Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Sebastian recht genau glich. Draußen am Fenster sah man das Schild des Two Swords . Dahinter, kaum sichtbar im Mondlicht, waren halb begrabene Fässer mit Schießpulver.
Sie starrte auf die nackte Brust. »Das ist schockierend. Ich wusste, dass Mr Trotter ein Bild über mein Lied gesetzt hatte, aber das war überhaupt nicht so wie dieses hier.«
»Mr Trotter ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Druckhäuser konkurrieren miteinander, und viel Schlimmeres als das kann man für ein paar Pennys erwerben.«
Sie gab ihm die Zeichnung zurück. »Vielleicht sollte ich doch eine Entschädigung verlangen, wenn ich auf so skandalöse Weise dargestellt werde.«
»Das würde das Problem nicht aus der Welt schaffen, sondern nur die schlimmsten Gerüchte bestätigen und als Schuldeingeständnis meinerseits interpretiert werden.«
»Es ist also durchweg hoffnungslos. Vielen Dank für Ihre Ehrlichkeit. Dann besteht wohl meine einzige Chance darin, fortzugehen.« Sie lachte auf, um ihre Bestürzung zu verbergen. »Vielleicht nach Brasilien.«
Sie schlüpfte um ihn herum und marschierte zum Haus zurück. Sie wollte nicht mehr mit ihm reden. Jedes Mal, wenn sie an die Zeichnung dachte, glühten ihre Wangen. Sie konnte nur erahnen, was »viel Schlimmeres« bedeutete. Sie befürchtete, dass ihr Abbild nun auf Tausenden von Karikaturen obszöne Dinge tat.
Hinter ihr hörte sie, wie Zweige zertreten wurden. »Miss Kelmsleigh, es war nicht meine Absicht, herzukommen, schlechte Neuigkeiten zu überbringen und Sie bekümmert zurückzulassen.«
»Wie sollte ich nicht bestürzt sein?«, blaffte sie ihn über die Schulter hinweg an.
Wieder legten sich seine behandschuhten Finger auf ihren Arm. »Halt. Hören Sie mir zu. Bitte erlauben Sie mir, zu sprechen.«
Sein Griff gab ihr keine andere Wahl, als stehen zu bleiben. Doch sie drehte sich nicht zu ihm um, sondern starrte auf das Haus. Sie konnte jetzt nicht sein Gesicht sehen, während sie sich diesen gezeichneten Lord Sebastian vorstellte, der mit bedrohlichem und lüsternem Gesichtsausdruck ihren nackten Körper liebkoste.
»Wir wurden beide kompromittiert, Miss Kelmsleigh. Wir werden beide bezahlen. Doch die Rechnung wird viel geringer ausfallen, wenn wir heiraten.«
Einen atemlosen Moment lang blieb die Welt stehen. Selbst das abgefallene Laub hörte auf, den Weg entlang zu wehen. Ihr Kopf leerte sich und sie war nicht in der Lage, zu verstehen, was er gerade gesagt hatte.
Dann verstand sie ihn plötzlich nur allzu gut. Sie drehte sich zu ihm um.
»Sie scherzen natürlich.«
»Keineswegs. Es ist die einzige Lösung, die ich sehe. Es ist viel besser, als Sie wie eine Küchenmagd auszuzahlen, die ich geschwängert habe. Als Tochter eines Gentleman steht Ihnen mehr zu. Und gerade aufgrund Ihrer unglücklichen Vorgeschichte haben Sie ein Recht darauf, ebenso wie Ihre Mutter und Ihre Cousine.«
»Meine unglückliche Vorgeschichte – Sie können wie jeder Politiker hervorragend mit Worten umgehen, Sir – würde eine solche Partie lächerlich wirken lassen. Die Druckhäuser hätten auf Jahre hinaus zu tun.«
»Eine Hochzeit wird unsere Verbindung so gewöhnlich erscheinen lassen, dass der Skandal noch vor Saisonbeginn vorüber sein wird. Es wird die Geschichte weiterspinnen, die mit Sir Edwin, dem Friedensrichter, im Two Swords begonnen hat. Unsere Indiskretion wird als eine amouröse Geschichte in Erinnerung bleiben, nicht als zynisch und gemein.«
»Für Sie ist das natürlich sehr praktisch. Sie waschen sich damit vielleicht vom Vorwurf rein, Sie hätten mich genötigt, aber ich werde immer noch eine Frau sein, die sich einem Mann vor der Ehe hingegeben hat. Noch schlimmer, dem Mann, der ihren Vater in sein Grab gehetzt hat. Nein, vielen Dank, ich ziehe es vor, nach Brasilien zu gehen.«
Seine Hand schnitt ungeduldig durch die Luft. »Bleiben Sie doch bitte ernst. Sie gehen nicht nach Brasilien. Sie werden sich den Rest Ihres Lebens hier verschanzen, sich nicht trauen, Ihr Gesicht in der Stadt zu zeigen und selbst der Abscheu der Dorfbewohner hier kaum entgehen können. Aufgrund Ihres schlechten Rufs werden sie keine Musikstunden mehr geben können und vollkommen abhängig von Ihrer Cousine sein. Dieses Anwesen wird zu einem Kloster werden, in dem Sie alt werden und sterben.«
Seine grausame, unverblümte Einschätzung war für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Es fiel ihr nicht schwer, sich die beschränkte, freudlose Existenz vorzustellen, die er beschrieben hatte. Eine
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