Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Erklärung einfallen lassen, wenn sie Sie entlasten wollen.«
Sebastian kannte Pond seit über zehn Jahren. Sie hatten sich kennengelernt, als Sebastian noch an der Universität studierte, und seither hatte der bekannte Astronom ihm ein paar Dinge über seine Wissenschaft beigebracht, die man nicht aus Büchern und Vorlesungen lernen konnte. Es entwickelte sich eine Freundschaft, die Sebastian leichten Zugang zum Observatorium ermöglichte und es Pond darüber hinaus erlaubte, offen mit ihm zu sprechen.
»Ich habe keine Freunde mit solch ausschweifender Fantasie, um eine derartige Geschichte zu erfinden. Und auch keine, die dumm genug wären, um zu glauben, dass man eine absurde Wahrheit schneller glaubt als eine plausible Lüge. Die Geschichte, die Sie gehört haben, stammt von niemand anderem als von mir.«
Pond drehte seinen Kopf gerade so weit, damit er Sebastian mit seinem freien Auge argwöhnisch ansehen konnte. »Dies ist die Wahrheit darüber, was mit der jungen Frau geschah?«
»Ich gebe Ihnen mein Wort als Ehrenmann.«
Pond wandte sich wieder seinen Himmelsstudien zu. »Niemand wird das jemals glauben.«
Nein, wahrscheinlich nicht. Aber es würde auch niemand öffentlich als Lüge bezeichnen. Das konnte ein Duell bedeuten. Aber eine erhobene Augenbraue und ein unterdrücktes Grinsen konnten eine ganze Unterhaltung ausdrücken, unausgesprochen, weil der Mund es nicht durfte.
Die ganze Angelegenheit war eine Katastrophe. Die Wahrheit verbreitete sich noch schneller als der Skandal. Sie schien die Spekulationen über die seltsamen Umstände und die Verwicklung von Miss Kelmsleighs Vater darin nur anzuheizen.
Es wäre besser gewesen, zu schweigen.
»Der Himmel ist ungewöhnlich klar«, sagte Pond. »Sie kommen in einer guten Nacht. Ihr letzter Besuch ist viel zu lange her.«
Zu lange her, wie so vieles andere. Zu lange ohne eine Frau, außer er konnte höchste Diskretion erwarten. Zu lange ohne einen guten Ritt auf dem Land ohne Ziel. Zu lange, seit er einer seiner zeitaufwendigen Interessen nachgegangen war, wie diese astronomischen Studien. Sie galten einmal als sein Nachweis dafür, dass er sich noch für etwas anderes als sein eigenes Vergnügen interessierte.
Nachdem er den Platz seines Bruders eingenommen hatte, hätte er diese Dinge weiterführen und es seiner Pflicht und der Regierung nicht gestatten sollen, sein Leben so zu vereinnahmen. Morgan selbst hatte das nie zugelassen. Aber Morgan war auch der Marquess und musste sich nicht beweisen.
Pond schob das Teleskop von sich und kritzelte ein paar Notizen auf ein Blatt Papier. »Ich bin fertig. Wenn Sie es wünschen, können Sie übernehmen. Ich werde Ihnen eine Liste der Sterne hier lassen, die ich zurzeit beobachte, und Sie können Anmerkungen aufschreiben. So helfen Sie mir dabei, Brinkleys Theorie zu torpedieren.«
Sebastian stellte den Stuhl so ein, dass er sich an den Winkel des Teleskops anpasste. Er setzte sich, lehnte sich zurück und positionierte sich an das Ende der langen, dunklen Metallröhre, die von zwei großen Pfeilern gehalten wurde.
»Bitte sagen Sie dem Wachmann Bescheid, wenn Sie gehen, damit das Gebäude abgeschlossen werden kann«, erinnerte ihn Pond.
Sebastian stellte das Okular ein. Dann blickte er in den dunklen Himmel und staunte über die Ewigkeit, die der Kosmos andeutete. Nichts in seiner kleinen, kurzlebigen Welt schien mehr wichtig, wenn er die Sterne betrachtete. Schon gar nicht die Entscheidung, die ihn heute nach Greenwich geführt hatte, um Ablenkung zu suchen.
8
»Er ist da«, verkündete Celia, als sie ins Gewächshaus gelaufen kam. »Ich ging gerade am Bibliotheksfenster vorbei, als mir eine Bewegung draußen auf dem Weg ins Auge fiel. Er sitzt auf einem Pferd und sieht großartig aus.«
»Natürlich ist er da«, sagte Daphne. Sie begann, den Knoten ihrer Schürze zu lösen. »Wenn er noch viel länger gewartet hätte, hätten wir zu ihm gehen müssen. Das kann er nicht wollen.«
Audrianna wünschte sich, er wäre nicht gekommen. Es würde schrecklich werden.
»Ich werde das nicht unterstützen«, erklärte sie Daphne. »Es ist nicht anständig, ihn für etwas bezahlen zu lassen, im wahrsten Sinne des Wortes, was gar nicht seine Schuld war.«
»Beabsichtigt oder nicht, vermeidbar oder nicht, du wurdest kompromittiert. Schlimmer noch, die ganze Welt nimmt Dinge an, die nicht passiert sind. Er weiß, dass er das nicht so stehen lassen kann.«
»Ich werde keine Entschädigung für diesen Skandal
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