnellen Kopfschütteln. „Ich und der Marquis, wir werden die Stadt für eine Weile verlassen. Ein neues Leben beginnt, Tony, für uns alle. Alex und Cici lassen sich scheiden. Ich habe geheiratet. Guinievaire und du, ihr wurdet getrennt. All

Weitere Kostenlose Bücher