Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
ich mich darum kümmern.«
»Mir wäre es lieber, du würdest das nicht tun.«
Daphne betrachtete sie. Dann stand sie auf, als ob die Unterhaltung vorbei wäre und stellte ihr Buch zurück in das Mahagonieregal.
»Es wird heute Abend sehr kühl werden«, erklärte Daphne. »Lizzie, bitte geh und entzünde die Feuertöpfe im Gewächshaus. Celia, ich wäre dir dankbar, wenn du ihr dabei helfen würdest.«
Die beiden gingen davon. Audrianna starrte in das Feuer und versuchte sich vorzustellen, wie man diesen Skandal zum Erstummen bringen konnte. Lizzies Meinung nach würde es ein großer Aufruhr werden.
Andererseits irrte sie sich vielleicht und er bliebe in London. Hier draußen auf dem Land würden sie eventuell davon verschont bleiben. Wie viele Leute gingen schließlich an Mr Trotters Geschäft vorbei, die den Klatsch bereits gehört hatten? Wenn man darüber nachdachte, war eine Frau, die einen Mann erschoss, gar kein so absurdes Bild für ein Lied mit dem Namen »Meine wankelmütige Liebe«. Vielleicht würde alles ganz ruhig bleiben und …
»Audrianna, ich fürchte, dass ich meine eigene Regel brechen muss.« Daphnes Stimme direkt hinter ihr, ließ Audrianna zusammenfahren.
Daphne ging um ihren Sessel herum und setzte sich wieder auf ihren eigenen. Sie beugte sich vor und ergriff Audriannas Hand. »Als meine Verwandte und junge Frau, die noch nicht an ihre Unabhängigkeit gewöhnt ist, bist du mehr als ein Gast hier. Deine Mutter hat eingewilligt, dich hierbleiben zu lassen, weil sie annahm, dass du hier sicher seist.«
»Und das war ich bisher auch.«
»Richtig. Doch dieses Bild … Ich muss dich darum bitten, mir noch einmal zu sagen, was im Two Swords geschehen ist. Und dieses Mal flehe ich dich an, nicht die Hälfte auszulassen.«
Sebastian ging den Stapel Zeitungen auf seinem Schreibtisch durch. Neben der Zeichnung, die Morgan gesehen hatte, waren nun fünf weitere auf Sebastians Anweisung hin von Dienern in der Stadt zusammengetragen worden. Und eine weitere schmückte ein Notenblatt, das von Mr Thomas Trotter aus der Albermarle Street herausgegeben worden war.
Die Musik und der Text stammten von niemand anderem als Miss Kelmsleigh selbst. »Meine wankelmütige Liebe«. Sebastian summte die Melodie in seinem Kopf, während er sich den Text durchlas. Es schien ein tiefempfundenes Lied zu sein, voll frischem Trennungsschmerz. Wie es schien, war Miss Kelmsleigh in einer Herzensangelegenheit enttäuscht worden und hatte dieses traurige kleine Lied geschrieben, um den Schmerz zu verarbeiten.
Er wandte seine Aufmerksamkeit mehreren Meldungen in Skandalblättern der letzten Woche zu. Er war nirgendwo namentlich genannt, doch jeder, der die Gerüchte über das Ereignis im Two Swords verfolgt hatte, was mittlerweile die gesamte Gesellschaft war, würde die Andeutungen bald verstehen. Dieser Skandal erwies sich hartnäckiger als erwartet.
Dass man ihm unterstellte, Miss Kelmsleigh verführt zu haben, überraschte ihn nicht besonders. Er hatte dieses Gerücht schließlich selbst in Umlauf gebracht, als er gegenüber Sir Edwin andeutete, er hätte sich mit ihr zu einem Stelldichein getroffen. Die Welt wusste, dass er kein Heiliger war, also konnte er kaum erwarten, dass sie im Zweifel für den Angeklagten plädierte.
Diese Zeichnungen und Klatschgeschichten implizierten jedoch nicht nur ein Liebesverhältnis zwischen ihnen. Er wurde vielmehr beschuldigt, seine Rolle in der Untersuchung dazu missbraucht zu haben, um sie in sein Bett zu zwingen. Man konnte leicht annehmen, dass er mehr über das unbrauchbare Schießpulver herausgefunden hatte, als er zugab, die Beweise dafür aber im Austausch für Miss Kelmsleighs Gunst zurückhielt.
Das ließ ihn wie einen Schurken der schlimmsten Art aussehen. Er wurde nicht nur als ein Mann gebrandmarkt, der sich zynisch über Unschuldige hermachte, sondern auch als jemand, der seine Pflicht und die Wahrheit für unrechtmäßig erschlichene Vergnügungen kompromittierte.
Ihm fiel auf, dass Miss Kelmsleigh, deren Eigensinn die ganze Angelegenheit ins Rollen gebracht hatte, in allen Bildern und Berichten höchst verständnisvoll behandelt wurde. Die Zeichnungen zeigten sie als lieblich, unschuldig, verschreckt, verwirrt, bestürzt, widerspenstig und durchweg als Opfer – selbst die, in denen sie mit der Pistole in der Hand dargestellt wurde.
Das Nachsinnen über seinen zerstörten Ruf nahm ihn derart in Anspruch, dass er um zehn Uhr morgens noch nicht für den Tag
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