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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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daß man einen Waffenstillstand beschlossen habe. Bizeps-Karle singe eine Lobesarie auf den Doktor, und viele schlössen sich ihm an. »Die Rache des ›Lord‹ bröckelt ab wie getrocknete Scheiße, Dokterchen«, sagte Edy plastisch. »Dürfen wir wiederkommen?«
    »Nur als normale Patienten. Es gibt keinen Koks mehr, kein Morphium, kein Eukodal, Dilaudid, Scophedal, Pantopon und Scopolamin. Aus ist es! Privat oder auf Krankenschein, aber nur, wenn ihr wirklich die Zunge aus dem Hals hängen habt.«
    »Katzen-Else hat 'nen Tripper … Dokterchen.«
    »Meldung beim Gesundheitsamt.«
    »Scheiße! Aber Louis hustet.«
    »Wo?«
    »Mit der Lunge … womit sonst? Können wir kommen?«
    »Natürlich.« Dr. Corell legte auf. Er blieb ihr Arzt, ganz gleich, wie sich alles entwickelte. Sie kamen wieder, mit all dem verborgenen Leid, das es auch in der Gosse gibt. Irgendwie rührte ihn das.
    »Auch die ekligste Ratte hat Schmerzen«, sagte er zu Danica. »Ein Kranker ist ein Kranker, man kann sie nicht aussortieren, ob sie einem gefallen oder nicht.«
    Die Praxis nahm einen steilen Aufstieg. Mit Robics Geld wurden die ersten Raten bezahlt, dann kamen schon die ersten Gelder der Privatpatienten in die Kasse, und am Monatsletzten besuchte Corell wieder die kassenärztliche Vereinigung und die AOK, legte dreihundert Krankenscheine vor und bat um etwas, was einige seiner Kollegen notorisch taten, nicht aus Armut, sondern um ihre zum Teil sehr kostspieligen Hobbies zu finanzieren: Er verlangte einen Vorschuß auf die kommenden Abrechnungen.
    Knirschend gewährte man ihm eine Abschlagszahlung. Dreihundert Scheine in vier Wochen. Wenn das so weiterging, würde sich gegen Corell eine Phalanx von neidischen Kollegen aufbauen. Bisher war er als ›Arzt der Diebe und Zuhälter‹ ein Außenseiter gewesen, aber jetzt sprach es sich herum – und vor allem die weiblichen Patienten schwärmten von ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit – daß dieser Dr. Alexander Corell ein toller Mann sei, der Zeit für seine Kranken habe, nachts zu jeder Stunde käme, nie mürrisch oder müde sei, präzise Diagnosen stelle und auch sonst – o lala – ein Teufelskerl sei.
    »Das Wundertier von früher räkelt sich wieder«, sagte am Ärztestammtisch im Weinhaus ›Siegismund-Keller‹ der Facharzt für Innere Medizin, Dr. Rupprecht. Er war der Sprecher des Stammtisches und Mitglied feudaler Vereine; mit ihm es sich zu verderben, hieß, gesellschaftlich auf das Nebengleis geschoben zu werden. »Es muß etwas geschehen, meine Herren. Erinnern wir uns doch an die Zeit, als Corell unter uns war. Na, ich bitte! Soll das wiederkommen? Sollen wir unsere Frauen einschließen oder ihnen Keuschheitsgürtel umlegen, wenn wir auf Nachtbesuch fahren? Außerdem: Corell soll mit einer Mätresse zusammenleben, ein junges Ding, Jugoslawin, offiziell seine Sprechstundenhilfe. Ich sage Ihnen: Diese Praxis ist ein Puff! Wenn Sie, liebe Kollegen, das so beiläufig in Ihren Gesprächen durchklingen lassen –«
    Der Rufmord an Dr. Corell begann sich zu etablieren. Die Stimmen aus dem Hinterhalt, die Hetze aus dem Dunkel, die Treibjagd mit lautlosen Patronen wurde angeblasen. Vernichtet Dr. Corell. Wer einmal im Dreck gelegen hat, kann sich einen Frack umlegen … er stinkt nach Gosse! Corell spürte es deutlich … er bekam keine Einladungen zu ärztlichen Zusammenkünften, Tagungen, Kursen oder Aussprachen. Selbst einige große Arzneimittelfirmen schickten ihm keine Ärztemuster mehr. Vom Gesundheitsamt erschien eine Kommission, um die ›Hygiene‹ seiner Praxis zu prüfen. Corell warf die drei Beamten hinaus. Die Abkapselung war im vollen Gang, – in der Gesellschaft, bei Cocktailpartys, Kaffeeklatsch der Damen, Herrenabenden, Geburtstagsfeiern, Jubiläen, überall dort, wo ›man‹ zusammenkam, war das Thema Dr. Corell gleichbedeutend mit einem Ansitz auf ein abschußwürdiges Stück Wild.
    Corell sah und hörte das alles, aber er unternahm nichts. Seine Praxis wuchs, Robic fuhr nach Piran zurück, zufrieden, glücklich, sein Töchterchen im kapitalistischen Himmel zu sehen – worüber er, anstandshalber als Kommunist, mit Corell diskutierte und ihn einen Ausbeuter nannte –, die Kranken mußten nach acht Wochen mit Nummernkarten versehen werden, auf denen die ungefähre Uhrzeit ihrer Untersuchung vermerkt stand, damit sie nicht zu lange warten brauchten … es war eine strahlende Wiederkehr des Dr. Corell, die ihre geheime Krönung erfuhr, als der ›Lord‹

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