Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
und Möbeln. Selbst die Wände verkündeten Reichtum, mit Ölgemälden von Raffael, Tizian und Poussin. »Haben Sie schon immer hier gelebt?«
Er beobachtete, wie sie im Zimmer umherging, als ob er ihren Gang interessant finden würde. »Ich kam heim, als mein Bruder aus Spanien zurückgebracht wurde. Davor habe ich allein in der Stadt gewohnt.«
Sie fuhr mit ihren Fingerspitzen über die üppigen Seidenquasten, die einen smaragdgrünen Vorhang festbanden. Sie fühlten sich so sinnlich an, wie sie aussahen. »Hat es Ihnen etwas ausgemacht, zurückzukehren?«
Dieses Haus war der reine Luxus, aber seine Rückkehr hierher musste ein wenig so sein, als wenn sie jetzt zu ihrer Mutter zurückkehren würde. Sie liebte Mama, aber sie konnte sich nicht vorstellen, wieder bei ihr zu leben, ohne sich ständig mit ihr zu streiten.
Aber für Männer war es wahrscheinlich anders. Sobald sie volljährig waren, konnten sie sich frei bewegen, egal wo sie lebten. Der einzige Nachteil würde für ihn höchstens in ein paar Unannehmlichkeiten bestehen, vor allem, wenn er seinen sinnlichen Gelüsten nachging.
»Ich war davon überzeugt, hier gebraucht zu werden«, sagte er.
»Dann war es gut von Ihnen, zurückzukehren, ungeachtet Ihrer Vorlieben.«
Durch ein Fenster betrachtete sie den Garten. »Ich hoffe, dass Sie Ihrem Bruder nichts von unserer letzten Unterhaltung erzählt haben. Die vor dem Haus meiner Cousine.«
»Kein einziges Wort.«
»Vielen Dank. Es wäre ansonsten äußerst unangenehm für mich.«
»Mein Bruder würde es amüsant finden, dass Sie meinen Antrag abgelehnt haben. Er könnte diese Neuigkeit für die beste seines Tages halten.«
Während er das sagte, lächelte er, als ob er es ebenfalls amüsant finden würde. Er war wahrscheinlich erleichtert, dass sie ihn abgelehnt hatte. Das Ergebnis war ideal – er hatte das Richtige angeboten, musste es aber nicht wirklich tun.
»Ich hätte nicht erwartet, dass Sie trotz dieser Sache so guter Stimmung sein würden, wenn wir uns wiedersehen«, sagte sie.
»Ich verstehe Ihren Standpunkt, Miss Kelmsleigh. Ich habe keinen großen Anstoß daran genommen. Ein wenig Anstoß schon, aber nicht viel.«
Wieder dieses Lächeln. Sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht wie eine verzauberte Närrin anzusehen.
Ein Diener erschien in der Tür und kommunizierte seine Botschaft, ohne ein Wort zu sprechen.
»Mein Bruder ist bereit, Miss Kelmsleigh. Ich werde Sie jetzt zu ihm bringen.«
Wittonburys Gemächer waren größer als die der meisten Häuser. Sie betraten einen Raum, der wie ein Vorzimmer wirkte.
Die hellen Wände und tiefroten Polster ließen einen schnell die Tatsache vergessen, dass es sich um einen eigentlich recht beengten Raum ohne Fenster handelte.
Ein korpulenter, rotwangiger Mann in steifer Kleidung begrüßte sie. Lord Sebastian stellte ihn als Dr. Fenwood vor.
»Ist mein Bruder wohlauf, Fenwood?«
»Das ist er, Sir. Er ist erfreut, dass Sie ihm Gesellschaft mitbringen. Er befindet sich in der Bibliothek.« Dr. Fenwood zögerte. »Lady Wittonbury ist gerade angekommen und ist bei ihm.«
»Hat mein Bruder nach ihr geschickt?«
»Ich glaube nicht, Sir.«
»Was für eine Fügung, Miss Kelmsleigh, dass meine Mutter ebenfalls zu uns stößt«, sagte er, während er sie zu einer Tür auf der linken Seite eskortierte.
»Sie meinen eine glückliche Fügung?«
»Das bezweifle ich.«
Die Bibliothek entpuppte sich als wesentlich größer als das Vorzimmer und hatte den Vorteil großer Fenster an zwei Seiten. Sie war doppelt so groß wie die Bibliothek im Haus ihrer Familie und ließ sie an eine öffentliche Bücherei denken.
Ihre Betrachtung der Regale und dunklen Einbände, des Orientteppichs und der hohen Fenster endete abrupt, als sie die Marchioness in der Nähe des Kamins sitzen sah.
Lady Wittonbury war eine beeindruckende Erscheinung. Alle anderen Beschreibungen wären unzutreffend. Audrianna zählte sie innerlich dennoch auf. Selbst in ihrem fortgeschrittenen Alter noch schön, mit den intensiven dunklen Augen ihres jüngeren Sohnes, einer hochgewachsenen, schlanken Figur und einer Kaskade ebenholzfarbenen Haars. Gebieterisch saß sie da, ihr Rücken so gerade wie ein Eisenstab, ihre Haltung königlich. Sie fesselte Audriannas Aufmerksamkeit so vollkommen, dass sie ein paar Augenblicke brauchte, um den Mann in dem tiefen Sessel neben ihr zu bemerken.
Er saß im Schatten und nur sein Gesicht, das Halstuch und der Hemdkragen leuchteten in der
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