Ein Sohn für den Scheich
schon nach wenigen Stunden in ihr Gegenteil verkehrt.
Denn anstatt Leona das Gefühl der Sicherheit zu geben, hatte er sie förmlich dazu gezwungen, sich in Lebensgefahr zu bringen, nur um vor ihm zu fliehen. Und dass ihre Ehe keinerlei Zukunft hatte, hatte spätestens ihre Reaktion auf seinen unüberlegten Vorschlag bewiesen.
Der Gedanke, ein Kind auf anderem Weg als dem natürlichen zu zeugen, war ebenso absurd wie der, eine andere Frau zur Mutter seines Sohnes zu machen. Leona würde sich mit einer Rolle als Zweitfrau niemals abfinden, und er hatte nicht vor, etwas Derartiges von ihr zu verlangen.
Dennoch stand ihrem Glück ein unüberwindbares Hindernis im Weg. Leona fühlte sich verpflichtet, ihm einen Erben zu schenken, und da sie sich dazu außerstande fühlte, gab es nichts, was sie dazu bewegen konnte, seine Frau zu bleiben.
Nicht einmal mit dem Vorschlag, auf den Thronanspruch zu verzichten, könnte Hassan den gordischen Knoten durchschlagen. Ehe sich Leona darauf einließ, würde sie das Problem lösen, indem sie …
Plötzlich meinte Hassan zu wissen, warum sie nicht aus dem Bad zurückkam. Panisch vor Angst, lief er zur Tür, doch Bruchteile von Sekunden, bevor er sie aufbrechen konnte, öffnete sie sich, und Leona kam ihm entgegen. Sie hatte sich ein Badetuch umgelegt, und das feuchte Haar fiel ihr über die bloßen Schultern.
Der Anblick verzauberte Hassan so sehr, dass er alle guten Vorsätze, die er in den vergangenen Minuten gefasst hatte, augenblicklich vergaß. Ohne sich zu besinnen, nahm er Leona in die Arme und zog sie an sich, um ihr mit einem leidenschaftlichen Kuss zu verstehen zu geben, wie sehr ihn die verfahrene Situation schmerzte, in die er sie beide gebracht hatte.
“Hassan”, sagte sie leise, als er den Kopf wieder hob. “So kann es nicht weiter…”
“Bitte nicht jetzt, Leona”, unterbrach er sie. “Lass uns für eine Nacht alles vergessen, was uns daran hindert, miteinander glücklich zu sein. Wenigstens für diese eine Nacht”, wiederholte er nachdrücklich.
Ehe sie etwas erwidern konnte, wandte er sich um und ging zum Bett, um den seidenen Kimono zu holen, den er für sie bereitgelegt hatte. Erst als sie Hassan nachsah, fiel Leona auf, dass er die Zeit, die sie im Bad verbracht hatte, nicht ungenutzt gelassen hatte.
Ihr Kleid, das eben noch auf dem Fußboden gelegen hatte, hing säuberlich auf einem Bügel, und im Zentrum des Raumes befand sich nun ein Tisch, auf dem ein Abendessen für zwei Personen bereitstand. Die Beleuchtung war gedämpft worden, damit das Kerzenlicht besser zur Geltung kam, das sein warmes Licht im Raum verbreitete.
Die Absicht, die Hassan damit verfolgte, war Leona sofort klar, und der Blick, mit dem er sie ansah, als er auf sie zukam, bestätigte sie in ihrer Annahme.
Die Mühe hatte er sich nur gemacht, um der ersten Verführung eine zweite folgen zu lassen, und sein Wunsch, die Fortsetzung des Gesprächs bis zum nächsten Tag zu verschieben, bedeutete nicht, dass er die Zeit bis dahin ungenutzt verstreichen lassen wollte.
Im ersten Moment war Leona geneigt, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Doch als er schließlich vor ihr stand, besann sie sich eines Besseren.
“Einverstanden”, willigte sie auch in jene Teile seines Vorschlags ein, über die er sich bislang tunlichst ausgeschwiegen hatte. “Du musst mir aber versprechen, mich morgen zurück nach San Estéban zu bringen”, schränkte sie ein.
Hassans erster Impuls war, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu machen und ihre Bedingung rundheraus abzulehnen. “Darüber reden wir morgen”, erwiderte er schließlich ausweichend und hielt ihr den Kimono so hin, dass sie nur das Handtuch fallen zu lassen brauchte, um hineinzugleiten.
Gespannt erwartete er, ob Leona sich mit der Antwort zufriedengeben und zum Zeichen, dass sie ihren Widerstand aufgegeben hatte, vor seinen Augen entblößen würde.
Als das Handtuch endlich zu Boden glitt und Leona die Arme in die weit geschnittenen Ärmel des Kimonos schob, war Hassan versucht, sie augenblicklich an sich zu ziehen und ihr zu zeigen, dass sein Verlangen schier unstillbar war.
Widerwillig beschränkte er sich jedoch darauf, ihr die Hände auf die Schultern zu legen und langsam zu den Hüften gleiten zu lassen, um schließlich den seidenen Gürtel um ihre Taille zu schließen.
“Ich wusste gar nicht, dass du ein richtiger Kavalier sein kannst”, bemerkte Leona provozierend.
“Ich, ehrlich gesagt, auch nicht”,
Weitere Kostenlose Bücher