Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
Vom Netzwerk:
um sie dann allein mit Anthony Ford auf einem Balkon vorzufinden. „Gute Nacht,“ fügte sie hinzu, dann beugte sie sich ein letztes Mal nach vorne und gab ihm einen weiteren Kuss, wenn auch bloß auf seine warme Wange. Es tat ihr leid, was sie mit ihm angestellt hatte, während seine Hände regungslos an seinen Seiten lagen und er ihr selig dabei zusah, wie sie wieder eilig durch die Türe verschwand. Der Ärmste, dachte sie dabei mitleidig. Er war viel zu gut für sie.

3 Februar
     
     
    Als man Vicky ins Zimmer gerufen hatte, da hatte man ihr lediglich das Datum mitgeteilt, hatte sie herzlichst beglückwünscht, der Marquis hatte ihr einen sehr vorsichtigen und entschuldigenden Blick zugeworfen, und dann hatte man großzügigerweise alle übrigen Entscheidungen allein ihr überlassen, so als ob sie die Hauptperson in diesem Spektakel wäre. Trotzig und zugleich gehorsam, ausgeliefert wie sie es ihren grausigen Eltern schon immer gewesen war, hatte sie getan, was man von ihr verlangte. Zudem war sie wild entschlossen gewesen, sich diese eine Sache nicht nehmen zu lassen, wo sie sich schon seit einigen Jahren bereits ausgemalt hatte, was sie wollte an diesem Tag.
    Und als sie sich am vierzehntem Februar umblickte, war sie somit durchaus sehr zufrieden mit ihrem Werk, welches sie zugleich doch traurig machte. Oberflächlich war alles sehr wohl perfekt: die Blumengestecke aus Orchideen und Calla, die sie immer hatte haben wollen, hatte sie bekommen in glänzend polierten, silbernen Vasen, die in hohen und schlanken Formationen in den Ecken des Restaurants standen und als kunstvolle Gebilde auf den schlicht weiß eingedeckten Tischen. Es gab einen Pianisten an einem hellen Flügel und Tageslicht, außerdem war ihr teures Kleid ein skulpturelles Kunstwerk, und glücklicherweise gab es nicht viele fremde Gäste. Ihre Hochzeit war eben so geworden, wie sie hatte werden sollen, einzig und allein bekümmerte Vicky die Tatsache, dass sie nicht Hochzeit hatte feiern wollen. Diese Menschen hier zu versammeln und zuvor dem Marquis Doyle, der bei ihren Eltern rücksichtslos um sie angehalten hatte ohne sich ein einziges Mal um ihre Meinung zu bemühen, das Ja-Wort zu geben, dies war niemals ihr Wille gewesen.
    Aber sie hatte sich nicht widersetzt, sondern ihre Pflicht erfüllt, denn sie hatte immer gewusst, dass sie dies eines Tages würde tun müssen als einziges Kind und minderwertige Tochter, sie klagte also nicht. Vicky sah sich erhobenen Hauptes um und nahm alle Glückwünsche lächelnd entgegen. Wie entzückt man in London doch war über diese schrecklich prestigeträchtige Verbindung! Sie war auch ein herrlicher Balsam für alle beunruhigten Väter, die nach der schlimmen Rebellion des Hastings-Mädchens gefürchtet hatten um den Gehorsam ihres Nachwuchses, und zudem war sie eine hervorragende Gelegenheit für den neuesten Klatsch, selbst wenn dieser nicht wirklich neu war, bemerkte Vicky etwas missmutig, wobei sie sich wieder einmal beeindruckt zeigen musste von den Fähigkeiten ihrer besten Freundin: seit eineinhalb Monaten war Guinievaire aus der Stadt verschwunden, aber man sprach immer noch fieberhaft von ihr, und es gab zahllose Theorien darüber, was wohl mit ihr geschehen war. Wobei Vickys Hochzeitsfest ein wunderbarer Ort war, wollte man diesem Geheimnis auf die Spuren gehen – so glaubten die meisten zumindest – denn alle Hauptakteure des großen Skandals waren anwesend: da war der Bräutigam, der lange der besten Freundin der Braut den Hof gemacht hatte und der nun derart schnell diesen unvermittelten Bund eingegangen war, um vergessen zu machen, dass er jemals mit den verstoßenen und vermissten Hastings im Bunde gewesen war. Er stand bei Vickys Eltern, sie lachten und sie plauderten nett, und diese drei schienen den Tag sehr zu genießen, wobei der Marquis hin und wieder einen vorsichtigen Blick in Vickys Richtung warf. Manchmal nickte sie ihm zu, aber besonders freundlich konnte sie nicht zu ihm sein. Niemals hatte sie ihn verabscheut wie Guinievaire es getan hatte, aber was er sich erlaubt hatte, das war unverschämt gewesen und verletzend für Vicky. Dies würde sie ihn spüren lassen, bevor sie eine freundschaftliche Beziehung erwog.
    Nachdem sie für eine lange Zeit die Gastgeberin und Braut gespielt hatte, setzte sie sich schließlich an einen der gut versteckten, runden Tische und gesellte sich damit zu ihrer beeindruckend betrunkenen Freundin Cecilia, die mit einer kleinen Gabel das exquisite

Weitere Kostenlose Bücher