Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Sie nicht wenigstens vom Fenster aus zuschauen, während wir uns den Garten ansehen?«
»Jetzt, wo Sie es erwähnen, könnte ich das wahrscheinlich tatsächlich. Ich kann von hier oben die Anstandsdame spielen, damit mein Bruder nicht um die Anwesenheit unserer Mutter bitten muss. Ich werde Dr. Fenwood rufen, damit er mich ans Fenster bringt.«
»Das mache ich schon«, sagte Sebastian. Kurzerhand hob er seinen Bruder an. Erst nachdem Morgans überraschend leichtes Gewicht in seinen Armen lag, wurde Sebastian bewusst, dass es in Miss Kelmsleighs Anwesenheit unwürdig und unangemessen war, einen invaliden Marquess herumzutragen.
Er hatte das schon so oft gemacht, dass es Morgan weder schmerzte noch beschämte. Auch Miss Kelmsleigh schien nicht peinlich berührt zu sein. Sie stellte einen Stuhl direkt neben das Fenster und Sebastian setzte seinen Bruder ab.
»Mach es bitte auf«, bat Morgan.
Sebastian konnte sich nicht daran erinnern, wann Morgan das letzte Mal die Kühle frischer Luft riskiert hatte. »Bist du sicher?«
»Mach es auf.«
Miss Kelmsleigh öffnete den Fensterflügel einen Spalt. Sebastian holte eine weitere Decke aus einer Truhe und legte sie seinem Bruder über die Schultern.
»Ich werde Fenwood rufen. Er wird darauf achten, dass du dich nicht verkühlst«, sagte Sebastian.
»Bitte nicht. Er wird das Fenster schließen, auch wenn ich zehn Decken und einen Pelz trage. Sag ihm, dass ich ihm verbiete, den Raum in der nächsten halben Stunde zu betreten.«
Sebastian konnte keine zehn Decken finden, sondern nur eine weitere, die er ebenfalls auf Morgans Schultern drapierte.
Miss Kelmsleigh sah zu. »Ich hatte nicht vor, mit meinem kleinen Vorschlag Ihre Gesundheit zu gefährden.«
»Diese frische Luft ist so köstlich. Es ist mir egal, ob ich später ein Fieber bekomme.« Er atmete tief durch und schloss seine Augen, während er die leichte Brise auskostete. »Ab mit euch beiden. Sie müssen mir schreiben und mir sagen, was Sie von unserem Garten halten, Miss Kelmsleigh. Vielleicht hat Ihre Cousine ja Ideen, wie man ihn verbessern könnte.«
Der Garten war natürlich atemberaubend. Er war größer als die meisten Gärten auf dem Land und hatte an seiner Rückseite sogar ein kleinen unberührten Teil mit Wildwuchs. Seit Audrianna bei Daphne lebte, hatte sie viel über Gartengestaltung gelernt, und die mäandernden Wege und die ungezwungene Gestaltung deuteten darauf hin, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Meister planend Hand angelegt hatte.
»Was halten Sie vom Haus?«, fragte Lord Sebastian, während er neben ihr her ging.
Er hatte ihr die große Bibliothek und den noch größeren Ballsaal gezeigt. Der interessanteste Raum war das runde Musikzimmer gewesen, in dem ein erlesenes Pianoforte gestanden hatte. »Es ist höchst beeindruckend. Vielleicht nicht für eine kultiviertere Frau als ich es bin, aber ich muss zugeben, dass ich in der Tat beeindruckt bin.«
»Sie stellen Ihr Licht unter den Scheffel. Sie schlagen sich sehr gut, wenn Sie sich dazu entschließen. Mein Bruder ist bereits begeistert von Ihnen, und Sie haben sich nicht von meiner Mutter einschüchtern lassen.«
Er hatte also bemerkt, dass seine Mutter es versucht hatte. »Sie war von meiner Anwesenheit in ihrem beeindruckenden Haus nicht besonders angetan. Ich glaube, sie war überrascht, mich dort vorzufinden. Ihr Bruder ebenso, und daher glaube ich, dass er gar nicht darum gebeten hat, mich zu treffen.«
»Warum denken Sie denn so etwas? Er war entzückt über Ihre Gesellschaft.«
»Ich denke das, weil ich ihn gefragt habe, und er mir die Wahrheit gesagt hat.«
»Das sieht ihm ähnlich.« Er warf einen finsteren Blick über seine Schulter zum Fenster hoch. »Sie haben mich erwischt. Doch er hat tatsächlich Mitgefühl für Ihre Notlage ausgedrückt. Es war gut, dass Sie ihn und auch meine Mutter getroffen und das Haus gesehen haben. Sie sollten das Leben sehen, das Sie führen könnten, wenn wir heiraten. Das Gute und das Schlechte.«
Wenn wir heiraten.
»Ich habe Ihren Antrag nicht angenommen.«
»Sie standen unter Schock.«
»Es kam unerwartet, aber ich stand sicher nicht unter Schock.«
»Sie haben nicht darüber nachgedacht, was genau Sie ablehnen.«
»Doch, das habe ich eindeutig. Sie .«
Aber das hatte sie nicht wirklich. In dem Punkt hatte er Recht. Ihr dieses Haus und seine Annehmlichkeiten zu zeigen, war wie ein Köder gewesen, den er ihr unter die Nase hielt.
Außerdem hatte er viel mehr als Luxus
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