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Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Rendezvous (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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bereit war. Er ging dennoch zu Morgan hinunter, trug aber weder Gehrock noch Halstuch.
    Morgan verbarg jegliche Missbilligung, auch wenn Sebastian vermutete, dass es sie gab. Selbst in seinem schwachen Zustand kleidete sich Morgan stets korrekt.
    »Wie geht es deinem Arm?«, erkundigte sich Morgan.
    »Er ist immer noch steif und schmerzt, aber die Wunde heilt sauber.«
    Sie sprachen nicht viel, während sie frühstückten. Sie hatten nicht viel miteinander geredet, seit sein Bruder ihn vor zwei Nachmittagen mit der Zeichnung konfrontiert hatte.
    »Er wird schlimmer«, durchbrach Sebastian schließlich dieStille. »Der Skandal scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein.«
    »Ich weiß. Mutter hat mir gestern ein paar weitere Karikaturen gezeigt.
    »Wie aufmerksam von ihr.«
    »Ihre gesellschaftliche Stellung ist ihr sehr wichtig. Sie ist alles, was ihr noch geblieben ist.«
    »Für mich steht mehr auf dem Spiel als für Mutter, die vielleicht während ihrer Höflichkeitsbesuche ein paar Anspielungen über sich ergehen lassen muss. Die Art und Weise, wie ich dargestellt werde, hat sich geändert. Mein Einfluss wurde beschädigt, zusammen mit Miss Kelmsleighs Reputation.«
    Die Reaktion darauf war nicht gerade subtil gewesen. Castleford hatte sich plötzlich von allen ernsthaften Verhandlungen zurückgezogen. In den Gesichtern einiger anderer Parlamentsabgeordneter sah er unverhüllte Genugtuung. Dann war er heute zu einem wichtigen Treffen nicht eingeladen worden, dem er normalerweise immer beizuwohnen pflegte.
    Morgan dachte darüber nach. »Dein Eintritt in die Politik war für einige vielleicht zu plötzlich und dein Aufstieg für andere zu schnell. Es wird immer ein paar Leute geben, die es einem Mann mit Leistungskraft und Durchsetzungsvermögen übel nehmen, wenn er sie übertrifft.«
    Seine Verdienste konnten bei seinem Aufstieg geholfen haben, aber seine Abstammung war wichtiger gewesen. Jeder wusste, dass er trotz seiner Aktivitäten im Unterhaus im Parlament doch nur seinen Bruder vertrat und sein Sitz durch Wittonburys Geldbeutel finanziert wurde. Morgan war nicht nur ein Marquess, sondern auch vom Adel als Opferlamm dem Kriegsgott dargebracht worden, was Sebastians Einfluss zusätzliches Gewicht verlieh.
    Sebastian vermutete jedoch, dass dieser indirekte Angriff auf seinen Charakter neben Neid noch andere Gründe hatte. Ein Mann konnte keinen Erfolg in der Politik haben, ohne sich ein paar Feinde zu machen. Es gab Gewinner, was bedeutete, dass es auch Verlierer gab.
    Da Sebastian normalerweise unter den Ersteren zu finden war, gab es zweifellos Männer, die nun ihre Rache so gut wie möglich auskosten wollten. Die einzige Frage war, ob er nach dieser Geschichte vollkommen nutzlos war, oder, wie Castleford es ausgedrückt hatte, »Schnee von gestern« sein würde.
    »Mutter ist nur um sich selbst besorgt«, sagte Morgan. »Wie du schon festgestellt hast, wird es ihr kaum mehr als ein paar peinliche Momente bescheren. Zweifellos kannst du auf dich selbst aufpassen, und ich habe keine Befürchtungen, dass du mit dem Trinken anfängst, sollte es zum Schlimmsten kommen. Die einzige Person, die wirklich beschädigt sein wird, ist Miss Kelmsleigh.«
    Sein Bruder richtete seine Aufmerksamkeit kurz auf die Straße unter dem Fenster. Dann stützte er seine Arme auf die Sessellehnen. Schließlich griff er nach der Kaffeekanne und frühstückte weiter, während seine Bemerkung über Miss Kelmsleigh im Raum stehen blieb.
    Morgan war immer schon ein wenig langweilig, aber stets ehrlich gewesen. Er war auf die simple Art, die man jungen Knaben beibrachte, geradeheraus, offen und ehrenhaft und die Feinheiten des Lebens schienen ihn oft zu überraschen. Daher war er schlecht geeignet für die Manipulation, die er gerade versuchte.
    Es war Sebastian ein Rätsel, wie dieser gute, anständige Mann mit so wenigen Lastern in die Familie hineingeboren werden konnte. Er kam nicht nach seinem Vater, das war sicher. Sebastian hingegen schon, zum Verdruss seiner Mutter. Aber Morgan hatte auch mit ihr wenig gemein und nichts von ihrer skrupellosen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid anderer an sich.
    »Ich habe es nicht getan«, sagte Sebastian. »Ich habe Miss Kelmsleighs Gunst nicht genossen, schon gar nicht unter den vom Klatsch unterstellten Umständen.«
    »Das dachte ich auch nicht.«
    »Natürlich nicht, zum Teufel!«
    Morgan war betroffen von Sebastians scharfem Tonfall. »Ganz egal, was wirklich geschehen ist, sie ist ein

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