Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
annehmen. Wenn ich es täte, wäre ich … mitschuldig, wahrhaft beschmutzt. Aus seiner Sicht vielleicht sogar berechnend.«
»Dann wird es deine Mutter in deinem Namen tun. Vermutlich hat er der Form halber sowieso vor, es auf diese Weise zu regeln. Du wirst keine andere Wahl haben.«
Daphne gab Audrianna ein Zeichen, ihr in das vordere Wohnzimmer zu folgen. Celia ging an die Tür, um Lord Sebastian hereinzulassen.
Er betrat den Raum allein und wirkte ernst und entschlossen. Niemand konnte sich vormachen, dass es sich um einen einfachen Höflichkeitsbesuch handelte. Dennoch war Celias Beschreibung treffend gewesen. Er sah tatsächlich großartig aus. Hochgewachsen, düster und gebieterisch begrüßte er die beiden Damen.
Daphne bat ihn, sich zu setzen. Doch er zog es vor, stehen zu bleiben. Daphne ließ sich in der Nähe des Fensters nieder, um ihre Rolle als Anstandsdame und Vermittlerin deutlich zu machen. Audrianna wählte einen Platz aus, der so weit wie möglich von Lord Sebastian und ihrer bevorstehenden Demütigung entfernt war.
»Sie sind zweifellos wegen der sich verbreitenden Gerüchte gekommen«, sprang Daphne nach einer peinlichen Gesprächspause ein.
»Zum Teil, ja.«
Audrianna konnte sich den anderen Teil gut vorstellen. Wahrscheinlich war er wütend darüber, dass sein Name auf so bösartige Weise in den Schmutz gezogen wurde, und sicherlich auch auf die Tochter von Kelmsleigh persönlich.
»Meine Tante, Mrs Kelmsleigh, ist verständlicherweise um ihre gesamte Familie besorgt«, fuhr Daphne fort. »Nach den falschen Beschuldigungen gegen ihren Mann … nun, sie fürchtet, dass sie nun alle hoffnungslos ruiniert sind. Sie glaubt, dass die Zukunft ihrer jüngsten Tochter nun ebenso ruiniert ist wie die von Audrianna. Tante Meg sieht sich und ihre Lieben ins Unglück stürzen.«
Lord Sebastian lächelte, aber es war nicht das berüchtigte gewinnende Lächeln. Es wirkte angespannt und freudlos, denn er wusste, worauf sie hinaus wollte, und hatte scheinbar keine Lust, dorthin geführt zu werden, nicht einmal von ihr.
»Ich übernehme die Verantwortung für den gegenwärtigen Skandal, Mrs Joyes. Doch keinesfalls für das, was geschehen ist, bevor ich Miss Kelmsleigh an jenem Abend traf, ganz egal, wie sehr Sie oder ihre Mutter das miteinander verknüpfen wollen.«
»Dann lassen Sie uns unsere Unterhaltung auf den Abend beschränken, an dem Sie meine Cousine trafen, Sir, und dessen Folgen.«
»Ich kam wegen einer Unterhaltung mit Miss Kelmsleigh her, auch wenn ich davon überzeugt bin, dass Sie eine höchst angenehme Gesprächspartnerin wären.«
»Meine Cousine ist zu unschuldig, um zu wissen, wie man eine Unterhaltung führt, die in solch einem Fall notwendig ist. Idealerweise würde ein männlicher Verwandter diese Pflicht übernehmen, aber da es keinen gibt, muss ich die Rolle erfüllen … «
»Ich bin direkt hier, Daphne«, unterbrach Audrianna. »Ich höre jedes Wort. Bitte hör auf, so über mich zu sprechen, als wäre ich nicht einmal im gleichen Raum.«
Daphne sah sie an, als ob sie tatsächlich vergessen hatte, dass Audrianna hier war.
»Mrs Joyes, ich denke, dass sich Miss Kelmsleigh schon ganz gut allein schlagen wird«, erwiderte Lord Sebastian. »Wenn sie allein nach Brighton reisen, sich einem unbekannten Mann stellen und eine Pistole schwenken kann, wird ein kurzes Gespräch mit mir eine vergleichsweise leichte Aufgabe sein.«
»Ich bin ebenfalls der Meinung, dass dieses Gespräch zwischen Lord Sebastian und mir stattfinden sollte«, warf Audrianna ein.
Ihr Widerstand überraschte Daphne. »Angesichts des Gesprächsthemas wäre dies überaus taktlos.«
»Ich habe die übertriebene Erwägung solcher Feinheiten vor ein paar Monaten abgelegt, liebe Cousine. Mir wurde beigebracht, dass unabhängige Frauen derartigen Luxus hinter sich lassen müssen.«
Lord Sebastian wandte seine Aufmerksamkeit von Daphne ab, um zu verdeutlichen, dass er sie aus dem Gespräch entlassen hatte. »Miss Kelmsleigh, es ist ein schöner Tag. Sollen wir noch einmal den Garten besichtigen?«
Audrianna hatte sich geschworen, niemals wieder mit diesem Mann in irgendeinem Garten allein zu sein. »Ich würde es vorziehen, den Weg entlangzuspazieren, wenn Ihnen das genehm ist.«
»Wie Sie wünschen.«
Sie nahm ihre graue Pelisse und einen fliederfarbenen Schal von einem Haken neben der Bibliothek und schloss sich ihm dann an der Haustür an, wo er auf sie wartete. Daphne blieb im Wohnzimmer, ihre
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